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Prima Stimmung. Berlins Handwerkspräsident Stephan Schwarz. Foto: dpa

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Positive Wirkung: Konjunkturprogramm II: Das Geld ist weg

Die Mittel des Konjunkturprogramms II sind in Berlin vergeben – das Handwerk hat profitiert.

Berlin - Das Berliner Handwerk steht auf ungewöhnlich goldenem Boden. Die Stimmung in den Betrieben ist derzeit so gut wie zuletzt 1994. Und der Auftragsbestand ist so groß, dass die Firmen in jedem Fall die kommenden acht Wochen zu tun haben. Vor einem Jahr reichte der Auftragsbestand nur für 4,5 Wochen. „Im Augenblick ist es schwierig, Handwerker zu finden, die Aufträge entgegennehmen“, sagte Stephan Schwarz, Präsident der Berliner Handwerkskammer am Montagabend in Berlin. Das hängt auch zusammen mit dem Konjunkturprogramm II, „das sich speziell für das Berliner Bau- und Ausbauhandwerk sehr vorteilhaft auswirkt“. Schwarz machte der Senatsfinanzverwaltung ein „großes Kompliment für das sehr gute Projektmanagement“. Für alle 783 Maßnahmen, die im Rahmen das Konjunkturprogramms finanziert werden, seien inzwischen die Aufträge erteilt – und zwar zu rund 70 Prozent an Berliner Unternehmen.

Doch so schön die Gegenwart auch ist – die Handwerker wollen Personal einstellen und mehr investieren, Schwarz sorgt sich bereits um die Zukunft. Vor allem wegen der geringen öffentlichen Investitionen in Berlin, unsicherer Infrastrukturprojekte (A 100) und wegen des Fachkräftemangels. Bei den Investitionen hofft der Handwerkspräsident unter anderem auf das „Schlaglochprogramm“ des Senats: Die Kosten für Reparaturarbeiten im Berliner Straßennetz würden auf knapp 500 Millionen Euro veranschlagt. Ein stetiger Einsatz der Mittel sei hier erforderlich, da andernfalls die Reparaturkosten „exponentiell steigen“ würden, sagte Schwarz.

„Große Enttäuschung über den Wirtschaftssenator“ erlebte Schwarz im Zusammenhang mit dem 3,2 Kilometer langen Teilstück der A 100 zwischen Grenzallee und Straße am Treptower Park. Obwohl die Verbindung Bestandteil der Koalitionsvereinbarung sei, sträube sich die Linke gegen den Bau, der allein vom Bund mit 400 Millionen Euro finanziert werde. „Für die Berliner Wirtschaft ist die A 100 unglaublich wichtig“, doch der Senat sei „nicht in der Lage, Planungssicherheit zu gewährleisten“. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) habe sich bei dem Thema „weggeduckt“.

Der Handwerkspräsident lobte wiederum die „ganz gute Schulreform in Berlin“, die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen sei vernünftig. Es gebe inzwischen in Berlin rund 100 Patenschaften von Handwerksbetrieben mit Schulen, die dazu beitrügen, dass die Betriebe auch ausreichen Nachwuchs bekämen. Doch alles in allem hat jeder fünfte Betrieb offene Stellen zu besetzen – vor allem mit Fachkräften und Auszubildenden. Bereits in fünf Jahren könnten einer Prognose zufolge rund 270 000 Arbeitsplätze in der Berliner Wirtschaft insgesamt nicht besetzt werden. Schwarz appellierte deshalb dafür, „bisher eher vernachlässigte Personengruppen in den Fokus des Arbeitsmarkts zu rücken, also Migranten und Ältere, Alleinerziehende und junge Menschen, denen die sogenannte Ausbildungsreife noch fehlt. Der Anteil der Schulabgänger mit Migrationshintergrund wird Schwarz zufolge in den nächsten Jahren bei 25 Prozent liegen.

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