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Sicher zustellen. Die De-Mail könnte in Zukunft den klassischen Brief ablösen.

© Cinetext

E-Mail: Post auf neuen Wegen

Briefe schreiben war gestern. Am Mittwoch startet die Deutsche Post mit der sicheren E-Mail. Andere wollen dem Konzern Konkurrenz machen.

Was das Telefon und das Fax nicht schafften, der E-Mail könnte es gelingen: Sie könnte den Brief verdrängen. Schon heute sorgt die elektronische Kommunikation dafür, dass immer weniger Briefe verschickt werden. Allerdings gibt es ein Problem: E-Mails sind eine unsichere Sache. Sie können im Netz quasi wie Postkarten mitgelesen und ihre Inhalte verändert werden. Dabei können sich Absender und Empfänger nie sicher sein, mit wem genau sie gerade kommunizieren und ob eine E-Mail auch tatsächlich bei der richtigen Person angekommen ist. Daher muss auch der gewiefteste Internetnutzer in vielen Fällen auf den Brief zurückgreifen, wenn er mit seiner Versicherung, seinem Arbeitgeber oder Behörden kommunizieren will.

Das alles soll sich ändern mit der De-Mail. Sie soll verbindlich, vertraulich und verlässlich sein – somit ein vollwertiger Ersatz für den Brief. Damit wiederum wird sie zu einer Bedrohung für das Kerngeschäft der Deutschen Post. Die nimmt die Herausforderung an und startet kommende Woche mit dem E-Postbrief. Andere Unternehmen stehen mit ähnlichen Angeboten bereits in den Startlöchern.

De-Mail ist ein Projekt der Bundesregierung. Es soll den rechtsverbindlichen und vertraulichen Versand von Dokumenten und Nachrichten über das Internet ermöglichen. Um die Grundlagen dafür zu schaffen, wird gerade an einem Gesetz gearbeitet. Noch in diesem Jahr soll es fertig werden, verspricht Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dessen Ministerium die Federführung bei der Gesetzgebung hat. Die De-Mail soll aber keine staatliche Angelegenheit sein, sondern von privaten Providern angeboten werden, die dafür jedoch zuvor eine staatliche Zulassung brauchen.

Es gibt bereits heute Möglichkeiten, E-Mails zu verschlüsseln und sicher zu machen. Doch es fehlt ein einheitliches System, das massentauglich und so einfach ist, dass es von jedermann genutzt werden kann. Für De-Mail wird man keine zusätzliche Software, Installationen oder Geräte wie etwa einen Kartenleser brauchen. Jedoch ist am Anfang eine Registrierung nötig, bei der man sich zuverlässig identifizieren muss, zum Beispiel durch das Post-Ident-Verfahren oder mit dem neuen Personalausweis. Um eine De-Mail zu versenden, meldet man sich mit einem Passwort im System an. Für jede Mail gibt es eine Transaktionsnummer (Tan). Die bekommt man per SMS aufs Handy geschickt, ein ähnliches Verfahren wie heute bereits beim Online-Banking.

„Einfach wie eine E-Mail, so sicher wie ein Brief“, so preist die Post den E-Postbrief an, den sie am Mittwoch in Bonn vorstellen will. Am selben Tag soll das entsprechende Internetportal eröffnet werden. Damit bietet der Konzern bereits sichere E-Mails an, die den Erfordernissen der De-Mail genügen sollen, bevor das De-Mail-Gesetz überhaupt da ist. „Wir unterstützen die Initiative des Innenministers und gestalten sie aktiv mit“, sagte ein Post-Sprecher dem Tagesspiegel. „Wir streben an, uns zertifizieren zu lassen, sobald das Gesetz da ist.“

An dem Pilotprojekt in Friedrichshafen, das im Frühjahr erfolgreich abgeschlossen wurde, hatte sich die Post jedoch nicht beteiligt. „Wir bringen unser Kernprodukt ins Internet. Das müssen wir selber machen, da sind wir nicht auf Partner angewiesen“, erklärt der Post- Sprecher. Der E-Postbrief erfülle alle versprechen des normalen Briefes, wie etwa das Briefgeheimnis, er nutze nur ein anderes, schnelleres Transportmittel, das Internet. Dass die Post dabei neue Konkurrenz bekommt, „finden wir nicht schlimm“, meint der Sprecher.

Dabei sein werden in jedem Fall die Provider GMX und Web.de aus dem Konzern United Internet und die Deutsche Telekom. Diese hatten sich an dem Pilotprojekt in Friedrichshafen beteiligt. Die Telekom will erst im kommenden Jahr mit De-Mail starten. Wer allerdings in der Nähe des Bodensees wohnt, kann das Telekom-Produkt bis Jahresende weiter kostenlos testen. Was die De-Mail kosten wird, wenn Gesetz und Produkt fertig sind, dazu äußern sich derzeit weder die Telekom noch die Post. Der Preis für eine De-Mail wird sich wohl zwischen 15 und 20 Cent bewegen. Klar ist, dass der E-Postbrief auf absehbare Zeit der Post nicht die hohen Gewinne bringen wird, wie es früher der traditionelle Brief tat.

Bei GMX und Web.de kann man sich bereits für den neuen Service registrieren lassen, auch wenn beide Provider noch gar kein fertiges De-Mail-Produkt haben. Hintergrund ist, dass die Adressen alle die Form Vorname.Nachname@providerxyz.de-mail.de haben werden. Gibt es dann bei einem Provider mehrere Personen mit gleichem Namen, werden die Adressen durchnummeriert.

Nicht nur für Privatleute wird die sichere elektronische Post Erleichterungen bringen. Viele Unternehmen, Versicherungskonzerne und Banken versprechen sich erhebliche Einsparungen, wenn sie Lohnabrechnungen, Anträge und Formulare nicht mehr drucken und verschicken müssen. Zudem erhoffen sie sich eine schnellere und zugleich fehlerfreie Kommunikation mit ihren Mitarbeitern und Kunden, wenn diese ohne Medienbruch allein auf elektronischem Wege stattfindet. Denn heute müssen viele Schreiben eingescannt oder auf andere Weise in digitale Form gebracht werden, was teuer, langsam und eben fehleranfällig ist.

Wer keinen Internetanschluss hat, muss sich keine Sorgen machen, künftig keine Post mehr zu bekommen. Wer sich nicht bei De-Mail registriert, bekommt als E-Mail abgesandte Schreiben weiterhin ausgedruckt in den Briefkasten. Diese Variante heißt dann Hybridbrief.

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