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Wirtschaft: Postbank strebt in die erste Banken-Liga

Integration des Finanzdienstleisters BHW kostet Arbeitsplätze / Gewinn 2005 um 13 Prozent gestiegen

Frankfurt am Main - Die Postbank will nach der Übernahme des Finanzdienstleisters BHW in der internationalen Liga der profitabelsten Großbanken mitspielen. Die Integration der BHW und die Übernahme von 850 Post-Filialen zum Jahresanfang werden zugleich bei der Postbank offenbar etliche Arbeitsplätze kosten.

Vorstandschef Wulf von Schimmelmann wollte am Montag auf der Bilanz-Pressekonferenz keine Größenordnung nennen. Betriebsbedingte Kündigungen bei den derzeit rund 25 000 Mitarbeitern sollen aber vermieden werden. Für 2006 sind sie aufgrund der Tarifverträge ausgeschlossen. Trotz eines neuen Rekordgewinns hat die Postbank ohne BHW und Postfilialen bereits im vergangenen Jahr rund 800 Arbeitsplätze gestrichen. Derzeit sind bei der Postbank noch 9200, bei der BHW 4000 und in den 850 Filialen rund 9500 Mitarbeiter beschäftigt.

Schwerpunktmäßig dürfte der Abbau von Überkapazitäten vor allem BHW treffen. „Klar ist, dass wir innerhalb unserer Gruppe viele Funktionen nur einmal benötigen und Doppelarbeiten auflösen“, sagte von Schimmelmann. Zahlreiche Aufgaben würden aus der BHW Bank und der BHW Holding in die BHW Bausparkasse oder in die Postbank ausgelagert. Allerdings gebe es auch Überschneidungen zwischen Bausparkasse und Postbank. Der Standort der BHW-Zentrale in Hameln soll allerdings erhalten bleiben. Am Mittwoch will der Vorstand erste Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen aller Bereiche aufnehmen.

Möglicherweise kann ein größerer Stellenabbau durch das Wachstum der neu formierten Gruppe aufgefangen werden. Das Zusammengehen mit der Bausparkasse BHW sei „eine Fusion in den Markt hinein, für mehr Neugeschäft“, sagte von Schimmelmann. „Wir wissen aber nicht, ob das für einen Ausgleich reicht.“ Der Postbank-Chef ist allerdings überzeugt, dass die 1,79 Milliarden Euro teure Übernahme und der Kauf der 850 Post-Filialen mehr bringt als bislang erwartet. Bis 2008 soll die Eigenkapitalrendite vor Steuern – zentrale Kennziffer für die Profitabilität von Banken – von derzeit 14,6 auf 20 Prozent steigen. Zum Vergleich: Branchenprimus Deutsche Bank ist bereits 2005 auf eine Rendite von 25 Prozent gekommen, sieht sich damit auf Augenhöhe mit den ausländischen Rivalen und will dieses Niveau halten. Die Commerzbank strebt bis Ende des Jahrzehnts eine Vorsteuerrendite von gut 20 Prozent an. Der Gewinn-Beitrag der BHW soll 2009 bei 130 Millionen Euro liegen, die Synergien bei 100 Millionen Euro. Das ist etwa doppelt so viel, wie von Schimmelmann bei der Bekanntgabe der Übernahme im vergangenen Herbst angegeben hatte.

Mit der neuen Gruppe und den jetzt insgesamt 14,5 Millionen Kunden will die Postbank zur Nummer eins in Deutschland als Finanzdienstleister für Privatkunden und als Serviceanbieter für Unternehmen auftreten. „In der großen Zahl der Kunden liegt der wahre Schatz der Postbank. Dieses Potential wollen wir ausschöpfen“, sagt von Schimmelmann. Im Jahr 2005 konnte die Bank rund 700 000 neue Kunden gewinnen, geplant hatte sie nur mit 600 000. Rund 482 000 Kunden entschieden sich für ein Girokonto. Auch im Privatkreditgeschäft konnte die Postbank um 32 auf 1,6 Milliarden Euro zulegen.

Unter dem Strich erreichte die Post-Tochter 2005 einen Vorsteuergewinn von 719 Millionen Euro und damit elf Prozent mehr als 2004. Auch nach Steuern verbuchte die Postbank mit 492 Millionen Euro (plus 13 Prozent) einen neuen Rekordgewinn. Die Dividende soll gleichwohl bei 1,25 Euro bleiben. Damit schüttet die Postbank rund 205 Millionen aus. Die im M-Dax notierte Postbank-Aktie verlor am Montagfast 0,9 Prozent auf 58,88 Euro. Seit dem Börsengang im Sommer 2004 hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.

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