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Wirtschaft: Postbank verdient glänzend

Zahl der Kunden steigt auf 11,5 Millionen/Mehr Baufinanzierungen und Geldanlage im Angebot

Frankfurt (Main) - Nach den Turbulenzen um den Börsengang vor einigen Wochen konzentriert sich die Deutsche Postbank wieder auf das operative Geschäft. Vorstandsvorsitzender Wulf von Schimmelmann bezeichnete am Montag das zweite Quartal 2004 als das erfolgreichste Vierteljahr der Unternehmensgeschichte. Man habe rund 190000 Kunden neu gewinnen können, neun Prozent mehr als in der Vergleichszeit des Vorjahres. Vor allem die Kunden der Sparkassen hätten sich für einen Wechsel entschieden, das Sparvolumen bei der Postbank habe bei einer Kundenzahl von insgesamt 11,5 Millionen erstmals die „Traummarke“ von 40 Milliarden Euro übersprungen.

Die Postbank will sich aber nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern den Sparbuchanlegern verstärkt Baufinanzierungen, Verbraucherkredite und Fonds verkaufen. Auch hat die Postbank nach wie vor Interesse an einer Übernahme der Hanseatic-Bank von der Otto- Gruppe. Außerdem sollen für das zweite Standbein der Bank – die Abwicklung des Zahlungsverkehrs für andere Geldinstitute – neue Kunden etwa aus dem Sparkassenlager oder den Volks- und Raiffeisenbanken gewonnen werden. Entsprechende Gespräche liefen bereits.

Der Konzerngewinn erreichte im zweiten Quartal dank höherer Überschüsse im Zins- und Handelsgeschäft 95 Millionen Euro nach 92 Millionen Euro im ersten Vierteljahr. Im Mittel der Prognosen hatten die Analysten unter dem Strich einen Gewinn von 91 Millionen erwartet. Die Postbank-Aktie, die seit dem 23. Juni an der Börse ist, verlor trotzdem rund 2,2 Prozent auf 27,90 Euro. Sie sackt damit unter den Ausgabekurs. Der hatte bei 28,50 Euro gelegen. Analysten sprachen auch lediglich von soliden Zahlen, aber keinem herausragenden Ergebnis.

Der Börsengang der Postbank hatte lange Zeit auf der Kippe gestanden. Nach Kritik seitens großer Fondsgesellschaften und einem internen Papier der konsortialführenden Deutschen Bank, das den Wert der Postbank niedriger ansetzte als offiziell geplant, musste die Preisspanne gesenkt werden. Um für die Mutter Deutsche Post auf den Minimalerlös von 2,6 Milliarden Euro zu kommen, wurde zusätzlich zum Börsengang eine Wandelanleihe aufgelegt.

Von Schimmelmann kündigte an, dass die Turbulenzen rund um den Börsengang bei der Bezahlung der Konsortialbanken – neben der Deutschen Bank war Morgan Stanley in der Führung – berücksichtigt würden. Neben einer rein rechnerischen Komponente sei ein Bonus vereinbart, über den noch nicht abschließend entschieden sei.„Wir werden da nicht ganz groß in die Tasten greifen“, sagte der Vorstandschef. Der Börsengang war zusätzlich erschwert worden, als Kaufabsichten der Deutschen Bank für die Postbank durchgesickert waren. „Die Diskussion hätte ich mir gerne erspart“, sagte von Schimmelmann dazu.

Bis 2006 will die Postbank bei der Eigenkapitalrendite auf 15 Prozent von jetzt 13,5 Prozent kommen, die Kosten-Ertrags-Relation soll auf 65 (70,9) Prozent sinken. Um einen Euro einzunehmen, müssten dann 65 Cent aufgewendet werden. Das Vorsteuerergebnis im Konzern soll 2004 um 15 Prozent steigen, das würde 572 Millionen Euro entsprechen.

Um die Ziele zu erreichen, soll die Abwicklung des Zahlungsverkehrs ausgebaut werden. Die Integration der entsprechenden Bereiche von der Dresdner Bank (zum 1. Mai übernommen) und der Deutschen Bank (zum 1. Juli) komme zügig voran, erklärte Berensmann. Der Bereich schreibe schwarze Zahlen. Von den übernommenen 1700 Mitarbeitern sollen 800 weiter beschäftigt werden, elf Standorte werden geschlossen. Im kommenden Jahr sollen aus dem „Transaction Banking“ 200 Millionen bis 300 Millionen Euro an Erträgen generiert werden, im zweiten Quartal seien es 43 Millionen Euro gewesen. Insgesamt wickelt die Postbank 5,7 Milliarden Transaktionen pro Jahr ab. HB

Peter Köhler

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