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Wirtschaft: Praktiker-Baumarkt kauft Max Bahr

Bei der Übernahme der Hamburger Kette gehen Marktführer Obi und der Investor Permira leer aus

Berlin - Das Bietergefecht um die Baumarktkette Max Bahr ist entschieden. Praktiker, die Nummer zwei in Deutschland, wird die bundesweit 77 Standorte des kleineren Hamburger Konkurrenten übernehmen. Das teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit. Das Kartellamt muss dem Kauf noch zustimmen. Zum Preis machten die Unternehmen keine Angaben. In Branchenkreisen geht man von einer Summe zwischen 750 Millionen und 1,2 Milliarden Euro aus.

Für Max Bahr, die Nummer neun der Branche in Deutschland, hatten nach „Handelsblatt“-Informationen auch die TengelmannTochter Obi und die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft Permira geboten. Permira zieht nun bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit den Kürzeren: Erst im vergangenen Herbst hatte sie sich vergeblich um die Praktiker-Märkte bemüht.

Praktiker beabsichtigt nach eigener Aussage, Max Bahr als serviceorientierte Premiummarke weiterzuführen. Wolfgang Werner, der Praktiker-Vorstandschef, sprach gestern von „einer idealen Ergänzung“. Neben dem preisaggressiven und discountorientierten Praktiker-Konzept (Eigenwerbung: „Hier spricht der Preis“) für kleinere und mittelgroße Verkaufsflächen bekomme man nun mit Max Bahr ein Unternehmen, das sich in der Vergangenheit als Premiumkonzept für die Großfläche bewährt habe. In der Branche wird das etwas anders gesehen: „Für uns ist der Kauf eine große Überraschung“, sagte ein Branchenkenner dem Tagesspiegel. „Die Konzepte beider Märkte passen nicht zusammen, es gibt kaum Synergieeffekte.“

Standortschließungen seien nach der Übernahme „im Moment nicht geplant“, sagte ein Praktiker-Sprecher auf Anfrage. Es gebe aber Überlegungen, gewisse Praktiker-Märkte in Max-Bahr-Märkte umzuwandeln – und umgekehrt. Bei Max Bahr geht man nicht davon aus, dass es Entlassungen geben wird. „Beide Unternehmen verfolgen eine Wachstumsstrategie“, sagte eine Sprecherin der Gesellschafter dieser Zeitung. „Das schließt im Prinzip einen Stellenabbau aus.“

Baumärkte haben in den vergangenen Jahren von der „Geiz-ist-geil“-Mentalität der Deutschen profitiert. Um zu sparen, rufen immer weniger Verbraucher einen Profihandwerker und greifen lieber selbst zum Schlagbohrer. „Für die Baumärkte war das die Erfolgsstory der letzten Jahre“, sagt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank. Noch ist der Markt in Deutschland sehr zersplittert. Die 56 Baumarktbetreiber, die es hier gibt, haben insgesamt rund 4200 Märkte, allein im letzten Jahr eröffneten 64 neue. Der Wettbewerb wird über Fläche und Preis ausgetragen und ist brutal. In der Branche rechnet man damit, dass er noch lange nicht beendet ist.pet/cs (HB)

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