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Schokolade

© Fotex

Preisabsprachen: Razzia bei Süßwarenherstellern

Sieben Unternehmen sollen Preiserhöhungen abgesprochen haben. Das Bundeskartellamt ermittelt. Auch der Marktführer Ferrero bekam Besuch von den Preisfahndern.

Berlin - Führende Süßwarenhersteller in Deutschland stehen im Verdacht, Preiserhöhungen abgesprochen zu haben. Das Bundeskartellamt leitete ein Verfahren wegen des Verdachts illegaler Preisabsprachen ein, wie die Behörde am Montag in Bonn mitteilte. Zuvor waren die Geschäftsräume von sieben Unternehmen durchsucht worden. Der Schwerpunkt lag auf Schokoladen-Herstellern, aber auch die Haribo-Zentrale wurde untersucht, wie der Bonner Fruchtgummi-Hersteller bestätigte.

Auch Marktführer Ferrero bekam nach eigenen Angaben am vergangenen Donnerstag Besuch von den Kartellamtsfahndern. „Wir arbeiten mit der Behörde zusammen“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel am Montag. Das italienische Unternehmen, dessen Deutschlandsitz in Frankfurt am Main angesiedelt ist, begrüße die Untersuchungen. Da die Ferrero Gruppe kartellrechtliche Vorschriften „strikt“ beachte, habe man die gewünschten Unterlagen auch freiwillig übergeben. „Ende Dezember haben wir die Preise von vier von insgesamt 26 Produkten erhöht“, sagte die Sprecherin. Kinderriegel, Kinderjoy, Duplo und Hanuta seien zwischen einem und sechs Prozent teurer geworden. Der Grund seien die teureren Rohstoffe wie Milchpulver oder Kakaoöl. Zuvor seien die Preise von Ferrero-Produkten im Oktober 2007 angehoben worden, doch dies seien andere Produkte gewesen.

Auch Kraft-Foods-Sprecherin Silke Trösch erklärte, das Unternehmen wolle zu „einer schnellstmöglichen Aufklärung“ beitragen. Das Unternehmen habe die Preise für Milka-Schokolade zum Jahresbeginn „im ein- bis zweistelligen Bereich“ erhöht. Dies sei notwendig gewesen, um profitabel zu bleiben. Zuvor seien die Preise für Süßwaren zwei Jahre lang nicht erhöht worden. Das Familienunternehmen Ritter sowie die Schokoriegel-Hersteller Nestlé und Mars bestätigten ebenfalls, von den Ermittlungen betroffen zu sein. Das Familienunternehmen Storck (Merci, Knoppers) lehnte es ab, einen Kommentar abzugeben. Die Schweizer Hersteller Lindt & Sprüngli sowie Stollwerk (Sarotti) gaben an, dass gegen sie nicht ermittelt werde.

Anlass für das Verfahren des Kartellamts sind die nahezu zeitgleichen Preiserhöhungen der Branche. Auf der Internationalen Süßwarenmesse im Januar kündigten viele Unternehmen Preisanhebungen im zweistelligen Bereich an. Die baden-württembergische Alfred Ritter GmbH etwa verteuerte ihre Ritter-Sport- Tafeln Mitte Januar um rund ein Fünftel.

Für Klaus Reingen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie, ist das eine logische Konsequenz aus den „drastisch gestiegenen Rohstoffpreisen“, die die gesamte Lebensmittelbranche betreffe. So sei etwa Butter derzeit 65 Prozent teurer als noch vor einem Jahr, Glukose um 50 Prozent, und auch die Getreidepreise seien heute doppelt so hoch. Hauptgrund dafür sei die weltweit gestiegene Nachfrage nach diesen Rohstoffen, vor allem in den Entwicklungsländern. „Seit dem Herbst versuchen die Hersteller nun, die höheren Kosten an den Handel weiterzugeben“, sagte Reingen dieser Zeitung. Wann sie damit Erfolg hätten, sei sehr individuell. Generell aber müssten sich die Verbraucher auf höhere Lebensmittelpreise einstellen.

Die Kartellamtssprecherin erklärte allerdings, die Behörde gehe dem Verdacht nach, dass sich die Unternehmen darüber abgesprochen hätten, die Preise stärker anzuheben, als von der Rohstoff-Verteuerung erzwungen. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, drohen den Firmen Bußgelder, die bis zu zehn Prozent des Jahreskonzernumsatzes ausmachen können. Die Ermittlungen können nach Behördenangaben mehrere Monate dauern.

Juliane Schäuble

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