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Tolles Geschäft. Mit Heizöl verdienen Förderländer und Mineralölkonzerne so viel wie lange nicht. Dem Verbraucher bleibt nur die Hoffnung auf milde Temperaturen.

© dpa

Preisanstieg im März: Fast alles wird teurer

Teure Energie, steigende Rohstoffpreise sowie die Unsicherheit über die weiteren Folgen der japanischen Atomkatastrophe belasten zunehmend die Konjunktur in Deutschland. Im März stiegen die Preise um 2,1 Prozent und damit zum dritten Mal in Folge.

Wegen des Inflationsdrucks hatte die EZB in der vergangenen Woche den Leitzins von 1,0 auf 1,25 Prozent erhöht. Auch wegen dieser Zinswende ermittelte das Mannheimer Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) nun eine deutliche Abschwächung der Konjunkturerwartung. Dagegen schätzten die vom ZEW befragten Experten die aktuelle Lage noch durchweg positiv ein.

Damit liegen sie auf einer Linie mit den Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die in diesem Jahr eine Wachstumsrate von 2,7 Prozent und eine deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit erwarten. „Vor allem die inländische Nachfrage trägt mehr und mehr zum Wachstum bei“, meinte Ferdinand Fichtner, Leiter der Konjunkturpolitik beim DIW. Die Investitionstätigkeit bleibe „sehr dynamisch“, weil die Zinsen trotz der jüngsten Erhöhung „immer noch günstig“ seien. Und der private Konsum bekomme Schwung aufgrund der sinkenden Arbeitslosigkeit: Verbraucher in Arbeit geben mehr Geld aus als Verbraucher, die arbeitslos sind oder Angst um ihren Arbeitsplatz haben. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote bei 7,6 Prozent, das DIW erwartet einen Rückgang auf 7,2 Prozent.

Indes schwächen die Energiekosten die Kaufkraft erheblich. Das Statistische Bundesamt berichtete am Dienstag von einer Inflationsrate von 2,1 Prozent im März. Im Februar waren die Preise ebenfalls um 2,1 und im Januar um 2,0 Prozent gestiegen. Eine höhere Preissteigerung gab es zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Aktuell sind die größten Preistreiber Heizöl, das im März fast ein Drittel teurer war als vor einem Jahr, und Kraftstoffe (plus 11,2 Prozent). Aber auch für Strom (plus 7,6 Prozent) musste deutlich mehr bezahlt werden.

Nach Angaben der Statistiker hätte die Inflationsrate ohne Berücksichtigung dieser zusätzlichen Energiekosten im März nur bei 1,0 Prozent gelegen. Nahrungsmittel verteuerten sich dabei insgesamt um 2,2 Prozent – besonders auffällig in dieser Kategorie war der Sprung der Kaffeepreise um 15 Prozent. Immerhin gab es Fernseher und Notebooks im Schnitt um 16 beziehungsweise 13,7 Prozent günstiger als vor einem Jahr.

Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, wonach also hohe Tarifabschlüsse die Firmen zu weiteren Preiserhöhungen zwingen könnten, sieht das DIW derzeit nicht. „Die Tarifabschlüsse waren bislang moderat, so dass kein relevanter Preisdruck auf der Lohnseite entstanden ist“, sagte der frühere Wirtschaftsweise und Politikberater Bert Rürup, nun in seiner Funktion als Vorsitzender des DIW-Kuratoriums. Nach seiner Einschätzung sind in diesem Jahr Lohnsteigerungen von bis zu drei Prozent „für die Unternehmen gut zu verkraften“; Produktion und Produktivität der Firmen ließen das zu.

Gefährlicher könnten höhere Tarifabschlüsse im nächsten Jahr werden – dann tritt unter anderem die IG Metall wieder an, die 2011 keine Lohnverhandlungen für den größten deutschen Industriebereich führt. Den höchsten Branchenabschluss gab es bislang in diesem Jahr in der Chemieindustrie mit 4,1 Prozent. Allerdings ist der neue Tarif 15 Monate gültig, so dass die aufs Jahr gerechnete Erhöhung deutlich unter vier Prozent liegt.

Höhere Löhne und Gewinne führen zu höheren Steuer- und Beitragseinnahmen. Dadurch reduziert sich wiederum das staatliche Defizit 2011 auf 2,1 Prozent, im kommenden Jahr erwartet das DIW sogar eine Quote von nur noch 1,7 Prozent; die Maastricht-Grenze für den Anteil der jährlichen, staatlichen Kreditaufnahmen am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 3,0 Prozent. Dieser Erfolg der deutschen Haushaltskonsolidierung verdanke sich allein den höheren Einnahmen, meint das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. „Von Sparpaketen kann nicht wirklich die Rede sein“, kritisierte DIW-Ökonom Fichtner die Bundesregierung.

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