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Wirtschaft: Preispoker im Puppenhaus

Investoren ringen um die Traditionsfirma Zapf

Berlin - Generationen von kleinen Mädchen haben sie gewiegt und gestreichelt. Jetzt wird um die Puppen gepokert. Japaner und Amerikaner kämpfen um die Übernahme der angeschlagenen Traditionsfirma Zapf Creation. Im bayerischen Rödental, wo der Puppenbauer zu Hause ist, streiten Aufsichtsrat und Vorstand um die richtige Strategie.

Begonnen hat der Kampf um Zapf im Juni: Der japanische Spielzeugkonzern Bandai, Erfinder des elektronischen Haustiers „Tamagotschi“, kündigte an, 75 Prozent der bayerischen Firma kaufen zu wollen und bot den Aktionären 10,50 Euro pro Anteilsschein. Der Zapf-Vorstand würde gerne einschlagen: Die Produzenten von „Baby Born“ – der Puppe, die weinen kann – verliert seit Jahren an Umsatz und war 2005 nach einem Bilanzskandal tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Japaner, so die Hoffnung, könnten „Baby Born“ und ihren Schwestern neue Absatzmärkte in Asien und Nordamerika erschließen.

Vergangene Woche aber zeigte noch jemand Interesse an Zapf: Der amerikanische Puppenhersteller MGA Entertainment gab überraschend bekannt, dass das Unternehmen massenhaft Zapf-Aktien gekauft und schon 18 Prozent der Anteile besitze.

Am Montag nun war Zapf am Zug - und präsentierte sich reichlich uneinig: Der Aufsichtsrat sprach sich gegen das Angebot von Bandai aus, es sei zu niedrig. Der Vorstand hingegen plädiert für den Kauf durch die Japaner. MGA habe bisher nicht einmal ein Gespräch gesucht. „Die Aufsichtsräte spekulieren auf ein höheres Angebot von MGA“, heißt es in Branchenkreisen. „Und damit auf satte Gewinne für die Aktionäre.“

Bandai erklärte derweil, sein Angebot nicht erhöhen zu wollen. „Wir sehen keine Notwendigkeit, nachzubessern“ sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Das Angebot liege deutlich über dem tatsächlichen Wert der Firma.

Zapf blickt auf eine lange Tradition zurück. 1932 bauten Max und Rosa Zapf die erste Puppe in Rödental bei Coburg zusammen. Generationen später eroberten „Baby Born“, „Baby Annabell“ und „Chou Chou“ Mädchenherzen auf der ganzen Welt. 1999 ging das Unternehmen an die Börse. Seitdem büßte die Aktie fast 60 Prozent an Wert ein. Schuld daran waren hohe Gewinnversprechen, die das Managment von Zapf Creation immer wieder gab und immer wieder enttäuschte. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz erneut auf 140,7 Millionen Euro. Zapf wies einen Verlust von rund 27 Millionen Euro aus. Seit Jahren ist es dem Unternehmen nicht mehr gelungen, neues Spielzeug erfolgreich am Markt zu etablieren. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte binnen zwei Jahren um ein Drittel auf heute 374. Im vergangenen Jahr brachte eine Sonderprüfung Bilanzfälschungen ans Licht. Mehrere Mitglieder des Managements mussten daraufhin gehen, zuletzt Vorstandschef Thomas Eichhorn. Neuer Vorstand ist seit Februar der ehemalige Escada-Finanzchef Georg Kellinghusen. Er wollte den Konzern jetzt mit Hilfe der Japaner aus den roten Zahlen holen.

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