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Wirtschaft: Preiswert telefonieren: Günstige Nummern für Ortsgespräche

Call-by-Call im Ortsnetz gibt es nicht - eigentlich. Denn als 1998 der Telefonmarkt liberalisiert wurde, blieb das Monopol der Deutschen Telekom auf Ortsgespräche unangetastet.

Call-by-Call im Ortsnetz gibt es nicht - eigentlich. Denn als 1998 der Telefonmarkt liberalisiert wurde, blieb das Monopol der Deutschen Telekom auf Ortsgespräche unangetastet. Die Preise für Ferngespräche rauschten in den Keller: Nach Russland, Amerika, ja, sogar nach Neuseeland können die Deutschen nun wesentlich billiger telefonieren. Und auch innerhalb Deutschlands - jedoch nicht im Ortsnetz. Deshalb kam es häufig zu der - etwas absurden - Situation, dass ein Berliner aus Charlottenburg für seine Telefonate nach München weniger bezahlte als für die nach Neukölln. Doch nun hat sich ein Schlupfloch aufgetan, durch das Call-by-Call-Anbieter auch auf den lokalen Markt drängen können.

Beim Call-by-Call wählen die Kunden eine fünf- oder sechsstellige Netzkennzahl vor der eigentlichen Telefonnummer vor, um über einen anderen Anbieter zu telefonieren. Meistens ist keine Anmeldung nötig, so dass Call-by-Call eine sehr unverbindliche Sache ist. Über die üblichen Call-by-Call-Vorwahlnummern, wie 01024 oder 01051, dürfen jedoch keine Ortsgespräche angeboten werden - dazu muss erst das Telekommunikationsgesetz geändert werden. Ausgerechnet die sonst so teuren 0190er Nummern machen das Telefonieren jetzt billiger. Denn einige Telekommunikationsdienstleister bieten jetzt unter 0190er Nummern Call-by-Call an.

Über den Anbieter TeleDiscount zahlen Kunden, die die 0190 035 vorwählen, rund um die Uhr und an allen Tagen vier Pfennig pro Minute - auch im Ortsnetz. Das ist halb so viel wie die Telekom tagsüber verlangt. Der Kunde muss einfach die 0190 035 vorwählen und dann noch die komplette Telefonnummer - auch bei Ortsgesprächen samt Vorwahl. Bevor man mit dem gewünschten Gesprächspartner verbunden wird, wird noch der geltende Tarif angesagt. Es ist vorher keine Anmeldung nötig, es ist weder ein Mindestumsatz noch eine Grundgebühr gefordert. Die Abrechnung läuft über die Telekom, das heißt, die über TeleDiscounter geführten Gespräche erscheinen auf der normalen Telefonrechnung.

Es gibt zwei weitere Anbieter, die nun Call-by-Call im Ortnetz ermöglichen. Über Teledump mit der Vorwahl 0190 031 kostet die Minute zurzeit rund um die Uhr 5,5 Pfennig und seit ein paar Tagen bietet auch Fonfux mit der Vorwahl 0190 037 für 5,48 Pfennig pro Minute Call-by-Call im Ortsnetz an.

Die Angebote haben sich schon rumgesprochen - zum Leidwesen der Kunden. Denn nun sind die Leitungen häufig überlastet - gerade zu den Haupttelefonzeiten und auf dem Land, wo die Leitungskapazitäten nicht so groß sind. "Zu Leitungsengpässen kann es kommen, doch sie dauern meistens nur ein paar Sekunden", beruhigt ein Sprecher von 01051 Telecom, von denen TeleDiscount und Teledump die Telefonleitungen mieten. "Die paar Sekunden Warten sollten die Einsparung doch wert sein."

Ein weiterer Abstrich, den die Kunden bei diesen Diensten machen müssen: Aus Kostengründen betreiben die Unternehmen keine Call-Center. Höchstens eine Hotline wird angeboten, an der jedoch nur eine Telefonstimme automatisch Antworten auf häufig gestellte Fragen gibt. Verbraucherschützer sehen außerdem die Gefahr, dass sich die Anbieter mit den sehr günstigen Angeboten jetzt einen Namen machen wollen und dann später teurer werden. Deshalb sollten sich die Kunden weiterhin informieren, ob der von ihnen genutzte Anbieter auch tatsächlich noch der billigste ist. Und ein letztes bleibt zu bedenken: Nicht immer sind die alternativen Angebote günstiger - nachts ist die Deutsche Telekom im Ortsnetz am preiswertesten.

Hannah Wilhelm

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