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Wirtschaft: Premiere macht erstmals Gewinn

Abo-Sender hat 3,3 Millionen Kunden – neue Programme und Technik sollen den Kanal attraktiver machen

München - Der Abo-Fernsehsender Premiere hat erstmals in seiner vierzehnjährigen Unternehmensgeschichte in einem Halbjahr schwarze Zahlen geschrieben. Auch im gesamten Geschäftsjahr 2005 will der seit März börsennotierte Sender weitere Abonnenten gewinnen und deutlich mehr Umsatz machen.

Die gute Bilanz, die Senderchef Georg Kofler am Dienstag präsentierte, und sein optimistischer Ausblick konnten die Börse allerdings nicht überzeugen: Die im M-Dax notierte Premiere-Aktie legte zwar zunächst deutlich zu. Nach einer Telefonkonferenz herrschte aber Verwirrung, ob Premiere bei seiner Prognose Abstriche machen musste. Der Kurs gab am Dienstag 5,6 Prozent auf 27,75 Euro nach.

„Premiere hat im ersten Halbjahr 2005 eine solide Leistung erbracht und die gesteckten Ziele vollständig erreicht“, sagte Premiere-Chef Georg Kofler in München. Der Abo-Sender steigerte sein Nettoergebnis in den ersten sechs Monaten auf 3,3 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2004 war noch ein Verlust von 61,2 Millionen Euro angefallen. Der Gesamtumsatz stieg um sechs Prozent auf 506 Millionen Euro. In seinem Kerngeschäft mit Programm-Abonnements, Pay-per-View und Werbung legte Premiere sogar zwölf Prozent zu. Zu verdanken hat der Sender das gute Ergebnis vor allem dem starken zweiten Quartal, in dem er ein Nettoergebnis von 6,7 (Vorjahr: minus 19,9) Millionen Euro erzielte. Analysten hatten dagegen mit einem kleinen Verlust gerechnet.

Peter-Thilo Hasler von der Hypo-Vereinsbank wertete die Premiere-Zahlen als sehr gut. „Es ist all das eingetreten, was das Management versprochen hat“, sagte er dem Tagesspiegel. Dass die Premiere-Aktie am Dienstag dennoch ins Minus drehte, erklärte Hasler unter anderem mit dem Rückgang der Werbeeinnahmen. Zufrieden zeigten sich Analysten mit dem Abonnenten-Wachstum: Die Kundenzahl stieg im ersten Halbjahr um 14,5 Prozent auf rund 3,3 Millionen.

Den Zuwachs hat Premiere vor allem der Einführung neuer Programme zu verdanken. So bietet der Sender seit Juni ein digitales Sportportal an, auf dem Abonnenten bis zu 15 Sportereignisse gleichzeitig verfolgen können. Bis Ende des Jahres will Premiere seine Abonnentenzahl auf bis zu 3,6 Millionen steigern. Auch die übrigen Ziele von Kofler sind ambitioniert: Das Umsatzwachstum soll sich im zweiten Halbjahr beschleunigen und prozentual zweistellig zulegen. Im Gesamtjahr rechnet er mit Erlösen von mindestens 1,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis soll sich um mindestens 50 Prozent auf 120 bis 150 Millionen Euro verbessern.

Erst kürzlich hatte sich Premiere die Übertragungsrechte für die Fußball-WM 2010 in Südafrika gesichert. Attraktiver will der Sender auch mit dem Anfang August gestarteten Wett- und Gewinnspielkanal ‚Premiere Win’ werden. Der interaktive Wettsender mit Gewinnspielen, Sportnachrichten und Live-Pferdewetten soll bis zur Fußball-WM 2006 ausgebaut werden. Bis 2008 rechnet Premiere mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz. Einen Erfolgsschub erhofft sich Premiere zudem von einem Premiere Digital-Recorder mit der Funktion für Video auf Abruf (Video-on-demand) und vom hochauflösenden Fernsehen HDTV.

Den geplanten Einstieg des Springer- Verlags bei ProSiebenSat1 sieht Kofler gelassen. „Das ist keine Bedrohung für uns“, sagte er. Die Fusion sei finanziell ein so schwerer Brocken, dass beide Partner „erst einmal mit sich selbst beschäftigt sein werden, bevor sie uns im Bezahlfernsehen Konkurrenz machen können“. ProSiebenSat1 hat unterdessen Lizenzanträge gestellt, um auf vier Kanälen Bezahlfernsehen anbieten zu können. Die Anträge seien am 1. August gestellt worden, sagte eine Sprecherin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg gestern in Berlin. Die vier Kanäle sollen Comedy, Lifestyle, aktuelle Filme und Filmklassiker bieten.

Nicole Huss

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