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Wirtschaft: Premiere peilt erstmals Gewinn an

Bezahlsender hat inzwischen 3,3 Millionen Abonnenten und will mit neuen Programmen weiter wachsen

München - Nach einem erfolgreichen Start in das Geschäftsjahr 2005 ist der Bezahlsender Premiere erstmals auf dem Weg in die Gewinnzone. Senderchef Georg Kofler zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, in diesem Jahr ein positives Ergebnis vorlegen zu können. Er versprach für das zweite Halbjahr dynamisches Wachstum und deutlich mehr Abonnenten. Dazu sollen mehrere neue Programme beitragen. „Premiere hat im ersten Quartal 2005 alle operativen Ziele erreicht“, stellte Kofler fest. Das Umsatzwachstum von zehn Prozent auf 247,4 Millionen Euro liege „klar über dem Schnitt der deutschen Medienindustrie“.

Besonders ermutigend nannte Kofler den Zuwachs um 18 Prozent im Kerngeschäft mit Programm-Abonnements. Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich Premiere auf 22,7 Millionen Euro, nachdem im ersten Quartal des Vorjahres noch ein Verlust von 1,8 Millionen Euro angefallen war. Der Nettoverlust konnte von 41,4 Millionen auf 3,4Millionen Euro verringert werden.

Beim Nettoergebnis profitierte das Unternehmen stark von deutlich gesunkenen Finanzschulden, die vor allem durch den Erlös des Börsengangs und aufgrund einer Neuordnung der Finanzierung deutlich abnahmen. Insgesamt gingen die Finanzverbindlichkeiten im ersten Quartal von 370 Millionen auf 84 Millionen Euro zurück. Der Börsengang Anfang März war mit einem Emissionsvolumen von 1,2 Milliarden Euro der größte in Deutschland seit knapp zwei Jahren. Die Emission war mehr als zwölffach überzeichnet. Gut die Hälfte der Premiere-Aktien sind im Streubesitz, der Rest verteilt sich auf den Finanzinvestor Permira, die Hypo-Vereinsbank, die BayernLB und das Management von Premiere. Der Abosender war früher Teil der Kirch-Gruppe und stand nach deren Zusammenbruch im Jahr 2001 kurz vor der Insolvenz. Seit Kofler die Führung übernahm, stieg die Zahl der Abonnenten kontinuierlich. Ende März zählte der Münchner Sender knapp 3,3 Millionen Abonnenten – fast zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Auch für das Gesamtjahr zeigte sich Kofler zuversichtlich: Das Wachstum werde im zweiten Halbjahr noch an Dynamik gewinnen. „Premiere wird das Jahr nutzen, um den Abstand zum herkömmlichen Fernsehangebot zu vergrößern.“ Derzeit liegt der Marktanteil von Premiere an der gesamten Fernseh-Nutzung in Abo-Haushalten bei 24,3 Prozent.

Den geplanten Wachstumssprung will Premiere mit Hilfe mehrerer neuer Programme schaffen. So soll es ab Anfang Juni ein digitales Sportportal geben. Premiere-Abonnenten können dann auf einer Portalseite bis zu 15 Sportereignisse gleichzeitig verfolgen. Im Juli soll ein Video-on-demand-Angebot starten, bei dem Kunden wöchentlich bis zu 30 Filme gegen eine Gebühr abrufen können. Im November kommt das erste Programm-Paket im hochauflösenden Fernsehformat HDTV auf den Markt.

Kofler kündigte an, im vierten Quartal am stärksten zulegen zu wollen. In diesem Zeitraum sollen die Marketing- und Vertriebsaktivitäten für hochpreisige Abonnements deutlich verstärkt werden. Eine konkrete Jahresprognose wollte Kofler nicht abgeben. Beim Börsengang hatte er für 2005 einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro (Vorjahr: 919 Millionen Euro) in Aussicht gestellt.

Zu Spekulationen über einen Einstieg von Premiere bei Deutschlands größtem Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 wollte sich Kofler am Donnerstag nicht äußern. Er sagte jedoch, zwischen Bezahlfernsehen und frei empfangbarem Fernsehen ließen sich viele Synergien heben. „Ich habe Lust, mich mit dem Thema zu befassen“, sagte Kofler auf eine entsprechende Frage.

Nicole Huss

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