zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Premiere will mit Sparen überleben

Mit einem umfangreichem Stellenabbau, massiven Einsparungen beim Einkauf und mehr Erotik im Programm will der defizitäre Bezahlsender Premiere World bis 2004 in die Gewinnzone kommen. "Wir wollen Premiere auf Erfolgskurs bringen", sagte der neue Konzernchef Georg Kofler bei der Vorstellung seines Rettungskonzepts in München.

Mit einem umfangreichem Stellenabbau, massiven Einsparungen beim Einkauf und mehr Erotik im Programm will der defizitäre Bezahlsender Premiere World bis 2004 in die Gewinnzone kommen. "Wir wollen Premiere auf Erfolgskurs bringen", sagte der neue Konzernchef Georg Kofler bei der Vorstellung seines Rettungskonzepts in München. Allerdings sei die von ihm übernommene "Erbschaft gewaltig".

Bislang hat Premiere vier Milliarden Euro Verlust angehäuft und muss mindestens noch ein Durststrecke von zwei Jahren überstehen. Allein für das laufende Jahr betrage der Finanzbedarf "einige hundert Millionen Euro", räumte Kofler ein. Spekuliert wird über eine Summe von 500 bis 800 Millionen Euro. Woher das Geld kommen soll, konnte der Premiere-Chef nicht sagen. Er verwies auf laufende Sanierungsgespräche mit Gläubigerbanken der Kirch-Gruppe, die insgesamt mit mindestens 6,5 Milliarden Euro verschuldet ist.

Die Kreditinstitute haben inoffiziell bislang stets zu Verstehen gegeben, dass eine neue Finanzspritze an Kirch ausgeschlossen sei. Ob Premiere-Mitgesellschafter wie der Medienunternehmer Rupert Murdoch zu einer finanziellen Unterstützung bereit sind, wollte Kofler nicht abschätzen. Allerdings habe Murdoch, der seinen Ausstieg zum Oktober angekündigt hat, das neue Sendekonzept soeben im Premiere-Aufsichtsrat gebilligt. Ebenso schwieg Kofler darüber, wie weit die liquiden Mittel seines Senders noch reichen. Angeblich geht das Geld im Herbst aus. Seine Aufgabe sei es, Premiere für neue Investoren und aktuelle Gesellschafter attraktiv zu machen, sagte Kofler. Mit einer Insolvenz, die angeblich Gläubigerbanken anstreben, beschäftige er sich nicht.

Erreichen will er den Aufschwung durch eine Kosteneinsparung von einer halben Milliarde Euro bis zum Jahr 2003. Derzeit klaffen Kosten und Einnahmen weit auseinander, räumte der neue Chef ein. 2001 habe Premiere mit 2,4 Millionen Abonnenten 813 Millionen Euro umgesetzt. Dem standen Ausgaben in Höhe der doppelten Summe gegenüber. Deshalb sei 2002 ein Arbeitsplatzabbau von "mindestens 25 bis 30 Prozent" nötig. Damit werden bis zu 800 von 2400 Stellen der Premiere-Gruppe gestrichen.

Weitaus größter Brocken der geplanten Einsparungen sind aber Programmkosten, die die Hälfte der gesamten Entlastung bringen sollen. Dazu müssten bestehende Abnahmeverträge für Spielfilme mit Hollywood-Studios sowie viele Sportrechte neu verhandelt werden, sagte Kofler. Mit diversen US-Studios liefen derzeit "konstruktive Gespräche", um bestehende Abnahmepreise "deutlich" zu reduzieren. In Diskussion sei dabei auch, die Filmstudios als Gesellschafter an Premiere zu beteiligen. Das haben diese aber angeblich schon abgelehnt.

"Wir können die Lizenzkosten nicht erwirtschaften", machte Kofler die Brisanz der Lage klar. Das gelte auch für teuere Sportrechte wie die für die Fußball-Bundesliga. Einige Sportarten werde sich Premiere künftig nicht mehr leisten können. Fußball, Formel 1 und Boxen seien davon aber ausgenommen. Auch mit Bundesliga-Managern werde man über die Preise für die Sendelizenzen reden, "wenn die Zeit reif ist". Kofler weill die Schere zwischen Kosten und Einnahmen zudem durch ein neu strukturiertes Programmangebot reduzieren, der künftig wieder schlicht Premiere heißen soll.

Dabei setzt er vor allem auf einen neuen Schnuppertarif. Für fünf Euro monatlich können Kunden ab Mai einen Querschnitt durch das gesamte Angebot abonnieren. Dieser "Appetithappen" umfasse Erotik- und Spielfilme sowie jeden Sonnabend live eine Konfernzschaltung durch die Stadien der Fußball-Bundesliga. Wer Premiere zum Billigtarif sehen will, muss aber noch einen Empfänger für 7,50 Euro monatlich mieten.

Wenn die Finanzierung aktuell gesichert werden kann, die Kostenreduzierung gelingt und das neue Programmkonzept am Markt einschlägt, will Premiere mit 137 Millionen Euro Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen im Jahr 2004 erstmals in die schwarzen Zahlen kommen, sagte Kofler. Um bis 2003 Kosten und Ausgaben bei rund 1,1 Milliarden Euro aneinander anzunähern, seien im Jahresschnitt 3,1 bis 3,2 Millionen Kunden nötig, sagte Kofler. Er sei optimistisch, dass der Sprung in den Massenmarkt gelinge. In diesem Falle, könne Premiere bereits 2004 an die Börse gebracht werden und einen Unternehmenswert von drei bis fünf Milliarden Euro erreichen.

tmh

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false