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Wirtschaft: Private Konkurrenz hängt die Bahn im Regionalverkehr ab

Staatskonzern verliert immer mehr lukrative Aufträge – das bedroht Arbeitsplätze und die Gewinnplanung

Düsseldorf - Die Deutsche Bahn steht im Schienennahverkehr zunehmend unter Druck. Im Wettbewerb mit anderen Bahn-Firmen verliert sie reihenweise in den Regionen Aufträge für den Zugbetrieb. Der Ex-Monopolist hat nach eigener Einschätzung knapp 20 Prozent Marktanteil eingebüßt, Tendenz fallend.

Für Bahn-Chef Hartmut Mehdorn könnte die Lage schnell dramatisch werden. In der Krise ist ihm schon das lukrative Transport- und Logistikgeschäft zusammengebrochen. Das Geschäftsfeld Regio gehört mit zuletzt 450 Millionen Euro zu den starken Gewinnstützen. Jeder Verlust von Zugleistungen bedroht Arbeitsplätze. „Es ist bereits fünf vor zwölf, wir müssen umdenken“, zitiert die Mitarbeiterzeitung „DB Welt“ Thomas Schaffer, den Marketingchef der Tochter DB Regio. Auch Vorstandschef Ulrich Homburg sieht eine dramatische Lage: Bis 2020 werde der gesamte Nahverkehrsmarkt im Wettbewerb vergeben sein. Wie viel sich der Ex-Monopolist davon sichern kann, sei offen. Homburgs Anspruch ist hoch: Er peilt einen Marktanteil von „70 plus x Prozent“ an.

Der Kuchen, um den immer mehr Bahnen streiten, ist groß. Jährlich rund sieben Milliarden Euro des Bundes vergeben die Länder für den Schienennahverkehr. Nachdem DB Regio in den letzten Jahren immer noch 70 Prozent der Aufträge für sich gewinnen konnte, kam 2008 der Einbruch: Nicht einmal ein Drittel der Verkehrsleistungen holte sich der Staatskonzern. Von 2002 bis 2007 verdoppelte die Konkurrenz die Verkehrsleistung. DB Regio blieb nur zweiter Sieger hinter dem französischen Energie- und Verkehrsriesen Veolia.

Die Auftragsvergaben des zu Ende gehenden Jahres wird DB Regio erst in den kommenden Jahren spüren, da die Verträge einen großen Vorlauf haben. Dabei betreiben die Privaten nicht mehr nur stille Nebenbahnen auf dem Land. Seit Mitte Dezember fährt etwa die Bahngesellschaft Trans Regio als Mittelrhein-Bahn den Nahverkehr auf der linksrheinischen Strecke von Köln bis Mainz. Dahinter stecken zu 75 Prozent zwei französische Firmen, Minderheitsgesellschafter ist die Düsseldorfer Rheinbahn.

Am Grund für den Wechsel zur Konkurrenz lassen die Beteiligten keinen Zweifel. Trans Regio habe das wirtschaftlichste Angebot abgeben, erklärten die Zweckverbände aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Vom „Betreiberwechsel im Rheintal“ erwarte man auch „einen deutlichen Qualitätsschub“ hinsichtlich Pünktlichkeit, Sauberkeit und Kundenfreundlichkeit. ek/HB

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