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Wirtschaft: Procter & Gamble: Die Aktien finden kein Gefallen - Analysten raten vom Kauf ab

Zum Kauf empfehlen nur noch wenige Analysten die Aktie des US-Konsumgütergiganten Procter & Gamble (P & G). Die Mehrheit empfielt, die Papiere zu halten - was in der von Optimismus geprägten Welt der Aktienexperten quasi einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Zum Kauf empfehlen nur noch wenige Analysten die Aktie des US-Konsumgütergiganten Procter & Gamble (P & G). Die Mehrheit empfielt, die Papiere zu halten - was in der von Optimismus geprägten Welt der Aktienexperten quasi einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Der Aktienkurs von P&G, dem 163 Jahre alten Traditionskonzern aus Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio und Hersteller von Markenprodukten wie Pampers-Windeln, hat sich seit dem Höchststand im Januar halbiert. Die Aktie notiert zurzeit um die 57 Dollar, in Frankfurt bei 62 Euro.

Gründe für den Kursrutsch sind unter anderen die Gewinnwarnungen im März und in der vergangenen Woche. Nun richten sich die Erwartungen der Anleger auf den neuen Vorstandsvorsitzenden Alan Lafley. Er löst Durk Jager ab, der nach nur 17 Monaten an der Konzernspitze gehen muss. Carol Wilke, Analystin bei der Investmentbank Credit Suisse First Boston, glaubt aber, dass sich der Aktienkurs erst bewegen wird, wenn die Initiativen des neuen Vorstands Wirkung zeigen. Lafley will das Wachstum von Umsatz und Gewinn wieder ins richtige Verhältnis bringen.

Wilke ist besorgt, das die dazu nötige Reduzierung von Marketingausgaben zu Umsatzschwankungen führen könnte. Schließlich sorgt sich Wilke, dass die Moral der Mitarbeiter, deren Pensionspläne ausschließlich aus Aktien des eigenen Unternehmens bestehen, nach den jüngsten Kursverlusten auf einen Tiefpunkt gesunken ist. Angesichts des sehr engen amerikanischen Arbeitsmarktes werde es für das Unternehmen deutlich schwieriger, gute Mitarbeiter zu gewinnen. Wilke rät, die Aktie zu halten.

"Wir haben die Hoffnung, dass die Ernennung von Lafley eine neue Ära bei P&G signalisiert", meint Wendy Nicholson, Analystin bei der Salomon Smith Barney. Sie erhofft sich eine Rückkehr zu beständigerem Umsatz- und Gewinnwachstum. Aber Nicholson sieht die Lage durchaus kritisch. Von der jüngsten Gewinnwarnung war sie nicht sonderlich überrascht. Die Lage ist ihrer Ansicht nach weiter schwierig: "Wir glauben, dass die bereits niedrigen Gewinnaussichten möglicherweise weiter nach unten revidiert werden müssen." Das Kernproblem bei P&G, der Mangel an starkem Absatzwachstum, bleibe bestehen. Das sei kein leicht zu lösendes Problem. Nicholson hat ihr Kursziel nach der Gewinnwarnung von 75 Dollar auf 70 Dollar reduziert.

Andrew Shore vom Investmenthaus Deutsche Banc Alex. Brown hat seine Gewinnerwartungen für P&G ebenfalls zurückgeschraubt. Auch er rechnet mit negativen Meldungen in den kommenden sechs Monaten. Sein Zwölf-Monats-Kursziel nahm er von 70 Dollar auf 62 Dollar zurück. Bis die P&G-Manager wieder realistische Gewinnerwartungen mitteilen werden, dürfte der Aktienkurs nach Meinung von Shore in den kommenden Quartalen dümpeln. P&G rechnet offiziell mit einem Gewinnwachstum von elf bis 13 Prozent im kommenden Geschäftsjahr. Ursprünglich hatte das Unternehmen ein Wachstum von 13 bis 15 Prozent avisiert. Das entspricht einem Gewinn pro Aktie von 3,27 bis 3,31 Dollar.

Für Analysten ist das noch immer zu hoch. Im Durchschnitt rechnet die Wall Street nur mit einem Gewinn von 3,26 Dollar, wie der Informationsdienst First Call/Thomson Financial mitteilt. Procter & Gamble rechnet für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres mit besseren Ergebnissen als in den ersten sechs Monaten. Sollte das Gewinnwachstum in der ersten Hälfte aber nicht über fünf Prozent steigen, werden Analysten daran zweifeln, ob das Unternehmen seine eigenen Gewinnprognosen halten kann.

Das räumte selbst der Finanzchef von P&G, Clayt Daley, in einer Konferenz mit Analysten ein. Aktienexperte Shore warnt Anleger davor, die Aktie wegen des niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisses für billig und daher für eine gute Kaufgelegenheit zu halten. Sein Fazit klingt vernichtend: "Die Firma hat immer noch eine Menge zu reparieren. Die Glaubwürdigkeit ist angegriffen und mit weiteren Enttäuschungen ist zu rechnen."

Das Vertrauen ist nicht völlig dahin. Shore: "Wir glauben, dass P&G das Problem lösen wird. Nur eben nicht in den kommenden Quartalen." Als attraktiv bewerten hingegen die Analysten der Investmentbank Paine Webber die Aktie. Ihr Kursziel: 66 Dollar.

Norbert Kuls

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