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Mehr Autos, weniger Geld. Die Opel-Beschäftigten im britischen Ellesmere Port bauen künftig mehr Autos, arbeiten länger und bekommen trotzdem weniger Lohn. Dafür sind ihre Arbeitsplätze bis 2020 sicher.

© AFP

Produktionsverlagerung: Opel-Belegschaft hat Angst um Bochum

Rüsselsheim verliert die Astra-Produktion und soll Ersatz bekommen - aus dem Opel-Werk in Bochum. Für den Ruhrgebiets-Standort wird es ganz eng.

Berlin - Nach dem Beschluss des Opel- Managements, das Modell Astra künftig nur noch im Ausland zu fertigen, steigt nach Ansicht des Betriebsrats die Gefahr für das Bochumer Werk. Der Druck werde höher, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel am Donnerstag. Aus seiner Sicht sei es problematisch, dass Opel dem Stammwerk Rüsselsheim die volle Auslastung zugesagt habe. Dies könne bedeuten, dass Bochum die Produktion des Familienautos Zafira an Rüsselsheim verliere. „Das würde die Schließung des Bochumer Werks bedeuten“, sagte Einenkel, der sich kämpferisch zeigte. „Das werden wir zu verhindern wissen.“ Opel hatte zuvor mitgeteilt, die nächste Generation des Astra nicht mehr in Rüsselsheim, sondern nur noch in den Werken Ellesmere Port (England) und Gliwice (Polen) bauen zu wollen. Für Rüsselsheim „besteht die Absicht, das Werk auch nach Auslaufen des gegenwärtigen Insignia und Astra voll auszulasten“, sagte Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke. Mit den Arbeitnehmervertretern würden „dazu kurzfristig Gespräche“ aufgenommen.

„Die Entscheidung für Ellesmere Port wurde durch einen neuen Tarifvertrag ermöglicht, dem die Belegschaft dort gestern zugestimmt hat“, erklärte Opel. Betriebsrat Einenkel zufolge hat Opel Anfang des Jahres ein Forderungspaket vorgelegt und von den Arbeitnehmern jedes Werkes verlangt, auf Lohn zu verzichten, absolut flexibel zu sein und 30 Prozent Leiharbeit zuzulassen. Über dieses Paket sei aber an den meisten Standorten gar nicht verhandelt worden, sondern „hinter dem Rücken aller anderen“ ausschließlich in England. Das hätten die Gewerkschaften dort zwar monatelang bestritten, doch am Mittwochabend habe die Belegschaft des Werkes Ellesmere Port dem Forderungspaket mit 94 Prozent zugestimmt – „um selber am Leben zu bleiben“, sagte Einenkel.

Der Opel-Vorstandsvorsitzende Stracke freute sich, „dass wir mit unseren Sozialpartnern verantwortungsbewusste Tarifvereinbarungen erzielen konnten“. Dank der neuen Verträge und der Qualität der Autos würden die beiden Werke „Eckpfeiler unserer Produktion in Europa“. Nach Angaben von Einenkel war das Werk in Gliwice aufgrund der niedrigeren Löhne und der Anbindung an den osteuropäischen Markt „von vornherein“ gesetzt gewesen für die Astra-Produktion. Dort habe Opel „nicht groß verhandeln“ müssen. Das Unternehmen kündigte an, in beide Werke rund 300 Millionen Euro investieren zu wollen. In Ellesmere Port, wo bereits etwa 2100 Mitarbeiter Astra-Modelle bauen, werden nach Opel-Angaben 700 neue Stellen geschaffen. Darüber hinaus sollen 3000 Arbeitsplätze bei Zulieferern und Kunden entstehen. Der britische Regierungschef David Cameron freute sich über die „ausgezeichnete Nachricht“.

Ellesmere Port und Gliwice sollen den neuen Astra von 2015 an im Drei- Schicht-Betrieb produzieren, bislang gab es zwei Schichten. Der Bochumer Betriebsrat äußerte Zweifel, ob es die Kunden akzeptierten, dass der Astra künftig nicht mehr in Deutschland gebaut werde. Der Frankfurter IG-Metall-Chef Armin Schild, der auch Mitglied des Opel-Aufsichtsrates ist, kritisierte ebenfalls die Standortwahl. „Wir sind verwundert, dass der Vorstand solche Entscheidungen verkündet, ohne jede Abstimmung mit den Betriebsräten und der IG Metall. Wenn es ein Unternehmen in Deutschland gibt, dass die Interessenvertretungen der Arbeitnehmer braucht, dann ist es Opel“, sagte Schild. mit dpa/AFP

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