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© dpa

Profifußball: Mehr Geld, mehr Tore

Vier von fünf Managern erwarten steigende Einnahmen. Aber trotz ihrer Gewinne können die deutschen Fußballvereine in Europa finanziell nicht mithalten.

Immer mehr der deutschen Profifußballvereine aus der Ersten und Zweiten Liga arbeiten mit Gewinn. Auf europäischer Ebene verlieren aber selbst die deutschen Topklubs aufgrund deutlich geringerer Fernseheinnahmen immer mehr den Kontakt zu den Spitzenvereinen in England, Spanien und Italien. Dies führt nach Angaben der Unternehmensberatung Ernst & Young dazu, dass sich Engländer, Spanier oder Italiener immer teurere Spieler leisten und die Champions League in Europa nahezu unter sich ausmachen können.

„Die deutschen Klubs können ihre Aussichten in Europa nur verbessern, wenn sie ihre Einnahmen sehr deutlich steigern“, sagte Ernst-&-Young-Experte Arnd Hovemann am Dienstag bei der Vorlage der Studie „Bälle, Tore und Finanzen“ in Frankfurt am Main . Die jüngste Entscheidung des Kartellamtes zur Vermarktung der Fernsehbilder sowie bestehende und zusätzlich drohende Werbeverbote setzen dem allerdings enge Grenzen.

Dabei hat sich die Stimmung unter den deutschen Fußball-Managern sichtlich aufgehellt. Der Studie zufolge bezeichnen 97 Prozent der Manager die Lage ihres Klubs als gut oder sehr gut. 63 Prozent sagen, sie hätten die Saison 2007/2008 mit Gewinn abgeschlossen. Und für die anstehende Spielzeit erwarten 80 Prozent eine Steigerung der Einnahmen. Das Geld soll vor allem für neue Spieler ausgegeben werden.

International wird die Klubs diese Verbesserung aber kaum voranbringen. Vor allem bei den Vermarktungsrechten hinken selbst deutsche Spitzenvereine wie Bayern München, Werder Bremen oder Schalke 04 den großen Klubs in Spanien, Italien oder England nach wie vor weit hinterher. Real Madrid und der FC Barcelona etwa, sagt Hovemann, erzielen aus dem Verkauf ihrer Medienrechte jedes Jahr Einnahmen von jeweils rund 150 Millionen Euro, bei italienischen Klubs sind es ebenfalls weit über 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Bayern München, der Krösus hierzulande, hat es für die abgelaufene Saison auf Medieneinnahmen von 29,1 Millionen Euro gebracht, bei Bremen waren es 27,4, bei Schalke 25,7, bei Hamburg 24, bei Leverkusen 23 und beim VfB Stuttgart 22,4 Millionen Euro.

Dazu genießen Klubs in Spanien und England Hovemann zufolge steuerliche Vorteile. Und einige der Vereine schreiben trotz der hohen Fernseheinnahmen rote Zahlen, die von den Klubpräsidenten oder von den Klubeignern wie etwa dem russischen Ölmilliardär Roman Abramowitsch aus dem Privatvermögen ausgeglichen werden. Es gibt nach Angaben von Hovemann auch Vereine, die Spielergehälter verspätet oder unvollständig gezahlt hätten, was eigentlich ein Grund zum Ausschluss aus der Champions League sei.

Allein mit Blick auf die Einnahmen aus der Champions League seit 1999 kann sich immerhin Bayern München sehen lassen: Dort hat sich in diesen Jahren eine Summe von 210 Millionen Euro angehäuft. Nur Manchester United hat mit 234 Millionen Euro nach Angaben von Hovemann mehr Geld eingespielt. Aber auch hier haben Neulinge kaum eine Chance. Die Einnahmen verbleiben im Kreis der etablierten Klubs. „Das Verteilungsprinzip der Vermarktung wirkt wie ein Teufelskreis oder auch Engelskreis: Die erfolgreichen Klubs vereinnahmen immer höhere Prämien und können so ihre sportliche Qualität und die Möglichkeit des erneuten Erfolgs steigern“.

Selbst die deutschen Spitzenklubs werden kurz- und mittelfristig nach Ansicht von Hovemann kaum in die Phalanx der Topvereine aus Spanien, Italien und England einbrechen können – wirtschaftlich und deshalb auch sportlich. Durch das jüngste Verbot des Kartellamtes, Bilder aus der Bundesliga zuallererst im Bezahlfernsehen und erst nach 22 Uhr in den öffentlich-rechtlichen Sendern zu zeigen, durch das Werbeverbot für Wettanbieter und das drohende Werbeverbot für alkoholische Getränke werde es ohnehin schwer, die Einnahmen deutlich zu steigern.

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