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Was kommt? Personaler müssen das Ganze im Blick behalten.

© Doris Spiekermann-Klaas

Weiterbildung zum Personaler: Profis gesucht

Sie werden immer wichtiger: Personaler. Denn gute Mitarbeiter sind für Firmen der Schlüssel zum Erfolg. Doch die Stellen mit den richtigen Fachkräften zu besetzen, will gelernt sein.

Andreas Zimmermann muss die Zukunft vorhersagen können. Mindestens fünf Jahre im Voraus sollte er wissen, wer am Markt gefragt ist. Noch besser wären zehn Jahre. Zimmermann ist Leiter der Abteilung Fach- und Führungsförderung bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). „Personalplanung ist ein langfristiges Geschäft“, sagt er. Welche Mitarbeiter braucht die Firma heute, morgen und übermorgen? Wer kann vom Gesellen zum Meister werden? Wer könnte sich vom Sachbearbeiter zum Referenten weiter entwickeln? Kurzschlusshandlungen sind für den Diplom-Kaufmann fehl am Platz. „Für diese Entscheidungen braucht man Fachwissen und Fingerspitzengefühl“, sagt er. „Personal kann nicht jeder.“

Mitarbeiter sind für Firmen sehr wertvoll, wie bares Geld. Ohne motiviertes Personal steht auch der ehrgeizigste Chef irgendwann allein da. Gut ausgebildete Personalexperten, die den richtigen Mitarbeiter auf die richtige Position hieven, sind daher gefragter denn je. Denn die Zeiten, in denen die Personalabteilung sich nur um die Gehaltsabrechnung kümmerte oder Bewerbungsmappen verwaltete, sind längst vorbei. Personaler sind Dienstleister geworden, Multitalente, die die Schnittstelle zwischen Mitarbeiter, Chef oder Betriebsrat sind.

Der Bedarf an Fachkräften, die sich mit Personalführung und -findung auskennen, ist gewaltig. „Die Herausforderung für Personalmanager ist es, die Perspektive auf das Ganze zu behalten und gleichzeitig die unterschiedlichen Unternehmensbereiche, Bedürfnisse und Anforderungen im Blick zu behalten“, sagt Eva Cedon, Leiterin des Studiengangs Bildungs- und Kompetenzmanagement an der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW). Personalmanagement sei ein Seismograf für Veränderungen. „Trends und Entwicklungen werden hier erkannt und aufgegriffen.“ Die DUW schult zum einen Konzernmitarbeiter etwa der Deutschen Bahn, Mercedes Benz oder der Telekom. Andererseits bietet die Einrichtung Seminare oder Programme für einzelne Interessierte an.

In Zimmermanns Job gibt es keine Routine. Die Aufgabenfelder im Personalbereich sind vielfältig. Immer wieder stellt ihn seine Position vor Herausforderungen. Zum Beispiel, wenn es um Wünsche aus der Geschäftsleitung geht. Vor knapp einem Jahr stockte die BSR die Reinigungsabteilung mit 100 Stellen auf – jeder zweite Job sollte jedoch an eine Frau vergeben werden. Keine leichte Aufgabe für die BSR: Es gibt kaum weibliches Personal in der männerdominierten Branche der Straßenreiniger. Gemeinsam zwischen den Bereichen Personal und Reinigung wurden die Voraussetzungen oder Ängste, die die neuen weiblichen Kollegen mitbringen könnten, besprochen. So konnte die Frauenquote in der Reinigung erfüllt werden. Die BSR als landeseigener Betrieb hat sich seit der Gründung verpflichtet, besonders auf die Ausbildung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter zu achten. Wer für die Personalabteilung arbeitet, bekommt regelmäßig Seminare in Gesprächsführung und wird über Neuerungen im Arbeitsrecht informiert.

Nicht in jedem Betrieb – ob groß oder mittelständisch – hat Personalarbeit einen solchen Stellenwert. „Viele Unternehmen haben die Bedeutung des Personalmanagements unterschätzt“, sagt Harm Kuper, Professor im Arbeitsbereich Weiterbildung und Bildungsmanagement an der Freien Universität Berlin. Zwar gibt es gute Ansätze, doch häufig haben Betriebe in Personalfragen zu kurz gedacht: In guten Zeiten wurden Mitarbeiter eingestellt, in schlechten Zeiten haben sich die Chefs schnell wieder von ihrem Personal getrennt. Fachkräftemangel und ein Generationenwechsel in den Betrieben verschärfen das Problem. Kuper bietet seinen Studierenden Zusatzqualifikationen für den Fachbereich Personalarbeit an.

Je nach Größe des Unternehmens sind auch die Anforderungen an das Personalmanagement verschieden. Wer in diesem Bereich arbeitet, muss die Abläufe im Betrieb kennen, BWL-Wissen gehört ebenso dazu wie Arbeitsrecht. „Doch Fachwissen allein reicht nicht aus", sagt Kuper. Einfühlsame Gesprächsführung und ein „guter Draht“ zu den Mitarbeitern seien ebenso wichtig. „Wer im Personalmanagement tätig ist, muss flexibel sein“, sagt Kuper. Der Weiterbildungsexperte weiß, dass die Personaler nicht immer zu den beliebtesten Kollegen gehören. Viele Mitarbeiter verbinden Maßnahmen aus dieser Abteilung mit Stellenabbau, Mehrarbeit, Veränderungen. „Personalmanagement muss sensibel sein“, sagt Kuper. Er sieht die Experten als die Kollegen, die Ängste nehmen und Vertrauen in die neuen Abläufe schaffen.

Auch bei der Berliner Stadtreinigung macht sich der demographische Wandel bemerkbar. In den kommenden Jahren werden hunderte Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen in den Ruhestand gehen. Eine große Lücke könnte etwa bei den Kraftfahrern entstehen. „In diesem Beruf fehlt uns der Nachwuchs“, sagt Zimmermann. Doch die BSR hat bereits vor über drei Jahren begonnen, gezielt nach Personal zu suchen, das sich für den Job eignet. Einerseits werden Lehrlinge während der Ausbildung angesprochen. Andererseits bietet die Geschäftsführung langjährigen Mitarbeitern an, in ein anderes Arbeitsfeld zu wechseln. Mancher fegt dann nicht mehr Straßen, sondern fährt ein Müllauto. Ohne eine gute Personalplanung wäre das nicht möglich.

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