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Durchblick im Datendschungel. Zum Job als Business-Analyst führen viele Wege. Die häufigsten Pfade sind ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, der Informatik oder der Wirtschaftsinformatik. Aber auch Quereinsteiger haben gute Chancen. Foto: dapd

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Wirtschaft: Profis im Netz

Business-Analysten sind gefragt. Viele Firmen werben Studenten schon vor ihrem Abschluss ab.

Business-Analysten sind die Goldgräber der Internet-Ära: In den Datenspeichern von Unternehmen heben sie die verborgenen Schätze, um Prozesse zu optimieren oder neue Strategien und Produkte zu finden. Die Nachfrage nach diesen Experten wächst in allen Branchen offenbar genauso schnell wie das Datenvolumen in den weltweiten Computersystemen.

Ein Info-Schürfer ist Patrick Walch. Seit knapp zwei Jahren arbeitet der 34-Jährige in der Abteilung Business Analytics bei Telefónica/O2. Der Telekommunikationskonzern hat mehr als 20 Millionen Kunden und in seinen Computerspeichern lagern wertvolle Informationen über sie. Diese heben Walch und seine rund 40 Kollegen mit spezieller Analyse-Software, um Fragen zu beantworten, die die Geschäftsführung oder Fachabteilungen an sie richten. „Wir versuchen zum Beispiel durch Simulationen, die auf Milliarden von Daten basieren, möglichst genau vorherzusagen, wie unsere Kunden auf eine neue SMS-Flatrate reagieren werden.“ Rasch fundierte Antworten zu erhalten, wird für Chefs immer wichtiger, „weil strategische Entscheidungen nicht mehr nach Bauchgefühl, sondern auf Basis exakt ausgewerteter Daten getroffen werden“, sagt Walch.

Eine klassische Ausbildung zum Business-Analysten gibt es nicht, auch Quereinsteiger, die sich weiterbilden, sind willkommen (siehe Kasten). Irreführend ist mitunter, dass auch Experten, die Unternehmen bewerten und Kaufempfehlungen für Aktien geben, als Business-Analysten bezeichnet werden.

Patrick Walch hat an der Uni Ulm Wirtschaftsmathematik studiert und promoviert. „Nachdem ich mich auf Finanzmathematik spezialisiert hatte, erschien mir die Datenanalyse besonders interessant“, sagt er. 2008 stieg er bei einer Unternehmensberatung ein, 2010 wechselte er zum Telefonie-Anbieter. Aber auch Statistiker, Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker und Physiker können sich als Business-Analysten betätigen. Wichtig sind ein mathematisches Verständnis, statistische Kenntnisse, Software-Know- how und ergebnisorientiertes Denken.

Dann führen viele Wege in den Job. Die beiden häufigsten Pfade: ein Studium der Wirtschaftswissenschaften oder der Informatik. Ein Mittelweg ist der Studiengang Wirtschaftsinformatik. Besonders das Master-Programm der TU Dresden gilt als gute Qualifikation.

Norbert Gronau, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni Potsdam, einer weiteren führenden Adresse, sieht exzellente Karrierechancen: „Analytics ist auf dem Vormarsch.“ Schon Studenten werden von Firmen abgeworben. Auch diverse Dienstleister stellen Business-Analysten ein. SAS Deutschland etwa, Tochter des größten Herstellers von Business-Analytics-Software, beschäftigt in Heidelberg ein hoch spezialisiertes Analystenteam. Darunter Physiker, Mathematiker und Software-Ingenieure. „Unsere Experten sind sehr gefragt, auch weil es bei vielen Unternehmen bis jetzt noch keine ähnlichen Positionen gibt“, sagt Wolf Lichtenstein, Vice President bei SAS Deutschland. Daher sucht der Software-Anbieter Verstärkung. Um für Kunden Optimierungspotenzial aufzuspüren, brauchen Bewerber aber noch weitere Kompetenzen: „Sie müssen Geschäftsprozesse verstehen und verständlich kommunizieren“, sagt Lichtenstein. Vielversprechender Nachwuchs wird geschult.

Wo die Nachfrage groß ist, sind auch die Gehälter attraktiv. Derzeit werden Jahressaläre ab etwa 35 000 Euro für Einsteiger bis 70 000 Euro und mehr für Kandidaten mit Berufserfahrung geboten. Banken und Beratungshäuser bezahlen die Daten-Spezialisten in der Regel besser als Industriebetriebe.

Arbeitsmarkt-Experten gehen davon aus, dass die Gehälter in dem Bereich noch weiter steigen werden. Denn in Zeiten von Internet, Social Media und internationalen Unternehmensverflechtungen „wird der Stellenwert der Analyse immer wichtiger“, wie Norbert Gronau resümiert. Und der Hamburger Personaldienstleister André Scheja bestätigt: „Wir stehen am Beginn einer Epoche der Allround-Talente mit Interesse an Mathematik und Wirtschaft.“ (HB)

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