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Sorglos in Rente. Wer 2040 im Süden Deutschlands lebt, hat bessere Chancen auf eine höhere Rente.

© dpa

Prognose 2040: Rentner im Osten werden verlieren

Eine Prognos-Studie wirft einen Blick in die Zukunft: Wurde 2014 noch in Ostdeutschland mehr Rente als im Westen gezahlt, liegt im Jahr 2040 Bayern vorn.

Berlin - Das „Paradies“ für Rentner liegt im Landkreis Oderspreewald-Lausitz. Ein Durchschnittsrentner verfügte dort im vergangenen Jahr über die bundesweit höchste Kaufkraft: 1137 Euro im Monat. Am niedrigsten war sie mit 909 Euro im Osten Berlins. Zu diesen Ergebnissen kommt die Prognos-Studie „Rentenperspektiven 2040“, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde. Im Durchschnitt werden demnach in Ostdeutschland 1020 Euro gezahlt, im Westen sind es 833 Euro.

Können Rentner in Ostdeutschland heute noch überdurchschnittlich gut leben, weil zu DDR-Zeiten besonders viele Frauen berufstätig waren, verschieben sich die Verhältnisse in 25 Jahren. Im Jahr 2040, so Prognos, liege das „Rentnerparadies“ in Bayern nahe der tschechischen Grenze – eine wirtschaftlich wachsende Region mit niedrigen Lebenshaltungskosten. „Ein Installateur aus Hof hat dann eine um 50 Prozent höhere Rentenkaufkraft als sein Kollege aus München“, heißt es in der Studie, die im Auftrag der Versicherungswirtschaft erstellt wurde (siehe Grafik).

Die Prognos-Analyse von insgesamt 402 deutschen Kreisen und unterschiedlichen Berufsgruppen zeigt, dass die Betrachtung eines idealtypischen „Eckrentners“, der 45 (künftig 47) Jahre lang ein gleichbleibendes Einkommen erzielt, mit der aktuellen und künftigen Realität wenig zu tun hat. Bezieht man verschiedene Erwerbsbiografien, regionale Besonderheiten, Wertschöpfung sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit ein, zeigt sich ein differenziertes Bild. Entscheidend ist nicht nur die Höhe der Rente, sondern auch, was man sich davon tatsächlich leisten kann.

Dabei werden auch in 25 Jahren die regionalen Unterschiede groß sein. Wenig überraschend: In den wachstumsstarken Ländern Bayern, Hamburg und in weiten Teilen Baden-Württembergs werden in Zukunft überdurchschnittlich hohe Renten gezahlt. Eines aber werden alle Rentenbezieher gleichermaßen spüren: „Die Rente wird bei anhaltend guter wirtschaftlicher Entwicklung in 25 Jahren zwar höher sein als heute – aber im Verhältnis zu den zuvor verdienten Einkommen wird sie deutlich niedriger ausfallen“, schreibt Prognos. Denn: Die Löhne werden schneller wachsen als die Renten. Obwohl der Beitragssatz von heute 18,7 Prozent auf geschätzte 24 Prozent im Jahr 2040 steigen werde, sinke das Bruttorentenniveau von 46 auf nur 39 Prozent.

Wie viel Kaufkraft das verbleibende Geld dann entfaltet, hängt auch in Zukunft vom Wohnsitz ab. Wirtschaftlich starke Metropolen wie München oder Hamburg werden laut Prognos für Rentner besonders teuer. „Im teuren München ist der Renteneuro zum Beispiel 23 Prozent weniger wert als im Bundesdurchschnitt“, heißt es in der Studie. Deren Auftraggeber, der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV), appelliert an die Politik, „den Leuten reinen Wein“ einzuschenken, was sie aus dem staatlichen Rentensystem erwarten könnten. Dabei hat die Branche nicht zuletzt das eigene Geschäftsmodell im Blick: Es gelte, „attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen für die betriebliche und private Vorsorge“ zu schaffen, erklärte GDV-Präsident Alexander Erdland.

Die Deutsche Rentenversicherung kommentierte die Untersuchungsergebnisse kritisch: Die Aussagekraft von Studien, die die Rentenhöhen auf den Euro genau bis zum Jahr 2040 fortschrieben, sei eher begrenzt. „Nicht berücksichtigt werden können naturgemäß mögliche Reformmaßnahmen, die zur Weiterentwicklung der Rentenversicherung verabschiedet werden“, hieß es in einer Mitteilung. So habe Prognos schon in früheren Studien den gesetzlichen Rentenbeitrag der Zukunft zu hoch vorausgesagt. Die Rentenversicherung erklärte weiter, sie habe immer wieder deutlich gemacht, dass das Rentenniveau künftig weiter absinken werde. Das sei die Folge der Rentenreformen der vergangenen Jahrzehnte. Deshalb sei es notwendig, zusätzlich zur gesetzlichen Rente vorzusorgen.

Markus Kurth, rentenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, warnte vor der in der Studie prognostizierten Absenkung des Rentenniveaus. „Wir dürfen der Talfahrt des Rentenniveaus nicht einfach tatenlos zusehen“, sagte er. „Bei einem Rentenniveau um die 40 Prozent würden die Versicherten massenhaft in die Altersarmut gedrängt.“ Die Bundesregierung müsse sich dringend etwas einfallen lassen, um die Einnahmen der Rentenkasse zu erhöhen.

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