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Viele Jugendliche haben falsche Vorstellungen vom Berufsbild - klassisches Beispiel hierfür ist der Beruf des Kochs.

© picture alliance / Jens Büttner

Projekte für Auszubildende: Die IHK Berlin will Millionen investieren

Es gibt viele freie Lehrstellen in Berlin. Um das zu ändern, investiert die IHK nun mehrere Millionen Euro - und ruft dazu auf, förderbare Projekte einzureichen.

Jens Priesen fragt nach – und zwar beharrlich, wie er betont. Der Kommunikationsfachwirt arbeitet seit dreieinhalb Jahren an der Integrierten Sekundarschule Hermann-von-Helmholtz in Neukölln. Dort ist er fester Ansprechpartner und Coach für Schüler ab der siebten Klasse. Er versteht sich als „Brückenbauer“ zwischen Jugendlichen, Lehrern und Unternehmen. Denn das Ziel von Priesens Arbeit ist es, so viele Schüler wie möglich für eine Ausbildung zu begeistern. „Vor allem für den individuell auf den Jugendlichen passenden Beruf“, betont der 46-Jährige. Fast keiner seiner Neuköllner Schüler wisse auf Anhieb, welche verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten es gäbe. Oder dass die Unternehmen häufig auch bei schlechten Noten „mal ein Auge zudrücken, wenn sonst alles passt“, sagt er.

Immer noch zu wenige Auszubildende für zu viele freie Lehrstellen

Das Projekt der AWO Südost unter dem Namen „Brückenbauer“ ist eines von insgesamt acht Beispielen in Berlin, die derzeit von der Industrie- und Handelskammer (IHK) mit insgesamt vier Millionen Euro gefördert werden. Das Geld stammt aus Überschüssen von Mitgliedsbeiträgen. „Die Berliner Wirtschaft hat ein massives Problem. Wir haben immer noch zu wenige Auszubildende für zu viele freie Lehrstellen“, sagt Leif Erichsen von der Handelskammer. Aus weiteren zehn Millionen Euro übrigen Mitgliedsbeiträgen, will die IHK Berlin noch mehr Projekte fördern.

„Da sind noch viele gute Ideen in den Köpfen dieser Stadt“

Dabei sei sie allerdings auf die Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen. „Da sind noch viele gute Ideen in den Köpfen dieser Stadt“, sagt Erichsen. Haben Berliner Unternehmen, Bildungs- oder Forschungseinrichtungen oder ehrenamtliche Organisationen und Initiativen bereits eine Idee entwickelt, wie sie Jugendliche effektiver zu einer Ausbildung verhelfen könnten, stellt die Handelskammer bis zu 500 000 Euro dafür bereit. Vor dem aktuellen Hintergrund will die IHK in der zweiten Förderrunde vor allem solche Projekte unterstützen, die sich gezielt um die Integration von Neuankömmlingen kümmern.

Fast 60 Prozent der Unternehmen wollen Flüchtlinge ausbilden

Eine Umfrage unter den in der IHK organisierten Unternehmen zeigt: Fast 60 Prozent wollen jungen Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz anbieten. Ein Problem dabei ist aber meist die Sprachbarriere. „Ein passables Englisch reicht zwar für die Verständigung. Aber die Prüfungssprache ist doch Deutsch“, betont Erichsen. Außerdem sei der Status des jungen Flüchtlings wichtig. Vor allem kleine, mittelständische Unternehmen, die ihre Ausbildungskompetenz auf eine Lehrstelle konzentrieren, würden durch den unsicheren Status oft davon abgeschreckt einen Ausbildungsvertrag mit einem Flüchtling zu unterschreiben.

Projektvorschläge können noch bis zum 27. November bei der IHK eingereicht werden. Auf der Internetseite sind weitere Informationen und Bewerbungsvorgaben zu finden.

Janina Schreiber

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