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Protest: Die Milchbauern streiken

Landwirte fordern höhere Preise. Engpässe im Supermarkt gibt es noch nicht.

Die deutschen Milchbauern haben am Dienstag begonnen, keine Milch mehr an die Molkereien zu liefern. Sie protestieren damit gegen die ihrer Ansicht nach zu geringen Erzeugerpreise für Milch und fordern eine Erhöhung auf rund 43 Cent je Liter. Derzeit werden höchstens 35 Cent und in einigen Regionen sogar nur 27 Cent je Liter bezahlt. „Die Streikbeteiligung läuft großartig“, sagte der Sprecher des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter (BDM), Franz Grosse. Dem Verband gehören nach eigenen Angaben 32 000 Milchbauern an, die täglich 35 000 Tonnen Milch oder 45 Prozent der deutschen Milchproduktion erzeugen.

Der Milchindustrieverband (MIV) sieht dagegen kaum Auswirkungen auf die Molkereien. „Es besteht keine Gefahr, dass Milchprodukte aus dem Kühlregal verschwinden könnten“, erklärte MIV-Sprecher Michael Brandl. Auch bei Campina, einem der größten Hersteller von Molkereiprodukten in Deutschland, spürt man den Lieferboykott noch nicht. „Campina bekommt Milch“, sagte Sprecher Gerjan Zeissink dem Tagesspiegel. Das Unternehmen stellt unter anderem die Marke „Mark Brandenburg“ her.

Die Milchviehhalter prophezeien dagegen Lieferengpässe. „Unser unbefristeter Streik wird verheerende Auswirkungen haben“, meint Oliver Grommes, der Chef des rheinland-pfälzischen Landesvorstandes des Verbandes. In seinem Bundesland seien etwa 50 Prozent der Milch vom Markt genommen worden. Auch in Bayern stößt der Streik auf größere Resonanz und bei einigen baden-württembergischen Molkereien fehlen fünf bis sechs Prozent der normalerweise angelieferten Milchmenge. In Norddeutschland gab es hingegen kaum Lieferprobleme. In Sachsen lehnen die Milchbauern einen Lieferstopp ab und setzen auf Verhandlungen mit den Molkereien. Auch der Landesbauernverband Brandenburg beteiligt sich nach Angaben eines Sprechers vorerst nicht an dem Lieferboykott. Dagegen rief der Bauernbund Brandenburg, dem insbesondere bäuerliche Familienbetriebe angehören, seine Mitglieder zur Teilnahme auf.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) gab den Supermarktketten Schuld an den niedrigen Milchpreisen. „Es gibt eine starke Nachfragemacht und Oligopolisten“, sagte er. Dem stehe keine entsprechende Angebotsmacht der Bauern gegenüber.

Wert legen die Bauern auf die Feststellung, dass die zurückgehaltene Milch keineswegs vernichtet wird. Vielmehr werde sie an die Kälber verfüttert oder als Dünger auf die Felder gebracht. dr

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