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Wegen der Schuldenkrise macht die Deutsche Bank Verluste.

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Update

Prozesse und Schuldenkrise: Deutsche Bank schreibt rote Zahlen

Die Deutsche Bank hat im letzten Quartal 2011 Verluste gemacht - vor allem im vom künftigen Co-Chef Jain geführten Investmentgeschäft. Analysten sind überrascht - Anleger eher entsetzt.

Der Verlust der Deutschen Bank vor Steuern im vierten Quartal betrug 351 Millionen Euro nach einem Gewinn von 707 Millionen Euro ein Jahr zuvor, wie das größte deutsche Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Milliardengewinn gerechnet. "Die Zahlen sind durchweg schlechter und weit unter den Erwartungen, das ist eine große Enttäuschung", sagte ein Händler.

Die Schuldenkrise führte zu einer Flaute am Anleihemarkt, die das Kerngeschäft Investmentbanking massiv belastete. Die vom künftigen Co-Chef Anshu Jain geleitete Kapitalmarkt-Sparte schrieb einen Verlust von 422 Millionen Euro. Die Klagen vor allem wegen umstrittener Immobilien-Geschäfte in den USA kosten die Deutsche Bank immer mehr Geld.

Allein im vierten Quartal belasteten Kosten für Rechtsstreitigkeiten den deutschen Branchenprimus mit 380 Millionen Euro. Im Gesamtjahr summierten sich "spezifische Belastungen" vor allem für Prozesse in der Investmentbank-Sparte auf 655 Millionen Euro.

Die Bank sieht sich in den USA wegen ihres angeblichen Beitrags zur Immobilienkrise diversen Verfahren ausgesetzt. Ein Bank-Sprecher sagte, für die Klagen des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch seien keine Rückstellungen gebildet worden.

Schon seit dem dritten Quartal verzichtet die Deutsche Bank auf 310 Millionen Euro Umsatzsteuer, weil diese im Zuge eines Steuerkarussells mit CO2-Verschmutzungsrechten möglicherweise zu Unrecht kassiert worden war. Sechs CO2-Händler waren deswegen in Frankfurt zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ob und wie die Deutsche Bank selbst in das Netz verstrickt ist, ist noch ungeklärt.

Insgesamt hatte die Deutsche Bank im vierten Quartal rund 1,2 Milliarden Euro an Sonderbelastungen zu tragen, die sie vor Steuern mit 351 Millionen Euro in die roten Zahlen zogen.

Im Gesamtjahr verdiente das Institut vor Steuern 5,4 Milliarden Euro und will seinen Aktionären wie im Vorjahr 0,75 Euro je Aktie Dividende zahlen. Angepeilt hatte der scheidende Vorstandschef Josef Ackermann zehn Milliarden Euro Gewinn, aber wegen der Schuldenkrise war spätestens seit Herbst klar, dass dieses Ziel nicht mehr zu erreichen ist.

Die überraschend roten Zahlen der Deutschen Bank stießen den Anlegern übel auf. Bei ansonsten freundlicher Stimmung im Dax verloren die Papiere der Bank im frühen Frankfurter Handel knapp 1,5 Prozent und waren das Schlusslicht im deutschen Leitindex.

Seit Januar hatten Deutsche-Bank-Papiere mehr als 15 Prozent an Wert gewonnen. Am Mittwoch hatten sie 5,1 Prozent fester bei 34,04 Euro geschlossen. (rtr)

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