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Wirtschaft: Putzen auf Bestellung

Bei Agenturen kann man auch Butler und Hausdamen mieten

Hinter den Schrank kriechen, durch Wollmäuse steigen und die Hände in den Putzeimer tauchen – das muss nicht sein. Wer die lästige Hausarbeit nicht selbst erledigen will, kann den Service einer Agentur in Anspruch nehmen und die Wohnung von einer Reinigungskraft oder Hausdame auf Hochglanz bringen lassen. Für zwei Stunden pro Woche oder täglich, so oft der Kunde es wünscht, wird geputzt. Die gestressten Berufstätigen oder Hausfrauen können sich bequem zurücklehnen. Das Besondere ist: Diese Dienstleistung ist keine Schwarzarbeit, weil die Servicekräfte bei Agenturen regulär angestellt sind, angemessen entlohnt werden und sozialversichert sind. Das hat seinen Preis, für den allerdings erstklassiger Service geboten wird, sagen die Reinigungs-Dienstleister.

Das Konzept der Persigno-Agentur zum Beispiel ist erst wenige Jahre jung, wie bei vielen anderen Vermittlern auch. Dementsprechend innovativ ist die Geschäftsidee, die eine Marktlücke geschlossen hat: Motivation, Benimm, niveauvolle Erscheinung und natürlich putzen, aufräumen und bügeln sind im Programm enthalten. Um dieses Anforderungsprofil zu erfüllen, bildet die Agentur ihre Angestellten selbst aus und prüft sie in einem Putztest. Dabei muss die Putzkraft unter Beweis stellen, dass sie in der Lage ist, ihren Arbeitsablauf sinnvoll zu organisieren, denn es zählen nicht nur die richtigen Handgriffe, sondern auch gutes Timing.

Neben den privaten Dienstleistern gibt es allein in Berlin zwei staatliche Haushaltsschulen, die neben Reinigungs- und Servicekräften auch Butler und Chauffeure ausbilden. Ein Relikt aus der Vergangenheit? Nur bedingt, obwohl Traditionalität und auch Klischees kennzeichnend für die Branche sind. So werden zum Beispiel auch im Jahr 2003 immer noch kaum Putz-Männer angestellt. „Das kommt bei den Kunden nicht gut an“, sagt Christiane van Gierke von der Agentur Persigno. Die meisten Kunden wollen ganz traditionell eine weibliche Kraft mieten. Und auch nur eine einzige: „Bloß kein Team, das erinnert die Kunden an die Putzkolonnen in den Büros“, sagt die Agentur-Chefin.

Das Konzept trifft auf Interesse, die Nachfrage steigt. Persigno ist ein Beispiel für den Boom des organisierten Putzens: Christiane van Gierke konnte ihr Geschäft am Berliner Mehringdamm seit der Gründung vor acht Jahren stetig vergrößern. Ihre Kunden sind zum größten Teil Privatleute. „Anders als in den Unternehmen ist bei Privatleuten ein gutes persönliches Verhältnis zum Kunden entscheidend – schließlich ist es eine Frage des Vertrauens, jemanden in seine Wohnung zu lassen“, sagt Frau van Gierke. Die Zielgruppe der Agentur umfasst sowohl den sparsamen Rentner, der alle 14 Tage eine Putzkraft bestellt, als auch den Besserverdienenden, der täglich den begehbaren Kleiderschrank aufräumen lässt.

Wer sich einmal richtig als Kolonialherr fühlen will, ruft bei der Agentur Hausdienst an. Während einer sechsmonatigen Ausbildung werden die zukünftigen Butler und Hausdamen in Benimmregeln geschult. Sie knicksen, wenn der Hausbesitzer den Raum betritt; die Damen bekommen ein Häubchen auf den Kopf, bevor sie als „richtig gute Perle“ vermittelt werden, so Geschäftsführerin Maria Struss. Soviel Untertänigkeit hat ihren Preis: 2000 Euro pro Monat.

Der Service soll exklusiv sein. Natürlich kann man die Arbeitskräfte auch nur für eine Stunde mieten, und zwar zu einen Satz, der über den fünf bis zehn Euro des Schwarzmarkts liegt. Persigno vermittelt Servicekräfte für 15,50 Euro, die Putzkräfte der Agentur Hausdienst kosten 17 bis 22 Euro pro Stunde.

Dienstleistungs- und Vermittlungsagenturen im Internet:

www.hausdienst.com

www.berlinshop/persigno.de

Julia Gebert

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