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Wirtschaft: Quelle trennt sich vom dicken Katalog

Versandhändler reagiert auf Umsatzeinbruch des Vorjahres und stellt das Konzept radikal um

Berlin - Der Einzelhandelskonzern Karstadt-Quelle will seine Probleme im Versandhandel durch neue Spezialkataloge, mehr hochwertige Marken und einen Ausbau des Autogeschäfts in den Griff bekommen. Den dicken Universalkatalog, der bisher einmal pro Jahr an die Haushalte verschickt wurde, wird es künftig nicht mehr geben. Das kündigte das Unternehmen am Montagabend in München an. Darüberhinaus soll das Internetgeschäft deutlich ausgebaut werden. Einzelhandelsexperten begrüßten das neue Konzept. Die Börsianer blieben dagegen unbeeindruckt. Der Kurs der im M-Dax gelisteten Karstadt-Quelle-Aktie legte leicht zu. Das Papier kostete am Dienstagnachmittag 7,49 Euro.

Das neue Konzept ist eine Reaktion auf den starken Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr. Die Karstadt-Versandtöchter Quelle und Neckermann hatten nach Konzernangaben insgesamt 11,3 Prozent eingebüßt. Die Krise des Konzerns, der nach deutlichem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr ein rigides Sanierungsprogramm aufgelegt hatte, habe vor allem das Quelle-Geschäft beeinträchtigt, sagte ein Sprecher. Viele Kunden hätten verunsichert reagiert. Mit den neuen Plänen soll das Geschäft wieder in Schwung gebracht werden. Neckermann hatte bereits vor einigen Wochen ein neues Konzept vorgestellt (siehe Kasten).

Quelle will den dicken Katalog, der vom Büstenhalter über Stofftiere bis zu Wagenhebern bislang die gesamte Palette des Handels abbildete, abschaffen und durch verschiedene Spezialkataloge ersetzen. So soll von diesem Sommer an zunächst in einigen Testregionen in Deutschland je ein Katalog für Mode und einer für Technik und Möbel verteilt werden. Damit will Quelle die Kunden gezielter ansprechen. Zudem sollen die potenziellen Käufer künftig alle drei bis vier Wochen spezielle Saison-Kataloge zugeschickt bekommen.

Einzelhandelsexperten begrüßten die Umstellung. „Der Universalkatalog war in der bisherigen Form nicht überlebensfähig“, sagte Christian Schindler, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. „Das Konzept, alles an alle verkaufen zu wollen, funktioniert nicht mehr.“ Der Konsum laufe in immer kürzeren Zyklen ab, darauf müsse sich auch der Versandhandel einstellen. „Sonst verliert er gegenüber schnelleren Playern wie H&M oder Mediamarkt“, sagte Schindler. Darum sei es für Quelle sinnvoll, das Geschäftsmodell anzupassen. Mit mehr Katalogen könne der Versandhändler auch beim Preis schneller reagieren und dadurch besser kalkulieren als bislang mit dem lange im voraus geplanten Universalkatalog.

Auch die Ankündigung von Quelle, künftig mehr Markentextilien anzubieten, fand ein positives Echo. „Bei den Preisen kann ein Versandhändler wie Quelle nicht mit spezialisierten Ketten konkurrieren“, sagte Einzelhandelsanalyst Schindler. Darum bleibe dem Unternehmen gar nichts anderes übrig, als sich über einen besseren Service zu profilieren und damit von Discountern abzugrenzen. „Ob Quelle tatsächlich auch mehr Service bieten kann, muss aber noch unter Beweis gestellt werden“, sagte er.

Auch Volkhardt Klöppner, Handelsexperte der Unternehmensberatung BBDO begrüßte die stärkere Ausrichtung auf Marken. „Quelle muss es schaffen, die eigene Marke aufzupolieren und scharfzustellen“, sagte Klöppner. „Das könne das Unternehmen natürlich schaffen, indem es mehr andere Marken anbiete.“ Allerdings, mahnte er, passiere das „nicht von heute auf morgen“.

Bei einem anderen Plan des Versandhändlers haben die Experten allerdings Zweifel angemeldet. Quelle hat angekündigt, den Autoversand zu erweitern. Schon von der kommenden Woche an soll ein Paket angeboten werden, das neben dem Auto-Leasing auch Werkstattleistungen und Versicherung beinhalten soll. Handelsanalyst Schindler hält das eher für einen „Marketing-Gag“. Das Unternehmen biete das schon seit 2003 an, große Umsätze seien aber nicht zu erwarten.

Maren Peters

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