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Männer fürs All.

© dpa

Raumfahrt: Galaktischer Pannendienst

Die Bundesregierung stellt ihre Raumfahrtstrategie vor: Themen wie Klimaschutz, Mobilität, Kommunikation und Sicherheit sollen angegangen werden.

Berlin - Die Zeiten, in denen die Raumfahrt als nationales Aushängeschild diente und mit viel Aufwand Punktsiege gegen die wenigen Konkurrenten erzielt wurden, sind vorüber. Das machte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gleich zu Beginn deutlich. „Sie muss sich daran messen lassen, ob die hohen Aufwendungen einen angemessenen Nutzen bringen“, sagte er bei der Vorstellung der Raumfahrtstrategie der Bundesregierung. Trotz der nüchternen Anmoderation konnten Brüderle und der Raumfahrtkoordinator der Regierung, Peter Hintze (CDU), nicht verhindern, dass sie bei Worten wie „Astronauten“, „Roboter“ und „Mond“ ein strahlendes Gesicht machten.

Die gut 20 Seiten lange Strategie wurde gestern vom Bundeskabinett verabschiedet. „Sie folgt drei Zielen: Nutzen, Nachhaltigkeit und Netzwerke“, sagte Brüderle. Nutzen bedeute, dass die Raumfahrt zentrale Themen wie Klimaschutz, Mobilität, Kommunikation und Sicherheit angehen müsse. „Satelliten sind zum Rückgrat der modernen Zivilisation geworden“, sagte Brüderle. Und das sei gefährdet, etwa durch Weltraumschrott. Deshalb sollen unter dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ Satelliten mit größerer Lebensdauer entwickelt werden. Ein weiteres Ziel ist eine Art galaktischer Pannendienst, der ausgediente, taumelnde Satelliten einfängt und gezielt zum Absturz bringt oder in einen sicheren „Friedhofsorbit“ schiebt.

Neben solchen Zukunftszielen gehe es auch darum, die vorhandenen „Systemfähigkeiten und Technologieführerschaften“ etwa in der Radartechnik zu festigen, fordert das Strategiepapier. Dafür hat man die großen Raumfahrtunternehmen Astrium und OHB ebenso im Blick wie viele kleinere Unternehmen, die hochspezialisiert und oft auch Weltmarktführer für bestimmte Techniken sind.

Um die Branche mit rund 6200 Beschäftigten und einem Umsatz von fast zwei Milliarden Euro zu stärken, will Brüderle die Ausgaben für Raumfahrt steigern. Um wie viel genau, hänge von den Haushaltsverhandlungen ab. Auch andere Ressorts betreiben Raumfahrt, etwa das Verteidigungs- oder das Verkehrsministerium mit seiner Beteiligung am Galileo-Programm. Die Staatsausgaben für Raumfahrt belaufen sich derzeit auf insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Hintze zufolge sollen sie bis 2014 auf 1,4 Milliarden steigen. „Die Hebelwirkung des investierten Geldes ist groß“, sagte er. „Jeder investierte Euro kommt vielfach zurück.“

Netzwerke, die dritte Säule des Konzepts, sind vor allem für die Weltraumforschung gedacht. Wegen der hohen Kosten sollen Projekte gemeinsam mit anderen Ländern umgesetzt werden.

Doch es gibt auch Kritik, etwa von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Acatech. Sie fordert, die nationale Koordination der Raumfahrtaktivitäten noch mehr zu straffen. Vor allem müssten noch klarere inhaltliche Schwerpunkte benannt werden. Wie berichtet, ist die Passage zur Weltraumforschung sehr allgemein formuliert und gibt keine Hinweise darauf, mit welchem Projekt sich Deutschland sichtbar von seinen Konkurrenten abgrenzen will. Ralf Nestler

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