zum Hauptinhalt
Das Internet als Berater. Fragen rund um private Finanzen, aber auch zu komplexen finanzpolitischen Zusammenhängen lassen sich mit Hilfe des Internets beantworten. Die Zugriffsraten bei Erklärvideos sind aber recht übersichtlich.

© dpa

Rechenhilfe: Im Netz der Finanzen

Spezielle Blogs in denen sich unabhängige Finanzexperten direkt an Verbraucher wenden, sind hierzulande selten. Stattdessen erklären Banken ihr Geschäft per Video, die Regierung die Finanzwelt im Quiz.

Was ist ein Rentenfonds? Wie konnte es zur Finanzkrise kommen? Welche Anlageform ist für mich die beste? Fragen rund um das Finanzwesen sind in unserem Alltag präsent – ganz persönlich, wenn es um Geldanlagen oder Kredite geht, oder gesellschaftlich, etwa im Zusammenhang mit Schuldenkrise in Europa oder Fiskalklippe in den USA.

Wer sich finanztechnisch weiterbilden oder auch nur auf einen Besuch beim Anlageberater der Bank vorbereiten will, muss dafür nicht unbedingt Kurse an der Universität oder Volkshochschule besuchen. Oft genügt schon ein Blick ins Internet, um sich mit dem Grundwissen vetraut zu machen und das Fachchinesisch der Experten verstehen zu können.

Eine Quelle sind etwa die Kanäle von Sparkassen, Banken oder Fondsgesellschaften auf Videoplattformen wie Youtube. Die Deka-Bank, über die die Sparkassen ihr Investmentgeschäft abwickeln, wartet mit einer ganzen Reihe von Erklärfilmchen auf.

Die Bandbreite reicht von Altersvorsorge mit Investmentfonds über Vermögenswirksame Leistungen bis zum Zinseffekt. Die grafische Darstellung ist einfach, auf komplizierte Fachbegriffe verzichtet der Sprecher aus dem Off. Man hoffe, den Kunden der Sparkassen auf diesem Weg komplexe Sachverhalte leichter zugänglich machen zu können als über schriftliche Definitionen von Fachbegriffen, heißt es bei der Deka.

Auch bei Beratungsgesprächen würden Kunden durchaus auf dieses Angebot aufmerksam gemacht, um sich ein bisschen besser orientieren zu können. Für Youtube-Verhältnisse, wo Videos relativ leicht auch mal eine Million Zugriffe erreichen, ist die Klickrate eher moderat: Stark nachgefragte Erklärfilme erreichen gut 10.000 Klicks, andere nur wenige hundert. Die ältesten Filme sind rund zwei Jahre alt, die jüngsten erst wenige Wochen.

Ähnliche, aber weniger aufs reine Erklären ausgelegte Angebote haben auch private Banken. Im Youtube-Kanal der Deutschen Bank finden sich rund 100 Videos. Darunter sind sowohl Erklärstücke zur Bedeutung privater Banken für die Volkswirtschaft als auch Empfehlungen für Geldanlagen.

Diese sind allerdings deutlich werbelastig, etwa wenn Fernsehmoderatorin Ruth Moschner mit einem optischen Vorzeige-Banker quer über den Frankfurter Flughafen tourt und über die niedrigen Zinsen plaudert – und wie die Deutsche Bank ihr Erspartes dennoch vermehren kann. Die Comdirect, die Direktbank-Tochter der Commerzbank, gibt eher praktische Lebenshilfe: Wie eröffne ich ein Girokonto, wie funktioniert eine Fotoüberweisung, was kann die Banking-App auf dem Smartphone und was nicht. Für eine Online-Bank, die ohne örtliche Bankberatung auskommen muss, ist das ein nützlicher Service, um ihre Kunden nicht gänzlich sich selbst und der Telefonhotline zu überlassen.

Zusätzlich bekommen Kunden, die sich für eine Baufinanzierung interessieren, im Rahmen eines Pilotprojekts eine individuelle Beratung per Video angeboten. Über eine spezielle Website, auf der sich der Kunde dann mit seiner persönlichen Kennung einloggt, erhält er dann Zugang. Wie lange der Pilot, der vor einem Jahr gestartet wurde, noch läuft und ob er ausgeweitet wird, sagt die Bank nicht.

Doch die Chancen stehen wohl nicht schlecht, dass die Videoberatung auch im Anlagebereich eingesetzt wird. „Videoberatung ist eine moderne Variante der Beratung, die beim Kunden gut ankommt“, sagt Jan Enno Einfeld, Leiter Beratung bei Comdirect. Bei der Commerzbank heißt es, die Videos seien ein Testlauf. Endet er erfolgreich, könnte also die Commerzbank nachziehen.

Ganz auf Interaktivität basiert das Geschäftsmodell der Fidor-Bank. Nach Angaben des Unternehmens kommunizieren Kunden untereinander und mit Beratern der Online-Bank über Soziale Medien wie Facebook und Twitter sowie über Youtube. Spezielle Blogs mit Texten oder Videos, in denen sich unabhängige Finanzexperten direkt an Verbraucher wenden oder gar Empfehlungen abgeben, sind in Deutschland eher die Seltenheit.

Der Internetdienst Yahoo misst dem Bereich Finanzen traditionell hohe Bedeutung bei, vor allem im englischsprachigen Raum. Auch im deutschen Angebot sind einige Finanzblogger integriert, die regelmäßig Tipps geben oder über Missstände informieren. Darüber hinaus gibt es den Währungsrechner, mit dem sich der Euro in alle denkbaren weltweiten Währungen mit aktuellen Kursen umrechnen lässt. Hinzu kommen zahlreiche Vergleiche zu Versicherungen, Strom oder Gas.

Auf der Suche nach unabhängiger Beratung, an deren Ende nicht die Empfehlung steht, doch das eine oder andere Produkt zu kaufen, bieten auch die Seiten der Ministerien teilweise nützliche Angebote. Von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zoll bekommt man unter www.finanzforscher.de erklärt, wie die Welt der Banken und Währungen funktioniert.

Die Seite stammt vom Bundesfinanzministerium und richtet sich eigentlich an Kinder und Jugendliche. Wer aber ganz einfach erklärt haben will, was eigentlich Eigentum ist oder wie die Einkommenssteuer zustande kommt, fühlt sich auch als Erwachsener nicht unterfordert oder uninformiert.

Daneben lernen Kinder spielerisch mit dem finanziellen Ernst des Lebens umzugehen. Es gibt ein Quiz zur Steuererhebung, eines zum Euro und der Krise der europäischen Gemeinschaftswährung und eines über Geldgeschäfte im Netz, Betrügereien beim Online-Shopping und wie man sie vermeidet. Wer es etwas komplexer mag und sich über die Einzelheiten der Eurokrise bilden will, findet direkt auf der Seite des Ministeriums Antworten – ob Fiskalpakt oder europäischer Stabilitätsmechanismus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false