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Wirtschaft: Rechenpanne bei der Stiftung Warentest

Gravierende Fehler beim Vergleich fondsgebundener Rentenpolicen/Versicherungen reagieren gelassen

Berlin (mot). Die Stiftung Warentest hat gravierende Fehler beim jüngst veröffentlichten Test von 374 Riester-Rentenversicherungen eingeräumt. „Bei der Mehrzahl der Riester-Renten mit Fondsanteil ist falsch gerechnet worden“, sagte am Dienstag Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“, dem Tagesspiegel. Die September-Ausgabe der Zeitschrift muss vom Markt genommen werden. Betroffen sind 60000 Verkaufsexemplare. Den rund 260000 Abonnenten werden überarbeitete Tabellen zugeschick. Die korrigierten Auswertungen wurden zudem ins Internet gestellt.

Bereits im Mai 2001 musste die Stiftung ein „Finanztest“-Heft zurückziehen, weil ihr Fehler bei der Berechnung von Privaten Rentenversicherungen unterlaufen waren. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fürchtet trotz der jüngsten Panne aber keine große Verunsicherung der Verbraucher. Der Irrtum zeige aber, wie schwierig eine vergleichende Bewertung der Angebote sei, sagte ein Sprecher.

Nach Auskunft Tenhagens sind beim Vergleich der Riester-Rentenversicherungen, die einen Teil ihres Kapitals in Aktienfonds anlegen, Kosten zu hoch berechnet und insgesamt 62 Anbieter deshalb zu schlecht bewertet worden. So war bei allen Anbietern bei der Anlage in Fonds eine Verzinsung vor Kosten von neun Prozent unterstellt worden. Durch einen „Fehler in der Test-Konzeption“, so Tenhagen, seien von dieser Rendite bei einigen Anbietern fälschlicherweise Kosten zweimal abgezogen worden. „Wir haben in vielen Fällen Äpfel mit Birnen verglichen“, räumte Tenhagen ein. An der grundsätzlichen Aussage des Tests, dass viele Riester-Produkte empfehlenswert seien, habe sich aber nichts geändert.

Finanztest: Künftige Tests fehlerfrei

Bei der korrekten Neuberechnung würden deutlich weniger Versicherungen mit „mangelhaft“ abschneiden. Von den Rechenfehlern nicht betroffen seien klassische Rentenversicherungen ohne Fondsanteil. Auch die in diesem Jahr noch anstehenden Finanztests von Riester-Fondssparplänen und von Angeboten zur betrieblichen Altersvorsorge seien von der Panne nicht betroffen. „Ich kann ausschließen, dass die kommenden Tests fehlerhaft sein werden“, versicherte Tenhagen. Der Imageschaden für die Stiftung dürfte gleichwohl erheblich sein. Ob auch der Chefredakteur von „Finanztest“, der an der Konzeption der Tests beteiligt ist, gehen muss, war am Dienstag noch offen. „Ich schließe das aus“, sagte Tenhagen.

Die von einer Korrektur möglicherweise betroffenen Gesellschaften reagierten zunächst gelassen. „Wir warten ab, wie die neuen Zahlen ausfallen“, sagte eine Sprecherin der Aachener & Münchener Versicherung. „Sollten unsere Produkte anders als beim ersten Test eingestuft werden, werden wir die Zahlen sehr genau prüfen.“ Generell sei die Aachener &Münchener vorsichtig bei der Beurteilung von Ratings, da die Bewertung höchst unterschiedlicher und komplexer Finanzprodukte problematisch sei. „Wir werden keine juristischen Schritte gegen die Stiftung Warentest unternehmen“, sagte Arag-Sprecher Klaus Heiermann. „Wir ziehen die sachliche und fachliche Diskussion vor.“ Die Stiftung Warentest sei ungeachtet der Panne verglichen mit den vielen Ratingagenturen, die auf dem Markt aufgetaucht seien, qualitativ eine „positive Ausnahme“. „Finanztest“ habe nach Bekanntwerden des Fehlers „gut reagiert“. Gleichwohl trübe die Rückrufaktion das gute Image. „Die haben jetzt ein Problem“, sagte Heiermann.

Die Stiftung Warentest wurde im Jahr 1964 von der Bundesregierung als Institut zur Durchführung vergleichender Waren- und Dienstleistungsuntersuchungen gegründet. Sie ist als Stiftung bürgerlichen Rechts unabhängig. Die Verbraucherschützer publizieren ihre Untersuchungen in verschiedenen Medien, unter anderem in „Finanztest".

Korrigierte Tabellen im Internet:

www.warentest.de

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