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Wirtschaft: Reform kostet Apotheker 20000 Jobs Branchenverband klagt: Wir werden überdurchschnittlich an den geplanten Einsparungen beteiligt

Berlin (pet). Die Apotheker befürchten, dass als Folge der Gesundheitsreform bis zu 10 000 Arbeitsplätze gefährdet sein könnten.

Berlin (pet). Die Apotheker befürchten, dass als Folge der Gesundheitsreform bis zu 10 000 Arbeitsplätze gefährdet sein könnten. „Der Reformweg erweist sich als Irrweg“, sagte Hans Günter Friese, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), am Dienstag in Berlin. Friese befürchtet ein großes Apothekensterben, wenn die Bundesregierung das Verbot des Mehrbesitzes (siehe Lexikon auf dieser Seite) wie geplant lockern wird.

ABDAChef Friese sagte, schon im vergangenen Jahr seien 104 mehr Apotheken geschlossen als neu eröffnet worden. Der Verband befürchtet, dass wegen der Gesundheitsreform in diesem Jahr weitere 200 bis 250 der knapp 21 500 Apotheken aufgeben müssen und weitere Stellen abgebaut werden müssen. Bereits in der ersten Jahreshälfte sei die Zahl der Apotheken-Arbeitsplätze um rund 10 000 geschrumpft, bis zum Jahresende könnte sich diese Zahl verdoppeln, warnte Friese. Noch im Vorjahr war die Zahl der Arbeitsplätze um 1,8 Prozent auf knapp 140 000 gestiegen.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt wies die Vorwürfe zurück. „Die Äußerung der Apotheken, die Gesundheitsreform führe zu einem Arbeitsplatzabbau und Nachteilen für die Patienten, ist nicht nachvollziehbar“, teilte sie am Dienstag mit. Die Apothekendichte in Deutschland sei im internationalen Vergleich immer noch sehr hoch.

Die Apotheken befürchten, dass die Koalition neben der Zulassung des Versandhandels mit Medikamenten das so genannte Mehrbesitzverbot „durch die Hintertür“ aufheben könnte. Die Koalition will einem Apotheker künftig den Besitz von maximal drei Apotheken erlauben. „Wie will der Gesetzgeber die Besitzbeschränkung auf drei Nebenstellen/Filialen verfassungsrechtlich begründen?“, fragt Apothekerpräsident Friese. Petra Selg, pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, erwartet, dass das Mehrbesitzverbot über kurz oder lang ganz fällt. „Es wird mit Sicherheit Klagen von Apothekern gegen die Beschränkung geben“ sagte Selg dieser Zeitung. „Der Schutzgartenzaun um die Apotheker ist gefallen – jetzt sollen sich die Apotheker im Wettbewerb behaupten.“

Die Apotheker sind der Meinung, dass sie ohnehin überdurchschnittlich stark durch die Gesundheitsreform belastet werden. Von den Entlastungen, die die Krankenversicherungen im Arzneimittelbereich von 2001 bis 2003 in Höhe von 2,7 Milliarden Euro erbringen, müssten Apotheker 1,5 Milliarden Euro zahlen, sagt ABDA-Präsident Friese.

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