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Wirtschaft: Regierung bleibt skeptisch für den Aufschwung

Bundeswirtschaftsministerium beharrt auf Wachstumsprognose von einem Prozent für 2003 – Industrie schrumpft nicht mehr

Düsseldorf/Berlin (ost/pbs/HB/dpa). Die deutsche Konjunktur kommt bis in den Frühsommer nicht wieder in Gang – das signalisiert der HandelsblattFrühindikator für März. Er läuft der Wirtschaftsentwicklung etwa drei Monate voraus. Der Indikator macht keine Hoffnung auf eine schnelle Besserung der schwachen Konjunktur. Die Wirtschaft in Deutschland wird in den nächsten Monaten bestenfalls stagnieren.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium sieht derzeit keine Anzeichen für eine schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft: „Insgesamt deuten die Konjunktursignale noch nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Belebung der Wirtschaftsentwicklung hin“, heißt es im gestern veröffentlichten Monatsbericht des Ministeriums. Die Wachstumsprognose von einem Prozent für 2003 behielt das Ministerium indes bei.

Der Handelsblatt-Frühindikator, der im März gründlich überarbeitet wurde, war in der neuen Version im Dezember auf den tiefsten Stand seit mehr als neun Jahren gefallen. Damals hatte er ein deutliches Schrumpfen der Wirtschaftsleistung signalisiert. In den vergangenen drei Monaten haben sich die düsteren Konjunktur-Aussichten etwas aufgehellt. „Das bedeutet aber noch keine wirkliche Wende“, warnt Ulrich van Suntum, Ökonomie-Professor an der Universität Münster, der den Indikator konzipiert und berechnet. „Neben der konfusen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung lähmt vor allem der drohende Irak-Krieg die wirtschaftlichen Antriebskräfte“, sagt van Suntum. „Das Wort Dynamik kann ohnehin vorerst aus dem Konjunktur-Wortschatz gestrichen werden.“

Leicht verbessert hat sich im Februar die Lage im deutschen verarbeitenden Gewerbe. Der Reuters-Einkaufsmanager-Index ist von 48,3 Punkten im Januar auf jetzt 49,9 gestiegen. Damit liegt er nur noch knapp unter der Schwelle von 50 Punkten. Indexstände über diesem Wert signalisieren ein Wachstum der Industrieproduktion in den kommenden Monaten. Den Sprung über die Marke hat der Index für die Euro-Zone geschafft. Sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge sind im Februar gestiegen.

Die Lage der US-Industrie hat sich dagegen wieder verschlechtert. Der Der Einkaufsmanager-Index fiel von 53,9 Zählern auf 50,5 zurück. Ökonomen hatten mit einem geringeren Rückgang gerechnet. Als Reaktion legte der Euro gegenüber dem US-Dollar zu. Zwischenzeitlich stieg der Kurs über die 1,08-Dollar-Marke, bröckelte im Verlauf aber wieder ab. Die europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Mittag auf 1,0800 (Freitag: 1,0782) Dollar fest.

Einzelhandel 2003 schwach gestartet

Beim privaten Konsum dürfte die Entwicklung weiterhin verhalten bleiben. Im Jahresverlauf sei aber nach Expertenmeinung mit einer Aufhellung der Verbraucherstimmung zu rechnen, so das Wirtschaftsministerium. Darauf setzt auch der deutsche Einzelhandel, dessen Umsätze im Januar im Vergleich zum Vorjahr einer Branchenumfrage zufolge um 1,5 Prozent gesunken sind. Damit hätten die Umsätze noch einmal deutlich unter dem schon im Vorjahr schlechten Ergebnis gelegen, sagte ein Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) am Montag in Berlin. Im Januar 2002 hatten die Händler rund 4,5 Prozent weniger umgesetzt als ein Jahr zuvor. Für das laufende Jahr erwartet der HDE weiter ein Umsatzminus von 1,5 Prozent. Diese Einschätzung teilt auch das Ifo-Institut. Die Händler müssten mit einem Minus in der Größenordnung von einem Prozent rechnen. Erst in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Konsumenten mehr Klarheit über ihre finanziellen Belastungen hätten, könne eine leicht positive Entwicklung erwartet werden.

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