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Wirtschaft: Renditen über dem Weltdurchschnitt - Trotz der Unruhen in Simbabwe werben Politiker für Investitionen

Laufen die deutschen Unternehmen Gefahr, in Afrika einen Zukunftsmarkt zu vernachlässigen? Nicht nur Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sondern auch Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) appellierten an die deutschen Unternehmer, sich stärker in Afrika zu engagieren.

Laufen die deutschen Unternehmen Gefahr, in Afrika einen Zukunftsmarkt zu vernachlässigen? Nicht nur Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sondern auch Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) appellierten an die deutschen Unternehmer, sich stärker in Afrika zu engagieren. Überschattet von den Unruhen in Simbabwe begann gestern in Berlin das Afrika-Forum, zu dem die Initiative Südliches Afrika der Deutschen Wirtschaft (Safri) Unternehmer und Politiker eingeladen hatte.

"Investitionen in Afrika sind sehr viel fruchtbarer, als allgemein angenommen wird", sagte Müller. Die Rendite von ausländischen Direktinvestitionen in Afrika sei mit 25 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der Weltdurchschnitt. Müller lobte ausdrücklich die Southern Development Community (SADC), zu der sich 14 Mitgliedsstaaten - unter ihnen Simbabwe, Südafrika und Mosambik - zusammengeschlossen haben. Die SADC hätte sowohl die politischen Reformen vorangetrieben als auch die Rahmenbedingungen für private Investitionen verbessert. Dazu gehöre vor allem die geplante Freihandelszone, die innerhalb von acht Jahren geschaffen werden soll. "Dabei darf es allerdings nicht bleiben", so Müller. Um ausländische Investoren zu locken, müssten auch die Einfuhrbestimmungen vereinheitlicht werden.

Der Präsident von Mosambik und amtierende Vorsitzende der SADC, Joaquim Alberto Chissano, rief dazu auf, trotz der Krise in Simbabwe das Vertrauen in die Region nicht zu verlieren. Rund 400 deutsche Unternehmen haben laut Müller bereits eine Niederlassung innerhalb der SADC-Zone. Als Schwerpunkte nannte er die Industrieproduktion, Technologietransfer und die berufliche Ausbildung. Rund 200 Millionen Menschen leben zurzeit in der Region.

Die Bedeutung der Farmbesetzungen in Simbabwe für die SADC hob Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) besonders energisch hervor. Wenn die Regierung Simbabwes nichts unternehme, bleibe nur der Ausschluss des Landes aus dem Finanzierungsmechanismus der EU für die SADC, so Wieczorek-Zeul.

Katastrophe Aids

Die Ministerin warnte davor, die wirtschaftliche Bedeutung des Aids-Problems zu vernachlässigen. Rund 50 Millionen Menschen seien zurzeit infiziert, davon lebten rund 23 Millionen im Sub-Sahara Gebiet. "Das ist nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich eine Katastrophe", so Wieczorek-Zeul. Teilnehmer der Konferenz bestätigten dies. "Ich kenne Unternehmen, da sterben jährlich rund 3,5 Prozent der Mitarbeiter an Aids", schilderte eine Unternehmensberaterin.

Dass das Forum in diesem Jahr im Debis-Haus in der Mitte Berlins stattfand, ist dem Engagement des Vorstandsvorsitzenden der DaimlerChrysler AG, Jürgen Schrempp, zu verdanken. Schrempp, der selber mehrere Jahre in Südafrika tätig war, ist Vorsitzender der Inititative für das Südliche Afrika. Er gehört zu denen, die von dem Potential der Region überzeugt sind. "In den vergangenen zehn Jahren sind enorme Fortschritte gemacht worden", sagte Schrempp gestern. Das gelte nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die politischen Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern.

Das Potential, das in der Region stecke, sei einer der Gründe dafür, dass man bei DaimlerChrysler die Produktion der rechtsgesteuerten C-Klasse von Bremen nach Südafrika verlagern werde. Bereits im vergangenen Januar war berichtet worden, dass mit dieser Verlagerung Investitionen von rund 400 Millionen Mark verbunden sind. Die südafrikanische Autoindustrie gehört zu den Produktionszweigen, denen bereits seit Jahren gute Aussichten eingeräumt werden. Bereits Ende 1998 hatte Daimler Benz, genauso wie VW und BMW eine Ausweitung der Investitionen in Südafrika angekündigt.

Ebenfalls 1998 hatte Schrempp allerdings auch eine ernsthafte Warnung an die 14 Staatsoberhäupter der SADC-Staaten gerichtet. In seiner Eigenschaft als Safri-Vorsitzender schrieb er - zusammen mit anderen deutschen Managern - einen Brief, in dem er die Kriminalitätsprobleme in diesen Ländern ansprach und vor den investitionshemmenden Folgen der fehlenden Sicherheit warnte.

In Berlin räumte Schrempp gestern ein, dass dieses Problem immer noch ungelöst sei. Trotzdem habe man in den meisten SADC-Ländern auch auf diesem Gebiet bereits messbare Erfolge erzielt. "Das bleibt ein schwieriges Thema", so Schrempp. Ein Satz, der - wie die Veranstaltung zeigte - wohl noch eine Weile für das Verhältnis zwischen deutschen Investoren und dem südlichen Afrika gelten wird.

Katharina Voss

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