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Wirtschaft: Rentenreform: Pensionsfonds - ein Billionen-Dollar-Markt

Deutschland hinkt bei der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge im internationalen Vergleich hinterher. Das Pro-Kopf-Vermögen, das ein Amerikaner Mitte der 90er-Jahre in Pensionsfonds investiert hatte, war 16 Mal höher als das eines deutschen Sparers und rund sechs Mal so hoch wie im Euro-Gebiet.

Deutschland hinkt bei der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge im internationalen Vergleich hinterher. Das Pro-Kopf-Vermögen, das ein Amerikaner Mitte der 90er-Jahre in Pensionsfonds investiert hatte, war 16 Mal höher als das eines deutschen Sparers und rund sechs Mal so hoch wie im Euro-Gebiet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Dresdner Bank ("Bedeutung von Pensionsfonds - ein internationaler Vergleich"), die jetzt erstmals in deutscher Sprache vorliegt. Die Volkswirte der Bank zeigen, dass in den USA, aber auch in Großbritannien, der Reformdruck auf die gesetzlichen Rentensysteme deutlich geringer ausfällt, weil frühzeitig kapitalgedeckte Vorsorgekomponenten in die Alterssicherungssysteme integriert wurden - insbesondere durch betriebliche Altersvorsorge oder über Pensionsfonds.

Die Studie untersucht vor allem die zweite Säule der privaten Vorsorge, die Pensionsfonds, und stellt die wichtigsten Märkte für dieses Instrument der Alterssicherung vor: USA, Großbritannien, Deutschland, Schweiz, Niederlande, Italien, Japan, Singapur, Australien und Chile. Dabei zeigt sich, dass selbst kapitalgedeckte Systeme nicht ohne Risiko und vor demographischen Schwankungen nicht sicher sind. So könne es passieren, dass die in den 50er und 60er Jahren Geborenen ihre Aktien verkaufen, wenn sie das Rentenalter erreichen. Die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt könne dann zur Folge haben, dass es am Kapitalmarkt mehr Verkäufer als Käufer gebe. Die Folge: Die Kurse fallen. Die Dresdner Bank meint, dieses Risiko sei im Vergleich zu den vorhersehbaren Problemen der umlagefinanzierten Rentensysteme gering. "Kapitalgedeckte Systeme", so der Chefvolkswirt der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, "bleiben das beste Mittel, um der bevorstehenden Krise der umlagefinanzierten Systeme zu begegnen." Jeder einzelne Sparer müsse bei der privaten Finanzierung seiner Rente auf eine ausgewogene Zusammenstellung des Portfolios achten.

Am Beispiel der USA zeigen die Autoren, welches Wachstumspotenzial beitragsbezogene Pensionspläne im Gegensatz zu - in Deutschland vorherrschenden - leistungsbezogenen Varianten haben können: In den USA halten sie inzwischen einen Marktanteil von knapp 50 Prozent. Diese starke Verbreitung der Pensionsfonds hat unmittelbare Folgen für die Kapitalmärkte: Auf den Aktien- und Rentenmärkten zählen sie in den USA zu den kapitalkräftigsten Akteuren. Die Dresdner Bank erwartet in der Zukunft eine ähnliche Entwicklung in Europa. Für die Länder der Europäischen Währungsunion rechnen die Volkwirte in den kommenden Jahren mit einer zusätzlichen Nachfrage nach Wertpapieren aller Art in Höhe von drei bis vier Billionen Dollar. In Deutschland werde sich die zusätzliche Nachfrage auf rund eine Billion Mark belaufen. Der globale Pensionsfondsmarkt wird Schätzungen zufolge von 13,2 Billionen Dollar (1999) auf 18,3 Billionen Dollar im Jahr 2004 wachsen.

mot

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