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© dpa

rezession: Krise erreicht die Hightech-Branchen

Von Solarzellen bis Unterhaltungselektronik: Die Nachfrage bricht weg, die Aktienkurse stürzen ab

Berlin - Erst gingen die Banken in die Knie, dann die Autohersteller. Jetzt erreicht die Krise zunehmend die Hochtechnologie: In der Solarbranche etwa kann man schon seit Monaten beobachten, dass kleinere Unternehmen Projekte auf Eis legen, weil ihre Kreditgeber ausfallen. Nun mehren sich auch die Klagen der prominenten Vertreter dieser Wachstumsbranche: Am Donnerstag senkte der weltgrößte Solarzellenhersteller Q-Cells seine Umsatz- und Gewinnziele für 2008 und 2009. Im November hatte das Unternehmen mit Sitz Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) das Umsatzziel noch auf 1,35 Milliarden angehoben. Q-Cells werde 2008 nun nur rund 1,225 Milliarden Euro Umsatz machen – was allerdings immer noch um 43 Prozent über dem Vorjahr liegt. Der Vorsteuergewinn werde 205 Millionen statt 260 Millionen Euro betragen.

Die Q-Cells-Aktie brach am Dienstag zeitweise um 34 Prozent ein und lag am Nachmittag noch 24 Prozent im Minus. Vor allem die Begründung des Unternehmens bereitet Beobachtern Sorgen: „Aufgrund der Unsicherheiten sowie der schwächeren Marktnachfrage im Zusammenhang mit der Finanzkrise haben eine Reihe von Kunden der Q-Cells in den vergangenen Tagen die Abnahme vereinbarter Mengen in das nächste Jahr verschoben“, hieß es. Was aber, wenn die Lieferungen auf Sankt Nimmerlein verschoben werden, sollte die Konjunktur weiter abflauen? Jetzt werden bei Q-Cells im Herz des sogenannten „Solar-Valley“ zunächst Überstunden abgebummelt. Bereits vor einem Monat war die Aktie des Berliner Modulherstellers Solon nach einer ähnlichen Prognosesenkung an einem Tag um ein Viertel eingebrochen. Auch Conergy aus Hamburg, die eine große Fabrik in Frankfurt (Oder) betreiben, kommen nicht zur Ruhe.

Nicht besser geht es der Chipbranche. Am Dienstag senkten zwei der drei größten Chiphersteller der Welt, Samsung und Texas Instruments (TI) ihre Prognosen für die Geschäftsentwicklung. Einhellig verwiesen sie auf die einbrechende Nachfrage an Chips, die in Handys oder Computer eingesetzt werden. Der US-Konzern TI rechnet im vierten Quartal nur noch mit einem Drittel des ursprünglich angepeilten Gewinns. Es gebe auf breiter Basis eine Schwäche bei den Aufträgen für Mobilfunkchips, sagte Manager Ron Slaymaker. Im laufenden Quartal werde TI nicht einmal die Hälfte seiner Fertigungskapazitäten nutzen. Bereits vor Wochen hatte Weltmarktführer Intel überraschend die Prognose gesenkt. Auch Infineon rechnet mit schlechteren Geschäften.

Der südkoreanische Samsung-Konzern warnte am Dienstag vor harten Zeiten. Die Nachfrage werde sich im kommenden Jahr weiter abschwächen, sagte Vize-Präsident Chu Woo Sik am Montag auf einer Investorenkonferenz. Die Ertragslage habe sich in einigen Bereichen sehr schnell verschlechtert. Samsung kämpft nicht nur in der Speicherchip- sparte mit großen Problemen. Auch LCD-Fernseher verkaufen sich derzeit schlecht. Beide Sparten kämpften darum, im vierten Quartal schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Chu Woo Sik. Samsung werde daher wohl die Investitionen von umgerechnet rund 5,4 Milliarden Euro in diesem Jahr auf bis zu 4,3 Milliarden Euro im kommenden Jahr zurückfahren.

Das schleppende Geschäft mit Unterhaltungselektronik macht auch Sony schwer zu schaffen. Der Konzern streicht weltweit 16 000 Stellen – der heftigste Stellenabbau durch ein japanisches Unternehmen seit Beginn der Wirtschaftskrise. 8000 Festangestellte müssen den Konzern verlassen, dazu 8000 Zeitarbeiter. Die Zahl der Fertigungsstätten in aller Welt soll von derzeit 57 bis zum März 2010 auf 51 Werke reduziert werden. Investitionen in der Elektroniksparte sollen zum kommenden Geschäftsjahr um 30 Prozent gekürzt werden.

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