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Wirtschaft: Richter setzt Daimler-Prozess aus Überraschende Wende im Milliardenstreit mit US-Investor

rt (aug/hz/HB). Im spektakulären Milliardenprozess gegen DaimlerChrysler in den USA hat sich kurz vor Abschluss der Verhandlung eine überraschende Wende ergeben: Der Richter Joseph Farnan setzte den Prozess vorerst auf unbestimmte Zeit aus.

rt (aug/hz/HB). Im spektakulären Milliardenprozess gegen DaimlerChrysler in den USA hat sich kurz vor Abschluss der Verhandlung eine überraschende Wende ergeben: Der Richter Joseph Farnan setzte den Prozess vorerst auf unbestimmte Zeit aus. Die Position der Stuttgarter im Rechtsstreit mit dem US-Milliardär Kirk Kerkorian war zuvor durch das Bekanntwerden von Gesprächsnotizen des ehemaligen Finanzvorstands von Chrysler, Gary Valade, möglicherweise geschwächt worden.

Der in dem Verfahren geladene Valade habe Notizen vorgelegt, die die Beschuldigungen von Kerkorian zu untermauern scheinen, sagte ein Anwalt Kerkorians am Dienstag. Richter Farnan habe die Vorlage der Notizen in letzter Minute als eine ernsthafte Angelegenheit betrachtet. Zwecks Beurteilung der Bedeutung der Notizen habe er eine Gerichtspause angeordnet. Die Unterlagen stützen einem Anwalt Kerkorians zufolge dessen Position, wonach die Fusion der beiden Autobauer eine Übernahme von Chrysler durch den deutschen Konzern gewesen sein soll. Kerkorian, der vor der Fusion der beiden Unternehmen mit einem Anteil von 13,75 Prozent größter Besitzer von Chrysler-Papieren war, verlangt von dem Stuttgarter Konzern mehr als eine Milliarde Dollar Schadenersatz. Er sagte vor Gericht aus, er habe der Fusion nur zugestimmt, weil sie als „Verbindung unter Gleichen“ dargestellt worden sei. Dies sei jedoch eine Täuschung gewesen.

Die Anwälte des Stuttgarter Autokonzerns bestätigten, dass neue Dokumente aufgetaucht seien, die in den Prozess eingebracht werden sollten. Das Gericht verhandele nun mit den Anwälten beider Seiten darüber, in welcher Form die Papiere eingebracht werden könnten und wann die Anhörungen weitergehen sollen. Bei den neuen Unterlagen handele es sich um die Aussage von Valade, bestätigte Daimler-Chrysler-Sprecher Han Tjan. Zum Inhalt machte er keine Angaben.

Bis dahin hatte sich nach Ansicht von Experten ein Punktvorteil für den Autokonzern abgezeichnet. „Alles in allem ist der Prozess bis dahin für Daimler besser gelaufen als für die Kerkorian-Seite“, sagte Britta Grauke, Leiterin der Abteilung Prozessrecht der internationalen Kanzlei Weil, Gotshal & Manges, die den Medienkonzern Bertelsmann im Fall Napster in den USA vertritt. Die Verhandlung in Wilmington sollte ursprünglich am Dienstag abgeschlossen werden, die Entscheidung von Richter Farnan wird indes so oder so nicht vor Frühjahr 2004 erwartet. Bislang hat er sich nicht anmerken lassen, wessen Argumente er für die besseren hält.

In Sicherheit wiegen können sich die Stuttgarter nach Einschätzung der Experten noch nicht. Die Entscheidung liege natürlich in den Händen des Richters, betonte auch Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp zum Abschluss seiner drei Tage dauernden Zeugenaussage. Doch der Verlauf der Verhandlung im US-Bundesstaat Delaware stimmt Schrempp bislang selbstsicher. Trotz spitzfindiger Fragen und Unterstellungen war es Kerkorian-Anwalt Terry Christensen nicht gelungen, den Automanager in die Enge zu treiben.

Die mehr als zehnstündige Befragung des Daimler-Chefs, dessen Aussage eine Schlüsselrolle für den Prozess zukommt, ergab unter dem Strich keinen neuen Beweise für den Vorwurf, Schrempp habe von Anfang an eine Übernahme Chryslers geplant.

Nun ist die scheinbar sichere Position von Daimler durch die Notizen des ehemaligen Chrysler-Finanzvorstands Valade möglicherweise im letzten Moment wieder ins Schwanken geraten. „Es ist eine ernste Angelegenheit“, sagte Farnan, der die Klage ohne Geschworenenjury beurteilt. Unklar war zunächst, wann der Prozess fortgesetzt wird.

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