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Wirtschaft: Robert T-Online im Vorruhestand

Telekom-Tochter mustert ihren Werbeträger aus

Berlin. Ganz egal, ob man ihn nun ausgesprochen unerträglich oder aufregend anders findet, eines ist Robert T-Online ganz sicher gelungen: Die superblonde hyperaktive Nervensäge aus dem Cyberspace ist aufgefallen. Harald Schmidt hat das Aussehen der schrägen Kunstfigur einmal so beschrieben: „Wie Guido Westerwelle auf Ecstasy.“ Wahrscheinlich ist er inzwischen so bekannt wie Westerwelle. Doch jetzt werden Roberts Dienste nicht mehr gewünscht. Sein Arbeitgeber T-Online schickt ihn in Zwangsurlaub – auf unbestimmte Zeit. Unwahrscheinlich, dass er jemals zurückgerufen wird. Denn Robert ist das Kind einer anderen Epoche.

Robert T-Online drängte Anfang 2000 mit Macht in die Öffentlichkeit. Damals bereitete die Deutsche Telekom den Börsengang von T-Online vor, den bis dahin größten eines Internet-Unternehmens. Die Interneteuphorie erreichte gerade ihren Höhepunkt. Wer nicht überzeugt war, dass das Datennetz die Welt verändern, die Gesetze der Wirtschaft außer Kraft setzen und uns alle reich machen würde, der würde bald die wichtigste Regel der New Economy zu spüren bekommen: Die Schnellen fressen die Langsamen. Der hysterische Robert passte hervorragend in diese Zeit. Er war der Hauptdarsteller einer bombastischen Werbekampagne in Telekom-Manier. Und trotzdem war er anders.

Ganz anders als der bodenständige Manfred Krug, der dem Publikum bis dahin die Vorzüge der T-Aktie erläuterte. Er verkaufte die „solide Volksaktie“, Robert das „aufregende Internetpapier“. Robert sollte vermitteln zwischen der virtuellen und der wirklichen Welt. Die Computerfigur sollte zeigen: T-Online steht für Innovation und technische Kompetenz. Hinter der Kunstfigur steckte zwar ein echter Schauspieler, doch mit viel Aufwand retouchierten ihm die Macher die menschlichen Züge. Robert sollte jemanden verkörpern, der im Netz zu Hause ist.

Robert ist aufgefallen – das Mindeste, was man von einer Werbefigur verlangen kann. Doch in die gewünschte Vermittlerrolle schlüpfte er offenbar nicht. Er brauchte eine Kontaktperson auf der anderen Seite des Computerschirms: die Moderatorin Enie van de Meiklokjes – kaum weniger schrill, aber doch irgendwie menschlicher. Robert hat noch andere Defizite: Er ist weit weniger wandelbar als menschliche Werbeträger. Robert ist erst drei Jahre alt, hat sich aber inzwischen stark abgenutzt. Außerdem ist er fremdgegangen: Er hat nicht nur für T-Online, sondern auch für das Festnetzgeschäft der Telekom geworben.

In den Augen von T-Online-Chef Thomas Holtrop steht Robert damit offenbar nicht eindeutig genug auf der Seite des Onlinedienstes. Der Wunsch von T-Online, das eigene Markenprofil zu schärfen, kommt nicht von ungefähr. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat den vier Sparten des Konzerns mehr Verantwortung und Eigenständigkeit übertragen. Der Monolith Telekom wird aufgebrochen.

Holtrop möchte T-Online mit mehr Emotionen verbinden. Künftig sollen daher prominente Menschen für den Internetdienst werben, derzeit werde mit drei bis vier von ihnen verhandelt. Mit wem, wird nicht verraten. Die Herausforderung ist groß: „Authentisch und sympathisch“ sollen sie den neuen Slogan „Ich leb Online mit T-Online“ verbreiten – und dabei Kompetenz ausstrahlen. Am überzeugendsten könnte diesen vermurksten Satz wohl Robert T-Online rüberbringen. Aber der hat ja Urlaub.

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