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Rösler fliegt am Donnerstag nach Athen.

© dpa

Wirtschaftsdelegation: Röslers Rettungstruppe für Griechenland

Der Wirtschaftsminister fährt heute mit einer 60-köpfigen Delegation nach Griechenland. Philipp Rösler und seine Begleiter wollen Geschäfte machen und gleichzeitig bei der Sanierung helfen.

Ein ungewöhnlicher Gast trifft an diesem Donnerstag in Athen ein. Deutschlands Wirtschaftsminister, der einen Insolvenzplan für Griechenland entwickeln lässt, und dessen FDP einen Mitgliederentscheid gegen den Rettungsschirm vorbereitet, führt eine 60-köpfige Wirtschaftsdelegation an. Philipp Rösler und seine Begleiter wollen Geschäfte machen und gleichzeitig bei der Sanierung helfen. Wo die ansetzen kann, wird beim Blick auf die Teilnehmerliste deutlich: Fast ein Drittel der Reisegefährten Röslers stammt aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien.

Frank Asbeck hat bereits vor 30 Jahren erste Geschäfte mit Griechen getätigt. Der spätere Gründer und Chef des Bonner Solarmodulherstellers Solarworld kaufte dort auf Schrottplätzen alte BMW- Motorräder und Beiwagen der Nürnberger Firma Steib, die von der Wehrmacht hinterlassen worden waren. Den Griechen zahlte er 50 bis 70 Euro pro Seitenwagen. In Deutschland konnte er dafür rund 500 Euro verlangen. „Ich schätze die Griechen bis heute als Geschäftspartner“, sagt Asbeck. „Wir haben dort bereits größere Anlagen gebaut, die bei Umfang und Preis mit denen der Konkurrenz aus China mithalten können“. Gerade eben würden Lkw mit Modulen das Solarworld-Werk im sächsischen Freiberg in Richtung Griechenland verlassen.

Asbeck begleitet Rösler, um die Möglichkeiten für weitere Public Private Partnerships auszuloten, wie sie etwa für den Athener Flughafen angedacht sind. „Wir haben Ideen für ähnliche Projekte mit EU-Institutionen als Kreditgeber.“ Konkret könnte er den Griechen sogar anbieten, auch eine Modulfertigung vor Ort aufzubauen – „wenn die Rahmenbedingungen stimmen und vor Ort die nötigen Mengen abgenommen werden“.

Dimitrios Kouros ist Rechtsanwalt in Düsseldorf, Generalsekretär der deutsch-griechischen Wirtschaftsvereinigung und Berater eines Unternehmens namens SGI, das Golfplätze baut. Gerne auch in Griechenland. „Aber das ist schwierig“, sagt Kouros. Die Bedingungen beim Erwerb von Grundstücken seien „sehr restriktiv“, und wenn man einen Golfplatz anlegen wolle, müsse man gleich ein Hotel dazu bauen. „Wir brauchen Gesetze und keine ministeriellen Verordnungen“, sagt Kourus. Die seien schlicht zu unberechenbar und deshalb keinem Investor zuzumuten.

Dem Düsseldorfer Anwalt zufolge gibt es derzeit nur drei Golfplätze in Griechenland. Er weiß von drei weiteren, die seit Jahren im Projektstadium feststecken. „Mindestens zehn Golfplätze kann Griechenland vertragen“, meint Kouros. Bei Röslers Reise trifft der Anwalt mit dem Privatisierungsminister zusammen und will sich dabei für investorenfreundliche Gesetze einsetzen. „Erneuerbare Energien und Tourismus - darauf müssen die Griechen bauen.“

Lesen Sie auf Seite zwei, welche anderen Vorhaben in Griechenland angeschoben werden sollen.

Nicht nur mit der Sonne lässt sich Geld verdienen. Auch beim Verkehr hat Griechenland Nachholbedarf – findet zumindest Engelbert Recker. Er arbeitet für die Essener Beratungsfirma Linearis und will sondieren, ob das Geschäft mit Bussen und Bahnen interessant ist. Investoren aus Europa, deren Namen er nicht verraten will, haben Recker beauftragt, den Einstieg zu prüfen. Bislang ist das Transportwesen überwiegend in der Hand des Staates. „Athen wird um Privatisierungen nicht umhinkommen.“

Staatseigentum für insgesamt 50 Milliarden Euro will die Regierung verkaufen. Echte Perlen im Verkehrssektor sieht Recker allerdings nicht dabei. „Die meisten Bahnstrecken sind nicht elektrifiziert, geschweige denn zweigleisig ausgebaut. Hier muss auf jeden Fall Geld her - aus welchen Töpfen auch immer.“ Erst einmal muss Recker aber die Lage vor Ort sondieren. „Wie ist die Rechtslage, wie schnell kann man einsteigen - das will ich in Athen herausfinden.“

„Ich habe etwas zu bieten“, sagt Reiner Schneeberger von der Berliner MB Technilog. Das Geschäftsmodell seiner Firma ist die Wiederaufbereitung von Medizintechnik. Wenn zum Beispiel ein Herzkatheter mehrmals benutzt wird, spart ein Krankenhaus rund die Hälfte der Katheterkosten, sagt Schneeberger, im Vergleich zu Einwegkathetern. Er nimmt Teil am Symposium der deutsch-griechischen Handelskammer in Athen und hat inzwischen eine Griechin engagiert, die beim Kontaktieren von Kliniken hilft.

Mit von der Athener Partie ist auch Solarlite aus Mecklenburg-Vorpommern. Man arbeite an Solarthermie-Kraftwerken im Süden des Landes und auf Kreta, berichtet Geschäftsführer Moritz von Plate. Zwar wünscht er sich „eine Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsprozesse“ und Sicherheit bei der Finanzierung. Grundsätzlich biete die Sonne aber „hervorragende Bedingungen“, die Solarenergie werde sicher einen großen Anteil an der zukünftigen Energieversorgung haben.

Wenn Firmen wie Solarlite Geld für ihre Vorhaben in Griechenland benötigen sollten, dann steht die bundeseigene KfW-Bankengruppe bereit. Vorstandschef Ulrich Schröder reist auch mit Rösler nach Griechenland, um Fördermöglichkeiten der KfW zu bewerben. Für Projekte deutscher Firmen in dem Krisenland gebe es besonders günstige Zinskonditionen, sagte eine KfW-Sprecherin.

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