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Kein Vertrauen.

© dpa

Wirtschaft: Rotwein, Flamenco und eine Bad Bank

Wie Spanien seinen schlechten Ruf verbessern will.

Madrid - Die schwer angeschlagenen spanischen Banken sollen ihre milliardenschweren faulen Immobilienanlagen in „Bad Banks“ auslagern, um ihre Bilanzen zu säubern und den schlechten Ruf Spaniens aufzupolieren. Mit diesem Plan will die konservative Regierung versuchen, die spanischen Sparkassen und Banken zu stabilisieren, nachdem sie sich mit Immobilien verspekulierten und Riesenverluste hinnehmen mussten. Die wankende Bankenbranche gilt als zusätzlicher Risikofaktor für das hoch verschuldete Krisenland Spanien.

Wirtschaftsminister Luis de Guindos meidet das Wort „Bad Banks“ und spricht lieber von der notwendigen „Absonderung“ problematischer Immobilienwerte in private „Gesellschaften“. Es geht um Grundstücke, Wohnungen und Häuser im Wert von 184 Milliarden Euro. Ein gigantischer Berg von Objekten, auf denen die Branche sitzt, nachdem der Markt kollabierte. Immobilien, die jetzt nur noch einen Bruchteil dessen wert sind, was in den Büchern steht. Und für die Kredite vergeben wurden, die wegen der Pleitewelle im ganzen Land zum Großteil wohl abgeschrieben werden müssen.

Gerade erst setzte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit von 16 spanischen Banken und Sparkassen herab, deren Bonität nur noch als mittelmäßig eingestuft wird und sich dem „Schrott-Niveau“ nähert. Der weitere Ausblick sei negativ. Unter den abgestraften Instituten sind auch die vier größten Banken des Landes: Santander, BBVA, Caixa und Bankia. Schon länger haben es Spaniens Banken schwer, sich am internationalen Markt, wo man den spanischen Bilanzen misstraut, frisches Geld zu besorgen. Sie kommen derzeit nur noch dank günstiger Kredite der Europäischen Zentralbank über die Runden.

Der Vertrauensverlust gegenüber Spaniens Banken geht einher mit der tiefen Schuldenkrise des spanischen Staates, der als nächster Rettungskandidat der Eurozone gilt. Auch dem seit Ende 2011 amtierenden konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy gelang es bisher nicht, einen Ausweg aus dem „Teufelskreis“, wie er es bitter nannte, zu finden. Um die hoch verschuldeten Regionen vor der PLeite zu bewahren, sollen Medienberichten zufolge nun Sonderanleihen ausgegeben werden. Diese als „Hispabonos“ bezeichneten Anleihen sollen nach Erwägungen der Madrider Regierung von den Regionen gemeinsam aufgelegt und vom Finanzministerium garantiert werden.

Derweil schrumpft die Wirtschaft, die staatlichen Steuereinnahmen brechen ein, die Arbeitslosigkeit steuert auf 25 Prozent zu. Gewerkschaften trommeln gegen den „sozialen Kahlschlag“. Der Staat muss immer höhere Zinsen für neue Kredite bezahlen. „Niemand will heute wie Spanien sein“, fasst Richard Boucher, Vize-Chef der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), die Stimmung zusammen. „Spanien ist nur für Flamenco und Rotwein gut.“ Ralph Schulze

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