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Wirtschaft: RUSSLAND

Die Krise, so hatte Kremlchef Dmitri Medwedew getönt, werde um Russland einen Bogen machen. Die sinkende Nachfrage nach Rohstoffen im Westen werde von Schwellenländern mehr als kompensiert, Russland werde zur Lokomotive für den Aufschwung in den BRIC-Staaten.

Die Krise, so hatte Kremlchef Dmitri Medwedew getönt, werde um Russland einen Bogen machen. Die sinkende Nachfrage nach Rohstoffen im Westen werde von Schwellenländern mehr als kompensiert, Russland werde zur Lokomotive für den Aufschwung in den BRIC-Staaten. Mittlerweile ist die Möchtegern-Lokomotive zum Bremsklotz geworden. Das Wachstum dürfte im laufenden Jahr bei null Prozent liegen. In den Restaurants und bei den Lebensmittel-Discountern herrscht gähnende Leere. Lange Schlangen findet man hingegen vor den Arbeits- und Sozialämtern.

Das größte Problem der russischen Wirtschaft ist mangelnde Liquidität. In den Boomjahren kauften die Konzerne, was auf dem Weltmarkt zu haben war. Jetzt sind sie mit mehr als 500 Milliarden Dollar verschuldet – vor allem bei westlichen Banken, wo das Geld billig war. Allein, um die in diesem Jahr fälligen Verbindlichkeiten abzulösen, werden 100 Milliarden Dollar gebraucht. Ein Hilfspaket in eben dieser Höhe hatten Kreml und Regierung schon im Oktober 2008 beschlossen. Nur elf Milliarden wurden bis heute nach schwer durchschaubaren Kriterien verteilt.

Mit einem Nachschlag rechnet kaum jemand, obwohl der Bedarf steigt. Im Haushalt, der bisher satte Überschüsse aufwies, klafft ein Loch von gegenwärtig zehn Prozent. Der Grund: dramatisch gesunkene Weltmarktprise für Öl, Gas und Metalle. Aus diesen Erlösen speist sich der Etat. Für ein echtes Konjunkturpaket ist daher kein Geld da, zumal die Rücklagen noch 2009 aufgebraucht sein könnten. Um der verarbeitenden Industrie auf die Füße zu helfen, setzt der Staat daher vor allem auf erhöhte Einfuhrzölle. Sie zogen zum Beispiel bei Gebrauchtwagen um bis zu 30 Prozent an.

Verlierer sind vor allem deutsche Unternehmen, darunter viele Mittelständler. Denn bisher importierte Russland jeden Schnickschnack: Pampers, Nähgarn und sogar Meerrettich, der eigentlich an jedem Wegesrand wächst. Ein Einbruch der Nachfrage droht auch bei traditionellen deutschen Exportschlagern wie Maschinen und Anlagen. Denn anders als westliche Notenbanken, erhöhte die russische den Leitzins. Kredite werden damit noch teurer. Auch die Inflation kommt auf Touren und dürfte 2009 bei deutlich über 15 Prozent liegen. Elke Windisch

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