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Wirtschaft: Sachsen und Thüringen werden 2020 Vorzeige-Regionen sein

Prognos-Studie erwartet langfristig Aufschwung in einigen ostdeutschen Ländern – weniger Arbeitslose wird es trotzdem nicht geben

Wie die Wirtschaft in 18 Jahren aussehen wird, traut sich heute kaum ein Wissenschaftler zu prognostizieren. Die meisten Ökonomen tun sich bereits schwer, den Lauf der Dinge in den kommenden zwölf Monaten einigermaßen exakt vorherzusagen. Anders die Basler Prognos AG – sie wagt regelmäßig langfristige Ausblicke. Zum Beispiel auf Deutschland im Jahr 2020. Das Ergebnis stellte das Institut in Frankfurt (Main) vor: Trotz der Alterung der Gesellschaft wird die Arbeitslosigkeit nur langsam zurückgehen.

Und die Wirtschaftskraft der Bundesrepublik wird sich regional verschieben – 2020 stehe Hessen auf Grund der technischen Potenziale und der qualifizierten Arbeitskräfte an der Spitze des Landes. Über dem Bundesdurchschnitt dürften ähnlich wie heute auch BadenWürttemberg und Bayern liegen – und ebenso die neuen Länder Sachsen und Thüringen. Doch gesamtwirtschaftlich weise der Standort Ostdeutschland nicht genügend Vorteile gegenüber dem Westen auf, um ein stärkeres Wachstum zu erreichen, befürchten die Prognos-Forscher. Die anhaltende Abwanderung in den Westen und die geringe Attraktivität der neuen Länder für Einwanderer werde den Aufholprozess auch in den nächsten Jahrzehnten belasten.

Vom aktuellen Krisengerede will 2020 niemand mehr etwas wissen, erwartet Prognos. Die Volkswirtschaft werde gestärkt aus der Krise hervorgehen und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Das gehe allerdings nur über Rationalisierungen, also zu Lasten der Beschäftigung. Für 2010 sagen die Prognoseforscher daher immer noch 3,5 Millionen Arbeitslose voraus. Erst längerfristig zeichne sich Besserung ab. „Trotzdem werden auch 2020 noch über 2,5 Millionen Arbeitslose gemeldet sein“, hieß es in dem Bericht. Neben strukturellen Ursachen spiele vor allem die schlechte Qualifikation der Erwerbslosen eine Rolle. Die erhoffte Halbierung der Arbeitslosigkeit durch die Vorschläge der Hartz-Kommission hält Prognos für „nicht möglich“.

Für den gesamten Zeitraum bis 2020 rechnet Prognos mit einem jährlichen Wachstum von 1,9 Prozent. Dabei werde vor allem die Exportwirtschaft von einer Zunahme des Welthandels profitieren, der im Schnitt mit 4,5 Prozent im Jahr veranschlagt wird, sagte Prognos-Experte Michael Schlesinger. „In Deutschland ist das technologische Potenzial vorhanden, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“ Begünstigt werde das Investitionsklima durch niedrige Realzinsen und eine insgesamt mäßige Lohnentwicklung.

Innerhalb der deutschen Volkswirtschaft wird es allerdings zu erheblichen Verschiebungen kommen. Vor allem auf Grund des zunehmenden Anteils Älterer dürften die Sektoren Freizeit, Gesundheit und Sicherheit überproportional zulegen. Der Spezialmaschinenbau, die Autoindustrie, Sportartikel sowie die Pharmabranche könnten sich behaupten. Dagegen werden nach der Studie die Sparten Textil, Bergbau, Land- und Forstwirtschaft sowie die Nahrungsmittelindustrie zu den Verlierern zählen.

Bei der Gesamtbevölkerung sieht Prognos keine dramatischen Veränderungen. Zwar werde die Zahl der Menschen von 82 auf 77 Millionen abnehmen, die Zuwanderung schließe aber die Lücke bis 2020 auf etwa 81 Millionen. Jedoch werde der Altersquotient – das Verhältnis der über 65-Jährigen zur Bevölkerung zwischen 20 und 64 – von 27 auf 37 Prozent zunehmen. Der Rückgang des Arbeitskräftepotenzials werde zu einem verschärften Wettbewerb um junge Arbeitnehmer führen. Gedämpft werde der Effekt durch eine steigende Erwerbsbereitschaft von Frauen und Älteren. Tsp

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