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Wirtschaft: SALZGITTER

Erst Firmenkäufer, dann Wahlsieger

Niedersachsen, 1997. Kurz vor Weihnachten wird bekannt, dass die Preussag AG sich von ihrer Tochter, der Preussag Stahl AG, trennen will. Es droht die Übernahme durch den österreichischen Konkurrenten Voest Alpine. Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) mischt sich ein. Sollten die Österreicher übernehmen, argumentiert er, bestünde die Gefahr, dass die Konzernzentrale aus Salzgitter abgezogen werde. Die mögliche Folge: der Verlust von Arbeitsplätzen. Sollte es ihm gelingen, sie zu retten, so Schröders Hoffnung, könnte er im laufenden Ministerpräsidentenwahlkampf punkten. Also übernimmt Niedersachsen im Februar 1998 zusammen mit der Norddeutschen Landesbank 51 Prozent an der Preussag Stahl AG. Mehr als 520 Millionen Mark kostet das das Land, doch Schröders Plan geht auf. Die Investition verhindert einen Verkauf an ausländische Unternehmen. Die Stahlarbeiter sind erleichtert, ihre Arbeitsplätze gesichert – und Schröder gewinnt die folgende Ministerpräsidentenwahl mit Abstand. Als das in Salzgitter AG umbenannte Staatsunternehmen ein halbes Jahr später an die Börse geht und Niedersachsen die Hälfte seiner Anteile für rund 350 Millionen Mark versilbert, ist er Kanzlerkandidat. Heute, mehr als zehn Jahre später, Schröder ist aus der aktiven Politik längst ausgeschieden, hält Niedersachsen immer noch 26,5 Prozent der Anteile an der Salzgitter AG mit einem Wert von rund 43 Millionen Euro und kassiert jedes Jahr kräftig Dividende. Und die Salzgitter AG? Sie ist als eines der wichtigsten deutschen Unternehmen sicher im Dax notiert. Die Preussag AG – die nach dem Kauf von Thomas Cook größtes Reiseunternehmen der Welt war und seit dem Jahr 2002 Tui heißt – rangiert nur noch im M-Dax. mho

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