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© dpa

Sanierung: Berliner Betriebsrat gegen Siemens-Pläne

Gewerkschaft und Arbeitnehmervertreter kritisieren heftig die Pläne von Siemens, zum Umbau des IT-Dienstleisters SIS. Siemens will die IT-Sparte bis 2012 sanieren.

München - Arbeitsplätze einfach abzuwickeln, sei nicht hinnehmbar und werde der Verantwortung von Siemens für das eigene Personal nicht gerecht, sagte Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler. Burkhard Schaper, Betriebsratschef in Berlin, sagte dem Tagesspiegel: „Die Umsetzung der Planung kann so nicht erfolgen.“ Rund 500 Mitarbeiter arbeiten für SIS in Berlin.

Siemens kündigte am Donnerstag an, 4200 von insgesamt 35 000 Stellen bei SIS abzubauen, 2000 davon in Deutschland. Die IG Metall bemängelt das Fehlen eines tragfähigen Konzepts für SIS. Die aktuellen Pläne seien nur eine fantasielose Fortschreibung jahrelanger Sanierungsversuche, die sich stets in Kosten- und Stellenabbau erschöpft hätten. „Versuche, die Versäumnisse im Management mit einer neuen Sparrunde zu kompensieren, lehnen wir ab“, stellte Dieter Scheitor klar, der für die IG Metall im Siemens-Aufsichtsrat sitzt.

Siemens-Manager sehen das zum Teil anders. Es gebe ein Kosten- und kein Qualitätsproblem, widerspricht SIS-Interimschef Christian Oecking. Vorgänger Christoph Kollatz musste im Dezember gehen, nachdem bei SIS mehrmals Großaufträge statt Gewinn einen Verlust brachten. Siemens-Finanzchef Joe Kaeser ging mit der eigenen Managementleistung kritischer um als Oecking. Bei früheren Sanierungsanläufen für SIS hätten nicht alle Manager an einem Strang gezogen, rügte er.

Als Folge habe SIS in der Wirtschaftskrise mehr gelitten als Konkurrenten. In den vergangenen zwei Jahren sind die Umsätze um 13 Prozent auf zuletzt 4,7 Milliarden Euro gesunken. Der Spartengewinn schrumpfte im abgelaufenen Geschäftsjahr von ohnehin mageren 144 Millionen auf 90 Millionen Euro. Die Kosten für die Streichaktion, der hierzulande vor allem die Standorte München, Paderborn und Nürnberg/Erlangen trifft, werden SIS im laufenden Geschäftsjahr in die roten Zahlen treiben, sagte Kaeser. Zugleich gab er bekannt, dass Siemens bis 2012 eine halbe Milliarde Euro in SIS investieren wird, um es nun wirklich fit zu machen.

Das Geld werde für Kompetenzaufbau beim Personal oder auch Zukäufe ausgegeben. Zudem baut SIS seine Organisation erneut um. Aus sieben werden mit IT-Outsourcing und IT-Lösungen zwei Geschäftseinheiten gemacht. Ziel des Radikalumbaus sei es, SIS an die Börse zu bringen oder zu verkaufen, sagte Finanzchef Kaeser. Aus dem Konzernverbund in eine eigenständige GmbH ausgegliedert wird SIS Anfang Oktober. Die Operation ist heikel. Denn rund ein Viertel seines Geschäfts macht SIS mit anderen Siemens-Einheiten. Große IT-Aufträge außerhalb wurden unter anderem mit der Bundeswehr abgeschlossen, weshalb SIS rechtlich nicht problemlos an Dritte verkauft werden kann.

Kaeser gibt sich zuversichtlich. Spätestens 2011 warte auf die IT-Branche neues Wachstum von etwa fünf Prozent. Eine umgebaute SIS werde davon profitieren.

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