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Sanierung: GM will Opelaner besänftigen

Neuer Sanierungsplan, neue Führung, alte Köpfe: Die Opel-Mutter General Motors legt mit der Neuausrichtung des Rüsselsheimer Autobauers los. Neuer Europa-Chef soll ein Deutscher werden – er muss unpopuläre Entscheidungen fälle.n

GM-Vorstandschef Fritz Henderson, der vom heutigen Montag an erste Gespräche bei Opel führt, setzt dabei übergangsweise auf treue Manager der alten Garde. Mit einer Spitzenpersonalie will GM aber die Wogen glätten: Der neue „Mr. Opel“, nach dem die Amerikaner suchen, soll möglichst aus Deutschland kommen. Fraglich ist indes, ob GM bei der Sanierung auf deutsche Staatshilfe hoffen kann – Experten und Politiker lehnen dies ab.

Nach der überraschenden Absage an die Übernahme durch Magna könnte ein deutscher Chef für die Europasparte die Fronten entspannen, sagten Insider dem „Handelsblatt“. Opel und GM wollten dies nicht kommentieren.

Vorerst übernimmt die alte GM- Garde das Ruder. Konzernkreisen zufolge soll der 77-jährige GM-Veteran Bob Lutz den Posten des Opel-Aufsichtsratschefs übernehmen. Der aus Großbritannien stammende GM-Vizepräsident Nick Reilly wird nunmehr als Zwischenlösung für den Europa-Chefsessel gehandelt. Beide Personalien werten die Opel-Arbeitnehmer als Affront: Lutz war lange GM-Produktionsvorstand und wird von der Belegschaft für den Niedergang des US-Konzerns und das Scheitern des Magna-Deals mitverantwortlich gemacht. Am Wochenende kündigte er an, was er mit Opel vorhat: Man werde die Kosten um 30 Prozent senken, sagte Lutz der Schweizer „Sonntagszeitung“.

Zusammen mit Reilly, der bisher alle GM-Auslandsaktivitäten von Schanghai aus leitet, kommt Henderson heute nach Rüsselsheim, um die seit Monaten auf Eis liegende Restrukturierung anzugehen. Als Interimslösung müsse Reilly keine allzu große Rücksicht auf langfristig gute Beziehungen zur deutschen Belegschaft nehmen, heißt es im Konzern. Der bisherige GM-Europaboss Carl-Peter Forster hatte seinen Rückzug angekündigt.

Nach Möglichkeit solle sein Nachfolger nicht aus dem Konzern kommen, erste Kandidaten seien bereits ausgemacht, hieß es. Dabei werde „mit starker Präferenz“ ein deutschsprachiger Manager gesucht. GM geht einen Schritt auf die Arbeitnehmer zu, die mehr Eigenständigkeit für Opel gefordert haben. Personalberater spekulieren, dass ein Manager wie Mercedes-Vorstand Rainer Schmückle zur Wahl stehen könnte. Er hat viele Jahre in den USA gearbeitet und gilt als durchsetzungsstarker Manager.

Das Sanierungskonzept soll derweil auf dem Plan von Magna aufbauen und den Abbau von rund 10 000 Stellen in Europa sowie die Schließung des belgischen Werks Antwerpen vorsehen. Die Arbeitnehmer sehen auch die Werke Bochum und Kaiserslautern gefährdet. Sie warnen das US-Management vor radikalen Einschnitten und wollen mehr Freiraum für die Marke. „Sonst kommen wir in einen Krieg, in dem es keine Gewinner gibt“, sagte der Vize-Betriebsratschef von GM Europe, Rudi Kennis.

Der Auto-Fachmann Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen rät davon ab, die Sanierung mit Staatsgeld zu unterstützen. Kredite seien „um ein Vielfaches riskanter als bei Opel- Magna“, schreibt er in einer Analyse. Durch die lange Zukunftsdiskussion habe Opel viel Zeit verloren. 2010 werde noch schlechter als 2009, wo Opel voraussichtlich mehr als eine Milliarde Euro verlieren werde. Auch gebe es ein hohes Risiko durch das neue Management, das analog zu früher versuchen dürfte, Modelle aus Korea, den USA und China in Europa zu verkaufen. Dudenhöffer: „Dieselben Veteranen sollen die Zukunft einläuten, die in der Vergangenheit die Probleme verursacht haben.“ Dies sei bizarr.

Auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) äußerte sich skeptisch zu dem Thema. „Mit Interventionen in den Wirtschaftsprozess sollte sich der Staat grundsätzlich zurückhalten“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. mit HB

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