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Wirtschaft: SAP-Verfolger Oracle legt kräftig zu

US-Softwarekonzern steigert Gewinn um mehr als ein Viertel / Walldorfer zeigen sich gelassen

Berlin - Der US-Softwarekonzern Oracle hat dank eines überraschend starken Geschäfts mit Software-Lizenzen beim Gewinn deutlich zugelegt. Der Hauptkonkurrent des deutschen Softwareherstellers SAP steigerte im Schlussquartal seines Geschäftsjahres 2005/06 (bis 31. Mai) den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar (rund eine Milliarde Euro). Der Umsatz wuchs um 25 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Dabei stellte Oracle heraus, dass es dem Unternehmen gelungen sei, seinen Wettbewerbern wie SAP und IBM Marktanteile abzujagen.

Die Oracle-Aktie hatte bereits in der vergangenen Woche einen kräftigen Kurssprung verzeichnet, als das US-Unternehmen vorläufige Zahlen bekannt gab und die Gewinnprognose angehoben hatte. Am Freitag legte die Oracle-Aktie im Xetra-Handel in Frankfurt am Main um 3,58 Prozent auf 11,85 Euro zu. Auch die SAP-Aktie profitierte zunächst, schloss am Ende aber nur auf Vortagesniveau bei 163,80 Euro.

In Walldorf reagierte man gelassen auf die Aussage, dass Oracle Marktanteile zulasten von SAP gewonnen habe. „Wir behaupten, dass wir Geschäft von Oracle gewinnen“, sagte ein SAP-Sprecher dem Tagesspiegel. Genaue Zahlen wird es aber erst am 20. Juli geben. Dann wird SAP in New York über die Ergebnisse des zweiten Quartals berichten. „Wir sind Marktführer in den USA“, sagte der Sprecher. „Und in den vergangenen 14 Monaten haben wir dort meist zweistellig zugelegt.“ Oracle habe ein gutes Vierteljahr hinter sich, sagte der SAP-Sprecher weiter. „Aber ein gutes Quartal macht noch keinen Trend.“

Oracle-Chef Larry Ellison ist in den vergangenen zwei Jahren auf eine ausgiebige Einkaufstour gegangen und hat den US-Konzern damit bei Anwendungssoftware für Unternehmen auf Platz zwei in der Welt hinter SAP gebracht. Zu den Akquisitionen gehörten unter anderen Peoplesoft und Siebel. Insgesamt hat Oracle dabei fast 20 Milliarden Dollar ausgegeben. Software für Datenbanken bleibt aber das Hauptgeschäft des Konzerns. Hier liegt er weltweit auf Platz eins, Hauptkonkurrenten sind IBM und Microsoft.

„Oracle wird noch einige Jahre mit der Integration seiner vielen Zukäufe beschäftigt sein“, sagte ein Analyst aus Baden-Württemberg. Zuletzt hatten sich viele Kunden für SAP entschieden, weil nach den Zukäufen unklar war, wie es bei Oracle weitergehen würde. „Ob das jetzt bereits ein Trendbruch zu Lasten von SAP und zu Gunsten von Oracle ist, muss man abwarten“, sagte der Analyst. Zudem müsse man bedenken, dass das Schlussquartal eines Geschäftsjahres traditionell immer sehr stark sei. Daher dürfe man es nicht ohne Weiteres mit dem ersten Quartal eines Konkurrenten vergleichen. „Insgesamt war es für Oracle aber ein sehr starkes Vierteljahr“, sagte der Analyst. „Das Lizenzvolumen war deutlich höher als erwartet. Das deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach Investitionen in Informationstechnik robust ist.“ Er geht davon aus, dass die Marktanteile sich dabei eher zu Lasten von kleineren Anbietern und selbst entwickelten Softwarelösungen verschoben haben. Inklusive der Akquisitionen erhöhte sich der Umsatz mit neuen Lizenzen bei Anwendungssoftware um 83 Prozent, sagte Oracle-Chef Ellison. Ohne die Zukäufe hätte das Plus bei 56 Prozent gelegen.

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