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Moorburg

© dpa

Klima: Sauber heizen

Vattenfall-Chef Hatakka setzt auf das CO2-freie Kohle-Kraftwerk, die Berliner Opposition ist dagegen. Das neue Kraftwerk soll ein veraltetes bis spätestens 2015 ersetzen und rund 250.000 Berliner Haushalte mit Wärme versorgen.

Berlin - Der Gastgeber bemühte zur Begrüßung ein naheliegendes Bild und ließ dabei Bedauern durchschimmern: Man habe bei Vattenfall „für einen Schwelbrand gesorgt und für einen Kurzschluss“, sagte IHK–Präsident Eric Schweitzer. „Doch dann haben wir uns getroffen und die Sicherungen wieder reingedreht.“ Wir – das waren Schweitzer und Tuomo Hatakka, Vorstandsvorsitzender der in Berlin ansässigen Vattenfall Europe, der am Mittwoch als Gast der Kammer im Ludwig Erhard Haus auftrat. Gezündelt hatte Schweizer vor einen halbem Jahr, als er gemeinsam mit seinem Präsidentenkollegen von der Handwerkskammer rigide Maßnahmen gegen die vier großen deutschen Energieversorger, darunter Vattenfall, forderte. Unter anderem einen „Baustopp für das Oligopol“.

Das träfe Vattenfall sehr, denn das Unternehmen plant eine neues Steinkohlekraftwerks mit Kraft-Wärme-Kopplung in Berlin. Nicht nur bei den Kammern ist das Milliardenprojekt umstritten, auch die Landespolitik hätte lieber ein Gas-Kraftwerk. „Wir arbeiten an Alternativen und werden das mit dem Senat und den Behörden diskutieren“, sagte Hatakka bei der IHK. Gas wird indes wie das Öl immer teurer und kommt damit, wie berichtet, als Alternative immer weniger in Frage. Das neue Kraftwerk soll ein bestehendes, veraltetes Braunkohlekraftwerk bis spätestens 2015 ersetzen und rund 250 000 Berliner Haushalte mit Wärme versorgen.

Im Berliner Abgeordnetenhaus präsentierte die Opposition am Mittwoch einen gemeinsamen Antrag, mit dem sie das Kohlekraftwerk verhindern will. Durch eine konkrete Alternative wollen Grüne, CDU und FDP den rot-roten Senat unter Druck setzen und das Vattenfall-Projekt in der geplanten Größe unwirtschaftlich machen. Die wichtigsten Punkte dabei sind die Öffnung des bislang fast nur von Vattenfall genutzten Fernwärmenetzes für andere Anbieter und die Installation von dezentralen Heizungsanlagen in Gebäuden, die zurzeit vom alten Vattenfall-Kraftwerk Klingenberg mit Fernwärme versorgt werden. „Man kann mit relativ einfachen Hebeln dafür sorgen, dass das Kraftwerk in dieser Dimension für Vattenfall betriebswirtschaftlich instabil wird“, sagte der FDP-Energieexperte Henner Schmidt. Vattenfall könne sich gern am Aufbau dezentraler Alternativen beteiligen. In der geplanten Größe würde das Steinkohlekraftwerk – ohne die noch in der Entwicklung steckende CO2-Abscheidung – jährlich bis zu fünf Millionen Tonnen CO2 in die Luft blasen, das wären mehr als 20 Prozent aller heutigen CO2-Emissionen der Stadt.

Vattenfall-Chef räumte am Mittwoch in der IHK ein, „der zweitgrößte Sünder bei den CO2-Emissionen in Deutschland zu sein“; nur RWE betreibt noch mehr Kohlekraftwerke als Vattenfall. „Wir sind nicht nur ein Teil des Klimaproblems, sondern auch ein Teil der Lösung“, sagte der Vattenfall-Chef und verwies auf das CO2-freie Kraftwerk. Bislang habe sein Konzern rund 100 Millionen Euro in die Technik gesteckt und sei weltweit an der Spitze der Technologieentwicklung. Im August werde Vattenfall die Pilotanlage in Schwarze Pumpe in Betrieb nehmen und 2014 dann in Jänschwalde das erste „echte Kraftwerk“ ohne CO2. Alles in allem gehe es darum, die Kohle umweltfreundlich zu machen. Anders als Öl oder Gas sei Kohle auch langfristig und zu vernünftigen Preisen verfügbar. Allerdings ist Kohle auch der schmutzigste Brennstoff. Am saubersten ist Gas, gefolgt von Stein- und Braunkohle, die Vattenfall bislang in Ostdeutschland verfeuert.

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