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Wirtschaft: Schering streicht weitere 900 Jobs

Pharmakonzern schließt Werke und gliedert die Hautpflege-Sparte aus – Auswirkungen auf Berlin sind noch unklar

Berlin - Der Sparkurs des Berliner Schering-Konzerns wird noch einmal verschärft. Bis 2006 will das Pharmaunternehmen weltweit weitere 900 Arbeitsplätze abbauen, Produktionsstandorte schließen und den Geschäftsbereich Dermatologie (Hautpflege) in eine eigenständige Gesellschaft ausgliedern, um profitabler zu werden. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Profitabilität von Schering signifikant zu erhöhen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen am Dienstag bei der Vorstellung des Sparprogramms „Focus“. Die Märkte beeindruckte die Nachricht kaum: Der Kurs der im Dax notierten Schering-Aktie stieg bis zum Börsenschluss nur leicht um 0,44 Prozent auf 45,67 Euro.

Zum Sparprogramm gehört auch, dass Schering bis 2010 die Hälfte seiner 24 Produktionsstandorte schließen wird, darunter auch den Berliner Standort Charlottenburg. Dort arbeiten aber nur noch wenige Schering-Mitarbeiter. Wie viele der derzeit rund 6000 Berliner Arbeitsplätze wegfallen, sei noch nicht abzusehen, sagte Finanzchef Jörg Spiekerkötter. Betriebsbedingte Kündigungen sollten zwar möglichst vermieden, könnten aber nicht ausgeschlossen werden. Schering- Betriebsratschef Norbert Deutschmann sagte, wenn die Zahl 900 heruntergebrochen werde auf die Beschäftigten in Berlin, würde das den Abbau von weiteren 200 Arbeitsplätzen in der Stadt bedeuten. Das sei schmerzhaft, zumal bereits im vergangenen Jahr Stellen abgebaut worden seien. Damals hatte Schering die Streichung von 1100 der weltweit 26500 Stellen bekannt gegeben.

Das Unternehmen will sich mit dem Sparkurs in Form bringen, um seine ehrgeizigen Profitziele zu erreichen. Im vergangenen Jahr war das Betriebsergebnis des drittgrößten deutschen Pharmakonzerns – unter anderem wegen des schwachen Dollar – zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder gesunken. Daraufhin hatte Konzernchef Erlen das Ziel ausgegeben, bis 2006 die operative Gewinnmarge von gut 14 auf 18 Prozent zu steigern – und damit dem Durchschnitt der Branche anzunähern, der bei 25 Prozent liegt. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte Erlen weitere Sparmaßnahmen angekündigt.

Schering will sich künftig auf die Geschäftsbereiche und Märkte konzentrieren, die die größten Wachstumschancen bieten. Zum Kerngeschäft gehören künftig die Krebsforschung, Gynäkologie (Verhütungsmittel) und Andrologie, also die Männerheilkunde, darüber hinaus Diagnostika und Spezialtherapeutika (wie das umsatzstarke Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon). „Wir haben Prioritäten gesetzt“, sagte Erlen. Dazu gehört auch, dass Schering sein US-Geschäft stärkt. Der Außendienst wird aufgestockt, um den Verkauf der Produkte auf dem margenstärksten Pharmamarkt der Welt zu forcieren.

Auf der Prioritätenliste ganz unten stand dagegen die Dermatologie, die im vergangenen Jahr mit 200 Millionen Euro Umsatz die mit Abstand kleinste Geschäftssparte war. Sie soll ab Oktober als eigenständiges Geschäft ausgegliedert werden. Hauptsitz des neuen Unternehmens, in dem 600 Mitarbeiter arbeiten, wird Berlin sein. Die neue Gesellschaft sei „offen für alle Arten von Partnerschaften“, sagte Erlen. Einen späteren Verkauf schloss er nicht aus.

Alle anderen Forschungs- und Entwicklungseinheiten, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, sollen ausgelagert werden. Bereits zuvor hatte Schering angekündigt, Forschung und Entwicklung im Bereich Herzkreislauf und zentrales Nervensystem einzustellen. Mit dem Sparprogramm will Schering laut Finanzchef Spiekerkötter ab 2006 Kosten von 200 Millionen Euro einsparen. Zunächst muss Schering aber 70 Millionen Euro für Personalabbau und Werksschließungen aufwenden.

Maren Peters

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