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Wirtschaft: Schlappe Muntermacher

Viele Kraft- und Ausdauersportler schlucken regelmäßig eine Extra-Portion Eiweiße, Vitamine oder Kreatine – die Wirkung ist umstritten

Sie fühlen sich schon vor dem Startschuss schlapp? Waren ein bisschen nachlässig im Training? Und wollen trotzdem unbedingt beim nächsten Marathon antreten? Viele Sportler helfen der Fitness durch Pulver und Pillen nach. Zum schnellen Muskelaufbau trinken sie regelmäßig ein Glas „Multipower Super Formula 100“, werfen beim Kilometerklotzen „Protein-Plus“-Riegel oder L-Carnitin-Sticks („für die optimale Fettverbrennung“) ein oder schlucken – nach dem Vorbild vieler Profisportler – die vermeintliche Wunderpille Kreatin, die nach hartem Training rasch auf die Beine helfen soll.

„Es gibt kaum einen Marathonläufer, der keine Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt“, sagt Hans Geyer, Biochemiker an der Deutschen Sporthochschule Köln. Die Nachfrage nach Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen, die zusätzlich zum normalen Essen geschluckt werden, ist riesig – obwohl die Wirkung zweifelhaft ist. Allein in den USA wurden im Jahr 2000 mehr als 16 Milliarden Dollar mit Nahrungsergänzungsmitteln umgesetzt. „Das ist ein wahnsinniger Markt“, sagt Geyer.

Wahnsinnig ist auch das Angebot. In Apotheken, Sportgeschäften und auf einschlägigen Internetseiten wie fitdiscount.de, fitshop.com oder doktor-klaus.de werden Hunderte von Präparaten speziell für Sportler offeriert, die sie ausdauernder und spritziger machen sollen – und trotzdem nicht zu den verbotenenen Mitteln gehören. Die Preise der Mittel sind hoch: Für eine 750-Gramm-Dose Proteinpulver der Marke „Multipower Super Formula 100“, empfohlen für Regeneration und Muskel-Aufbau nach intensivem Training, verlangt der Internet-Händler fitshop.de etwa 29,90 Euro.

Doch gerade weil die Verlockung groß ist, raten Experten zur Vorsicht. „Für normale Läufer ist von all den angebotenen Sachen so gut wie nichts brauchbar“, sagt Hans Braun, Ernährungsberater am Olympiastützpunkt Köln. Proteine, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Vitamine würden bei ausgewogener Ernährung ohnehin in ausreichender Menge aufgenommen. Vor allem bei Mineralstoffen, sagt er, könne ein Zuviel sogar gefährlich werden. Auch von Kreatin, von vielen Profis als „legales Doping“ geschätzt, weil es Kraft und Stehvermögen fördert, sollten Ausdauersportler nach Expertenmeinung die Finger lassen: Es macht sie eher schlapp als fit, weil es zu vermehrter Wassereinlagerung und Muskelproblemen führen kann.

Der Kölner Experte Geyer sieht noch eine andere Gefahr. In einer Untersuchung hat er festgestellt, dass etwa 15 Prozent der Nahrungsergänzungsmittel verbotene anabole Steroide enthielten, die nicht auf dem Etikett angegeben waren. „Die Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel kann zu positiven Dopingbefunden führen“, sagt Geyer. Abgesehen davon seien sie gesundheitsschädlich. Wer schon Zusatzstoffe schlucke, so Geyer, sollte sich zumindest über die Hersteller informieren. Er empfiehlt den Blick auf die Datenbank des Olympiastützpunktes Köln ( www.osp-koeln.de ). „Damit ist das Risiko stark minimiert.“ Maren Peters

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