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Klare Verhältnisse wünscht sich jeder Autofahrer nach einem Unfall. Wer gut versichert ist, kann bei Blechschäden gelassen bleiben. Welche Versicherung gut ist, ergibt sich nicht allein aus dem Preis. Daher kann man im Internet auch nach verschiedenen Kriterien gewichten, die einem besonders wichtig sind. Foto: picture-alliance / gms

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Wirtschaft: Schlecht gefahren, gut versichert

Jetzt ist die Zeit zum Wechsel der Kfz-Versicherung. Das Internet hilft bei der Auswahl, doch kein Vergleichsportal zeigt alle Tarife

Schon heute ist der Markt der Kfz-Versicherungen in Deutschland sehr unübersichtlich, über 100 Anbieter gibt es. Und im kommenden Jahr wird er noch unübersichtlicher. Ein Grund ist die neue Rabattstaffel, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) vorgeschlagen hat. Die Schadenfreiheitklassen sollen geändert werden. Je länger ein Autofahrer unfallfrei fährt, umso weniger Beitrag muss er für seine Haftpflichtversicherung zahlen. Bisher lag der Höchstrabatt dafür bei 70, in Zukunft bei 80 Prozent.

Günstiger wird es dadurch aber nicht unbedingt. „Man muss damit rechnen, dass einige Versicherer stattdessen die Grundprämie anheben“, sagt Michael Bruns, Experte beim Magazin „Finanztest“. Unterm Strich könnte es dann sogar teurer werden. Was es noch komplizierter macht: Einige Versicherer haben schon auf das neue System umgestellt, einige wollen demnächst nachziehen, andere wollen beim alten bleiben.

Doch das ist nicht der einzige Grund, sich dieses Jahr mit seinem Tarif auseinanderzusetzen: „Der Markt ist in Bewegung, viele Anbieter werden die Preise anheben“, ist Bruns überzeugt. Das wäre eine Umkehr des Trends aus den vergangenen sieben Jahren, in denen die Preise stetig gesunken seien. „Wir erwarten eine Beitragssteigerung um die 3,4 Prozent“, bestätigt Christian Lübke vom GDV. Aktuell seien die Preise auf dem Niveau des Jahres 1980, aber die Versicherer steuern nun gegen.

Seine Versicherung wechseln kann man nur einmal im Jahr. Spätestens am 30. November muss die Kündigung beim Versicherer sein. Doch der Vergleich der vielen verschiedenen Tarife ist gar nicht so einfach. Eigentlich gibt es dafür eine ganze Reihe an Vergleichsportalen im Internet, die das leichter machen sollen. Darunter sind zum Beispiel Check24, Toptarif oder Transparo. Wer seine Daten dort eingibt, bekommt bequem eine Liste von passenden Tarifen angeboten. Man muss nur den Fahrzeugschein oder die Zulassungsbescheinigung, die letzte Beitragsrechnung des bisherigen Versicherers und den Kilometerstand des Fahrzeugs zur Hand haben.

Doch keines der Portale stellt alle Tarife dar. Die Huk Coburg zum Beispiel hat sich von fast allen Portalen zurückgezogen. Sie taucht nur noch bei Transparo auf, wo sie mehr als 25 Prozent der Aktien hält. Dagegen listet Transparo aber keinen einzigen Tarif der Allianz, die ein scharfer Konkurrent der Huk Coburg ist. Weil die Huk Coburg Anteile an Transparo besitzt, hatte sich die Allianz kürzlich zurückgezogen. Ein weiteres Beispiel: Tarife der DEVK und von Asstel sind ausschließlich auf dem Portal Check24 zu finden, nirgendwo sonst.

Hinzu kommt: „Es ist unklar, wonach die Ergebnisse sortiert werden“, sagt Michael Bruns. Ob das beste Angebot aus dem sowieso schon begrenzten Pool auch wirklich oben landet, ist schwer nachvollziehbar. Gerade geriet das Vergleichsportal Verivox in die Kritik, weil es gegen höhere Provisionszahlungen bestimmte Stromanbieter weiter oben gelistet haben soll. Verivox wies die Vorwürfe als „Verleumdung“ zurück, doch der Vertrauensverlust ist da. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Vergleichsportale unabhängige Informationen bieten wollen, gleichzeitig aber von den Provisionen leben, die ihnen die Anbieter für eine erfolgreiche Vermittlung zahlen.

Transparo gibt immerhin an, welche Versicherer nicht in seinem Vergleich berücksichtigt werden. Bei Toptarif fehlt eine solche Angabe. Check24 geht einen anderen Weg: Dort kann man sich von 54 Versicherern konkrete Angebote inklusive des Preises anzeigen lassen. Von weiteren 42 kann man den Leistungsumfang ohne einen Preis sehen. „Wenn ein Kunde bestimmte Parameter eingibt, sieht er dann wenigstens, ob es einen passenden Tarif gibt“, sagt Daniel Friedhelm von Check24. Den Preis muss er dann direkt beim Versicherer erfragen.

Jeden November bietet „Finanztest“ eine Versicherungsanalyse an. Wer seine Daten übermittelt, bekommt eine Auswertung zugeschickt, die wirklich unabhängig ist. Der Service kostet allerdings 16 Euro. Eine hundertprozentige Marktabdeckung kann auch „Finanztest“ nicht bieten: Im letzten Jahr fehlten 28 Versicherer, die nicht bereit waren, auf Anfrage ihre Tarife zu übermitteln, darunter auch große Anbieter wie Ergo, Generali, Mannheimer oder Signal Iduna. „Die haben es offenbar nicht gern, wenn wir für Transparenz sorgen“, mutmaßt Bruns.

Doch der Preis sollte nicht das einzige Entscheidungskriterium sein. Wichtig ist auch der Leistungsumfang. „Was nützt der günstigste Tarif, wenn die Versicherung im Schadenfall nicht zahlt?“, fragt Jennefer Fricke vom Bund der Versicherten (BdV). Bei den Vergleichsrechnern werden die Bedingungen oftmals nicht detailliert genug abgefragt, moniert sie. Dabei gibt es eine ganze Reihe an Merkmalen, auf die man achten sollte: So sollte die Deckungssumme der Haftpflicht mindestens 100 Millionen Euro betragen. Wer mit seinem Wagen ins Ausland fährt, sollte sich für eine Versicherung entscheiden, die auch dort einspringt. Und für einen Mietwagen im Ausland sollte sie ebenfalls gelten (die sogenannte „Mallorca-Police“). Wer einen Neuwagen fährt, sollte sich einen Tarif aussuchen, der Schäden innerhalb der ersten sechs Monate zum Neuwert ersetzt, nicht zum Zeitwert. Der Neuwagen sollte neben der Haftpflicht vollkaskoversichert sein, aber „für eine alte Studentenkarre reicht vielleicht sogar schon die Haftpflicht allein“, sagt Bruns von „Finanztest“. Noch etwas, das man nicht braucht: Eine Insassen-Unfallversicherung. Solche Ansprüche werden bereits durch die Haftpflicht abgedeckt.

„Die Vergleichsportale sind nur für einen ersten Überblick geeignet“, sagt Fricke vom BdV. Wer dort einen Tarif findet, der passen könnte, sollte eine unabhängige Beratung aufsuchen, wie sie der BdV oder die Verbraucherzentralen anbieten. Sie empfiehlt außerdem die unabhängige Seite Nafiauto, die sich eigentlich an Versicherungsvermittler richtet. Wer über ein bisschen Hintergrundwissen verfügt, könne auch dort nach Tarifen suchen.

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