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Wirtschaft: Schnelle Gewinne bleiben aus

2000 – DAS MENSCHLICHE GENOM An das Jahr 2000 denken viele BiotechUnternehmer mit Wehmut zurück. Damals, als der amerikanische Molekularbiologe Craig Venter verkündet hatte, sein Unternehmen Celera habe das menschliche Erbgut zu 99 Prozent durchbuchstabiert, geriet die gesamte Branche in eine Art Dauereuphorie: Jeder wollte als Erster herausfinden, welche Gene für Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer und Krebs verantwortlich sind – in der Hoffnung, dann vor allen anderen gezielt Wirkstoffe dagegen entwickeln zu können.

2000 – DAS MENSCHLICHE GENOM

An das Jahr 2000 denken viele BiotechUnternehmer mit Wehmut zurück. Damals, als der amerikanische Molekularbiologe Craig Venter verkündet hatte, sein Unternehmen Celera habe das menschliche Erbgut zu 99 Prozent durchbuchstabiert, geriet die gesamte Branche in eine Art Dauereuphorie: Jeder wollte als Erster herausfinden, welche Gene für Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer und Krebs verantwortlich sind – in der Hoffnung, dann vor allen anderen gezielt Wirkstoffe dagegen entwickeln zu können.

In einer Branche, in der die Entwicklung eines neues Medikaments bis zu 800 Millionen Dollar kostet und nur eines von 100 Hoffnungsträgern überhaupt die Zulassung bekommt, kann sich das schnell auszahlen. Auch Investoren ließen sich mitreißen. In der Hoffnung auf schnelle Gewinne finanzierten sie jede Idee, die einigermaßen vielversprechend erschien. Der Goldrausch erfasste die gesamte Branche. Biotech-Werte boomten an den Börsen.

Drei Jahre später ist von der Euphorie wenig geblieben. Der schnelle Durchbruch bei der Entwicklung neuer Medikamente und die erwarteten Umsatz- und Gewinnsprünge sind ausgeblieben. Investoren haben lernen müssen, dass die Suche nach neuartigen Arzneien viel länger dauert als erhofft. Die deutschen Biotech-Firmen sind in einer besonders schwierigen Situation. Wegen einer restriktiven Gesetzgebung und forschungsfeindlichen Stimmung in den 80er und frühen 90er Jahren kam die Szene erst spät in Schwung. Während US-Unternehmen wie Amgen mit dem biotechnologisch hergestellten Blutarmut-Mittel Epo schon Milliardengewinne erzielen, hat in Deutschland mit der Münchner Biotech-Firma Medigene gerade erst das erste deutsche Unternehmen eine Zulassung für ein Medikament bekommen.

Viele andere Unternehmen in Deutschland haben ihre Arzneiforschung aus Geldmangel eingestellt und konzentrieren ihre Energie jetzt auf das reine Überleben. Trotzdem gibt es weiter Hoffnung. In den USA sind bereits 155 Biotech-Arzneien auf dem Markt. Aber bis die Forscher das menschliche Erbgut so genau lesen können, dass sie verstehen, welche Gene für bislang unheilbare Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Parkinson verantwortlich sind und gezielt neue Medikamente dagegen entwickeln können, werden noch viele Jahre vergehen. pet

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