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Seinen Verwaltungssitz in Tegel will Herlitz im kommenden Jahr räumen und nach Falkensee umziehen.

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Schreibwarenbranche: Herlitz und Pelikan planen Fusion

Der Berliner Schreibwarenhersteller Herlitz und Pelikan wollen ihre Unternehmen zusammenlegen. Bis Ende September will der Vorstand Ergebnisse präsentieren. Wo der künftige Hauptsitz des Unternehmens angesiedelt wird, ist unklar.

Berlin - Der Berliner Schreibwarenhersteller Herlitz und sein Konkurrent und Mehrheitseigner Pelikan planen eine Zusammenlegung beider Unternehmen. Das erklärte Hooi Keat Loo, Chef der malayischen Pelikan-Muttergesellschaft und seit Oktober interimsmäßig auch im Herlitz-Vorstand tätig, am Dienstag in Berlin. Hooi Keat Loo zeigte sich zuversichtlich, spätestens bis zum Ende seiner Vorstandstätigkeit Ende September 2013 ein Ergebnis präsentieren zu können.

Grund für die Zusammenlegung seien strategische Überlegungen. „Wenn wir uns die letzten Jahre angucken“, sagte Hooi Keat Loo, der seine Rede auf Englisch hielt, „ist klar, dass Herlitz alleine nicht aus dem Tal kommt.“ Das Berliner Traditionsunternehmen durchlief vor rund zehn Jahren erfolgreich ein Insolvenzverfahren, wurde dann von dem Investor Advent und danach von Pelikan übernommen. Derzeit hält Pelikan mehr als 70 Prozent an Herlitz. Das Berliner Unternehmen machte 2011 unter dem Strich ein Minus von 10,7 Millionen Euro.

Herlitz hatte am Dienstag zur außerordentlichen Hauptversammlung ins Ludwig-Erhard-Haus in Charlottenburg geladen, um die Herabsetzung des Grundkapitals zu beschließen. Durch die Senkung des Nennwertes der rund 10,9 Millionen Herlitz-Aktien von je 4,26 auf 1,00 Euro, lässt sich der auf inzwischen 33,3 Millionen aufgelaufene Verlustvortrag aus den Büchern tilgen. Für die Aktionäre ändert sich damit erst mal nichts: Neue Aktien werden nicht ausgegeben, der Börsenkurs der Herlitz-Papiere, die am Dienstag bei 1,76 Euro standen, ist nicht direkt betroffen. „Durch die Herabsetzung machen wir reinen Tisch“, sagte Hooi Keat Loo. Mit einer ausgeglichenen Bilanz hätten sie auch bessere Chancen bei möglichen Kapitalerhöhungen, die in den kommenden zwei, drei Jahren jedoch nicht geplant seien.

Bei den rund 150 Aktionären, die am Dienstag gekommen waren und 80,52 Prozent der Stimmrechte repräsentierten, regte sich bis auf wenige Ausnahmen – einige Anteilseigner forderten unter verhaltenem Applaus die Abwicklung des Unternehmens – wenig Widerspruch. Am Ende wurde die Maßnahme mit großer Mehrheit angenommen, was auch den Grund gehabt haben dürfte, dass Herlitz nach der Herabsetzung dividendenfähig wird, also Gewinne ausschütten könnte.

Welche Form die Zusammenarbeit zwischen Herlitz und Pelikan genau bekommt, sei allerdings noch nicht beschlossen, betonte Herlitz-Vorstandsmitglied Thomas Radke. Eine Fusion sei eine der ausgeloteten Möglichkeiten. Pläne, Herlitz von der Börse zu nehmen, gebe es derzeit nicht. Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger warnte jedoch: „Sollte es zu einer Fusion kommen, dann könnte es passieren, dass die Herlitz-Aktionäre enteignet werden.“

Unklar blieb am Dienstag auch, wo ein zusammengelegtes Unternehmen seinen Sitz haben würde. „Da ist alles möglich“, sagte Radke. Herlitz hatte vergangene Woche angekündigt, seine Verwaltung von Tegel nach Falkensee außerhalb der Berliner Stadtgrenzen zu verlagern. Pelikan Deutschland hat seinen Sitz in Hannover.

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