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Schwarz-Schilling: "Herr Obermann ist ein Glücksfall für die Telekom"

Der frühere Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling hat sich im Gespräch mit dem Tagesspiegel "überrascht und enttäuscht" über die Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom gezeigt.

Schwarz-Schilling wundert sich, "dass die Sache womöglich schon im Jahr 2000 in Gang kam, aber damals niemand Licht in die Angelegenheit brachte". Vorwürfe gegen Vorstandschef René Obermann, er habe selbst nicht gleich die Staatsanwaltschaft gerufen, wies er zurück. "Die Angriffe gegen Herrn Obermann halte ich für ungerechtfertigt." Schwarz-Schilling traut dem Vorstandschef zu, die Telekom gut durch die Affäre zu bringen: "Ich glaube, Herr Obermann ist ein Glücksfall für die Telekom", sagte Schwarz-Schilling.

Zum ehemaligen Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel sagte Schwarz-Schilling dem Tagesspiegel: "Sollte Herr Zumwinkel mit der Bespitzelung etwas zu tun haben, wäre ich von ihm wirklich sehr enttäuscht." Es sei schwer nachvollziehbar, warum Menschen versuchten, das Machtgefüge in ihrem Bereich in illegaler Weise immer weiter auszudehnen. "Ich bedaure zutiefst, dass anständige, klar denkende Unternehmer jetzt darunter leiden müssen, dass das Fehlverhalten einzelner auf ihre gesamte Kaste zurückfällt."

Als Konsequenz aus der Affäre stelle sich die Frage nach der moralischen Grundlage von Führungspersonen. "Die Telekom ist ein Unternehmen, in dem es des höchsten Vertrauensschutzes bedarf, damit es seine Funktion erfüllen kann", sagte Schwarz-Schilling. "Wenn das so wenig ernst genommen wird, dann leidet unser gesamtes zivilstaatliches System darunter." Strengere Regeln forderte Schwarz-Schilling nicht. "Man kann die beste Gesetzgebung haben, aber dennoch ein Land mit vielen Halunken sein." Das Gute an der Demokratie sei aber, dass "alles irgendwann herauskommt und damit auch korrigiert werden kann". (Tsp)

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