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Wirtschaft: Schwedisches Hickhack

EDITORIALS Die Volksabstimmung in Schweden über die Einführung des Euro wird von anderen europäischen Staaten genau beobachtet. Dabei zeigen die Schweden wie man es gerade nicht machen soll.

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Die Volksabstimmung in Schweden über die Einführung des Euro wird von anderen europäischen Staaten genau beobachtet. Dabei zeigen die Schweden wie man es gerade nicht machen soll. Sie werfen die Vorteile eines gemeinsamen Marktes einer skeptischen Wählerschaft zum Fraß vor.

Gegner wie Befürworter haben die Auswirkungen des Euro übertrieben. Umfragen zeigen, dass die „Nein“Sager mit dieser Strategie mehr Erfolg hatten. Sie liegen mit ihrem Argument nicht falsch, dass es der Wirtschaft auch außerhalb der Eurozone gut gehe. Verglichen mit den Rezessionen in Deutschland, Italien und Frankreich steht die schwedische Wirtschaft mit (geringem) Wachstum und einer Arbeitslosigkeit von drei Prozent gut da. Diese Zahlen verschleiern jedoch, dass die schwedische Wirtschaft unter der Steuerlast ächzt. Dies erinnert stark an die Situation in Kontinentaleuropa – mit oder ohne Euro.

Aber wirtschaftliche Argumente spielten in der Diskussion nur eine Nebenrolle. Die schwedische Situation ist spiegelverkehrt zur britischen. Die Schweden fürchten Sozialabbau, die Briten schreckt die Durchsetzung kontinentaler Sozialsysteme. Wie die Briten fürchten die Schweden die Angleichung der Steuersysteme – nur, dass das in Schweden Kürzungen bedeuten würde.

Die Gegenseite vertrat Premierminister Persson, der einen drastischen Sozialabbau heraufbeschwor, falls der Euro nicht eingeführt würde. Der Euro hingegen würde die soziale Sicherheit für alle verbessern. Persson macht die Wirtschaftskrisen in Deutschland und Frankreich für die mangelnde Attraktivität des Euro verantwortlich und klagt, dass das Referendum eine schlechte Idee gewesen wäre – das Parlament hätte das besser erledigt. Nur, dass das Referendum unter Persson beschlossen wurde.

Eine klare Abwägung der Vor- und Nachteile des Euro fehlte in Schweden jedoch. Entscheidend ist letztlich, ob ein Festhalten an der schwedischen Krone der Wirtschaft schadet. Weit wichtiger für die schwedische Wirtschaft ist jedoch die Deregulierung des Arbeitsmarktes. Sollte Schweden gegen den Euro stimmen, wäre es das Schlimmste, wenn Tony Blair und andere Regierungschefs aus dieser seltsamen Kampagne die falschen Schlüsse zögen.

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